Nach dem Absturz aus der 2. Bundesliga in die Fußball-Regionalliga haben die Würzburger Kickers inzwischen wieder festen Boden unter den Füßen. Der freie Fall ist gestoppt, über den Berg ist Klub deshalb noch lange nicht. Michael Grieger ist Präsident des Vereins, der 51 Prozent an der Profifußball-AG hält, in deren dreiköpfigem Aufsichtsrat der Würzburger Rechtsanwalt sitzt.
Michael Grieger: Ich sehe Hoffnungsstreifen am Horizont. Rückblickend war die Lage im November und Dezember extrem schlecht. Da standen wir kurz vor dem Insolvenzantrag.
Grieger: Ursache war unter anderem eine zu optimistische Budgetplanung für die laufende Saison. Das hatte auch damit zu tun, dass Sponsoringzusagen, die unserer Geschäftsleitung vermittelt wurden, so nicht realisiert werden konnten. Es hat sich eine große Lücke aufgetan, die Ende Dezember durch den Einstieg von Dominik Möhler als neuem Anteilseigner im Einvernehmen mit Thorsten Fischer geschlossen werden konnte. Beiden gebührt unser großer Dank.
Grieger: Leider nicht. Wir mussten in den Folgemonaten bis heute feststellen, dass das vereinbarte Rettungspaket, das in voller vereinbarter Höhe bereits geflossen ist, nicht reicht, da die Lücke deutlich größer ist. Hier kommen staatliche Corona-Hilfen ins Spiel. Die stehen eigentlich noch in sechsstelliger Höhe aus. Anders als wir uns das vorgestellt haben, gab es aber leider keine Zahlungen, sondern Rückforderungen in sechsstelliger Höhe, die sich auf in der Drittliga-Saison 2021/22 ausgezahlte Hilfen bezogen. Daneben tauchten weitere Gläubiger auf, die Altforderungen geltend machten.
Grieger: Es wird ein zusätzliches Rettungspaket notwendig sein, das wir gerade zusammen mit Dominik Möhler, als neben dem Verein zweiten Anteilseigner an der Profi AG, schnüren. Wir sind ihm sehr dankbar, dass er ein weiteres Mal bereit ist, auf freiwilliger Basis zu helfen. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, da Anteilseigner für Verluste nicht nachschusspflichtig sind. Wenn das geschafft ist, sind wir in der Konsolidierungsphase. Das bedeutet natürlich auch, dass wir dringend unseren Kosten- und Personalapparat von Liga-zwei- auf Liga-vier-Maßstab anpassen müssen. Wir sind jetzt aber endlich an dem Punkt, an dem ich das Gefühl habe: Es geht wieder voran. Dank Dominik Möhler und seiner Firma Akon hat der Fussball in der Region eine Perspektive, wobei natürlich nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Unterstützer und Sponsoren die Zukunft in den Profiligen langfristig gesichert werden kann. Diesen Anspruch erhebt die Region, was durch den großen Zuschauerzuspruch bei Heimspielen belegt ist.
Grieger: Zunächst einmal, will ich ganz klar betonen: Wenn man mir vor der Saison gesagt hätte, dass wir am Ende der Saison Zweiter werden, hätte ich das sofort genommen. Nach der Vorrunde hatte man sicher höhere Erwartungen, möglicherweise auch Träume, dass mehr für uns drin ist. Mit ein bisschen mehr Glück in den ersten Spielen nach der Winterpause, hätte es ja auch anders laufen können. Sportlich enttäuscht war ich persönlich als Fan und Funktionär einmal: beim Pokal-Aus gegen Illertissen. Ansonsten haben wir eine gute Runde erlebt und oft schönen Fußball gesehen. Für die Zukunft ist aber klar, dass wir raus müssen aus der vierten Liga. Denn als Profimannschaft ist der Betrieb hier noch schwieriger darstellbar als in der oft als problematisch geschilderten 3. Liga. Uns fehlen in der Regionalliga TV-Geld-Einnahmen im siebenstelligen Bereich.
Grieger: Sicher nicht. Denn erstens gibt es am Ende der Saison wieder Aufstiegsspiele, was die Sache schwierig macht. Und zweitens sind wir davon abhängig, was wir an Unterstützung von Sponsoren bekommen. Wir können nicht noch einmal, wie in dieser Saison, hingehen und einfach sagen: Probieren wir’s! Es braucht eine nachhaltige, verlässliche Planung und die ist abhängig davon, was wir an Geld zur Verfügung haben. Wir wollen die Region Mainfranken im Profifußball vertreten. Aber dafür braucht es einen breiteren Unterstützerkreis, der natürlich nicht auf Würzburg beschränkt sein darf.
