Harald Funsch ist nicht mehr Trainer des Fußball-Bayernligisten FV 04 Würzburg. In der Nacht auf Dienstag teilte der 59-Jährige mit, dass er zurückgetreten sei. Zuvor hatte er, nachdem Mannschaft und Trainer nach dem wie gewohnt angesetzten Training noch einmal gesprochen hatten, am späten Abend auch die Spieler darüber informiert.
Funsch erklärte in seiner Mitteilung, dass er sich mit den Verantwortlichen des Vereins und seinem Trainerteam in den vergangenen etwas mehr als zwei Jahren "mit aller Kraft dafür eingesetzt" habe, "die Strukturen in und um die Mannschaft (...) zu verbessern". Vor dieser Saison sei die Entscheidung, "eine neue Mannschaft mit eigenen Talenten zu entwickeln", im Verein gemeinsam getroffen worden.
Nullvierer rutschen in der Bayernliga nach einem guten Saisonstart ab
Trotz der Abgänge einiger Leistungsträger und der Vorhersage, dass dies eine schwierigere Saison werde, startete der FV mit drei Siegen aus den ersten vier Spielen in die Runde. Nachdem sich Anfang August, wie geplant, mit Lukas Imgrund, Nico Wagner und Lukas Illig drei weitere Stammspieler zu Auslandsaufenthalten verabschiedeten, rutschte die Mannschaft mit einer Serie von elf sieglosen Spielen, die erst mit einem 4:2 beim Tabellen-Letzten SC Feucht gestoppt wurde, in der Tabelle bis in die Abstiegszone ab.
Funsch bedauerte im Text, dass die Etappenziele in der Vorrunde der laufenden Saison "aus vielerlei Gründen" nicht erreicht worden seien. Aufgrund von mehreren Ausfällen und drei Rot-Sperren wechselten von Woche zu Woche die zur Verfügung stehenden Spieler. Bis auf Torhüter André Koob absolvierte kein Spieler die bisherigen 18 Partien.
Funsch spürt im Verein nicht mehr das Vertrauen für eine Zusammenarbeit
Vor dem letzten Vorrunden-Spieltag, an dem der FV spielfrei ist, stehen die Blauen mit 15 Punkten auf dem 18. Platz, einem Abstiegsplatz. Für den Klassenerhalt sei es wichtig, sich "gemeinsam zu vertrauen und an einem Strang zu ziehen". Zuletzt habe er dieses Vertrauen aber nicht mehr gespürt, begründet Funsch den Rücktritt. Dass Ergebnisse ausgeblieben seien, dafür sei letztlich er als Trainer "verantwortlich und angreifbar" geworden.
Obwohl die junge Mannschaft "trotz aller Nackenschläge alles rausgehauen habe", schreibt Funsch, was auch der Auftritt am vergangenen Samstag beim 0:0 gegen Bayern Hof zeigte, sei er zum Entschluss gekommen, den Weg freizumachen. Er hoffe, dass die Mannschaft dadurch noch einmal "neue Kräfte freisetzen" könne. Der Zeitpunkt, vor dem spielfreien Wochenende, scheint dabei bewusst gewählt. Nun gebe es die Gelegenheit für alle, "die Dinge neu zu ordnen".
An diesem Donnerstag findet beim FV die Mitgliederversammlung statt
Das sollte bereits an diesem Donnerstag geschehen, wenn die turnusgemäße Mitgliederversammlung des Vereins an der Mainaustraße mit der Neuwahl des Vorstands stattfindet. Dort wird sich Sportvorstand Marco Scheder nun wohl nicht nur zur aktuellen Lage, sondern nun auch zu Funschs Rücktritt äußern, womit dieser wohl einer kontroversen Trainer-Diskussion zuvorgekommen ist.
Nach Informationen dieser Redaktion hatte sich in den vergangenen Wochen eine Gruppe gebildet, die aufgrund der sportlich schwierigen Situation der ersten Mannschaft gegen die sportliche Leitung des Vereins und insbesondere gegen den Trainer opponierte. So waren nach den verlorenen Heimspielen gegen Ammerthal und Fortuna Regensburg auch vereinzelte Unmutsbekundungen auf der Sportanlage zu hören. Diese kamen aber nicht aus den Reihen der organisierten Fans, die ihr Team zuletzt auch in Hof unterstützten.
Funsch ist sich sicher, dass der FV die gesetzten Ziele erreichen kann
In seinem Schreiben bedankte sich Funsch auch "bei allen wirklichen und ehrlichen Unterstützern des Vereins", was von der Formulierung her nahelegt, dass es in den vergangenen Wochen im Umfeld der Mannschaft geknirscht haben muss. Seinem Trainer- und Betreuerteam sowie der Mannschaft dankte er für die gute Zusammenarbeit. "Ich wünsche allen viel Glück und Erfolg für die Zukunft", endet die Mitteilung. Er sei sich sicher, dass "die gesteckten Ziele erreichbar" seien.
Der Oberdürrbacher hatte die Nullvierer im August 2021 als Nachfolger Berthold Göbel übernommen und in der Saison 2021/22 über zwei Relegationsrunden mit Hin- und Rückspiel gegen Karlburg und Röllbach zum Klassenerhalt geführt. In der vergangenen Saison gelang dem FV der direkte Klassenerhalt bereits drei Spieltage vor dem Saisonende.