Grieger: Es wird bei den Kickers weiter unter Profibedingungen Fußball gespielt werden. Unser Ziel ist es, den Kader im Prinzip zu erhalten und zu verbessern. Ob wir uns das leisten können, zeigen die nächsten Wochen. Ich will an dieser Stelle aber noch eine Sache geraderücken: An der Mannschaft und am Kader wurde in den letzten Wochen und Monaten nichts gespart. Ganz im Gegenteil, es wurde Geld reingesteckt. Die Spieler haben anders als anderswo jeden Monat ihr Geld bekommen. Deswegen kann ich nicht verstehen, wenn gesagt wird, die Mannschaft hätte mit Problemen im Umfeld zu kämpfen gehabt. Sie hatte keine Probleme.
Grieger: Was in Schweinfurt passiert, ist überhaupt nicht ehrenrührig und erst recht kein Anlass für Schadenfreude, sondern auch für uns Kickers eine Perspektive, die wir ernsthaft in Erwägung ziehen müssen. Es kann sein, dass auch wir irgendwann wieder zurück müssen zum Amateurstatus. Und ob es dann für einen guten Platz in der Regionalliga reicht oder eben für die Bayernliga, das liegt auch daran, wie andere Vereine wirtschaften. Auf Dauer ist der Profistatus in Liga vier nicht haltbar. Wir wollen es nächstes Jahr noch einmal probieren, aber abhängig davon, was wir von Förderern und Unterstützern jetzt noch bekommen – letztendlich hat es die Region also auch selbst in der Hand!
Grieger: Wir müssen unsere Einnahmen – in erster Linie Sponsoring – annähernd im siebenstelligen Bereich erhöhen, um den aktuellen Status halten zu können. Es gibt erste Zusagen von Partnern, die ihr Engagement verlängern und erhöhen. Aber wir werden nicht noch einmal ein solches Risiko eingehen, dass wir am Ende vor einem riesigen Finanzloch und kurz vor der Pleite stehen. Wir wollen die Brötchen backen, für die das Geld reicht.
Grieger: Ja. Die Lage ist zwar durch die weltwirtschaftliche Situation für alle nicht einfacher geworden. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass sogar drei Profimannschaften nebeneinander existieren können. Die Würzburger Kickers stehen jedenfalls für ein Miteinander im Sport.
Grieger: Sportlich habe ich keine Hoffnung mehr. Und darauf zu hoffen, dass Unterhaching die Lizenz nicht erhält, finde ich unsportlich. Wenn es so kommen sollte, würden wir das Angebot natürlich annehmen. Aber darauf spekuliere ich nicht.
Grieger: Wir wollen weiter Profibedingungen bieten. Aber kleinere Abstriche sind nötig. Wir werden nicht mehr in Randersacker trainieren, sondern auf unseren eigenen Plätzen.
Grieger: In Randersacker haben wir in den letzten Jahren hervorragende Bedingungen vorgefunden. Aber auch die Verhältnisse am KRE-Sportpark sind sehr ordentlich und beileibe keine Ausrede für sportlichen Misserfolg. Die Mannschaft spielt in der Regionalliga jede zweite Woche auf Sportplätzen wie in Buchbach oder Vilzing. Da bin ich mir noch nicht einmal sicher, ob ein optimal gepflegter Trainingsplatz die optimale Vorbereitung bietet.
Grieger: Es darf keine Abenteuer mehr geben! Wir können nur das ausgeben, was wir einnehmen. Natürlich gibt es manchmal ungeplante Ausgaben, weil Dinge kaputt gehen. Unser Stadion kostet uns viel Geld und da sind wir auch weiterhin auf die Hilfe der Stadt angewiesen. Ich würde mir wünschen, dass sich Würzburg als Sportstadt positioniert und den Vereinen entsprechend in Sachen Infrastruktur hilft. Das gilt nicht nur für die Kickers.
Man serviert der Öffentlichkeit alles immer nur scheibchenweise und auch bei den
Kickers kommt das dicke Ende nach dieser Saison noch.
Ich verstehe echt nicht, warum manche, die Antipathien gegen die Kickers hegen meinen, hier ständig ihren unqualifizierten Unsinn von sich geben zu müssen.
Lieber mal bei den Kickers Beiträgen nichts kommentieren und woanders rumnörgeln, wäre besser.
Die Kickers haben genau das gemacht, was man als solider Geschäftsmann nicht mach: Gehofft, dass alles schon irgendwie wird. Immer bis zu Kante gelebt, hauptsachlich die schwarze Null könnte irgendwie stehen. Ein Depp wird schon noch sponsern und das hoffen sie auch wieder.