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Aus Unterfranken nach Namibia: Lehrer und WFV-Fußballer Lukas Illig ist auch in Afrika Pädagoge und Sportler zugleich
Der Bayernliga-Kicker vom FV 04 Würzburg hat sich auf eine besondere Reise begeben. Warum ihm der Unterricht in Namibia leichter als das Taktiktraining fällt.
Lukas Illig aus Aura im Landkreis Bad Kissingen verbringt derzeit als Lehrer rund ein halbes Jahr in Namibia. Bei den Schülerinnen und Schülern scheint er gut anzukommen.
Foto: Lukas Illig | Lukas Illig aus Aura im Landkreis Bad Kissingen verbringt derzeit als Lehrer rund ein halbes Jahr in Namibia. Bei den Schülerinnen und Schülern scheint er gut anzukommen.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Zwischen Würzburg und der Rhön kennt man Lukas Illig aus Aura (Landkreis Bad Kissingen) wohl in zweierlei Hinsicht: einmal als Lehrer, zuletzt im Referendariat an der Mittelschule Münnerstadt, vor allem aber auch als Fußballer.

Früher beim FC 05 Schweinfurt oder TSV Großbardorf am Ball, spielt Illig heute für den Würzburger FV in der Bayernliga Nord. Wenngleich die FVler ihren Mittelfeldmann derzeit schmerzlich vermissen. Seit August verbringt Illig mindestens ein halbes Jahr in Namibia.

Lukas Illigs Dynamik fehlt dem Würzburger FV derzeit in der Fußball-Bayernliga.
Foto: Julien Becker | Lukas Illigs Dynamik fehlt dem Würzburger FV derzeit in der Fußball-Bayernliga.

Dort, im südwestlichen Afrika, vereint er gewissermaßen seine Leidenschaften. Über das "Namibia School Project" des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) lebt und arbeitet der 26-Jährige in der 5000-Einwohner-Stadt Karibib, mittig zwischen Namibias Hauptstadt Windhoek und dem Küstenort Swakopmund gelegen.

Lukas Illig möchte in Afrika Freude am Unterricht vermitteln und selbst Erfahrungen sammeln

An einer Privatschule unterrichtet der Auraer dort Sport, Kunst, Religion und Ethik, trainiert außerdem die Fußball-Schulmannschaft und bietet darüber hinaus Training für die Einheimischen an. Im Gegenzug bekommt er Unterkunft und Nahrung gestellt sowie umgerechnet rund 50 Euro im Monat für weitere Besorgungen, erzählt er im Telefonat mit dieser Redaktion.

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Erfahrungen über den Tellerrand hinaus habe er selbst sich von der Reise versprochen, so Illig. Und etwas Gutes für die Menschen in Namibia zu bewirken: "Ich will Freude am Unterricht vermitteln. In manchen Schulen in Namibia, in meiner zum Glück nicht, werden die Kinder wohl geschlagen und der Unterricht ist überhaupt sehr konservativ. Die Lehrer sprechen fast die ganze Stunde." Das wolle er anders, aktiver gestalten.

Lukas Illig beim Sportunterricht mit einer fünften Klasse.
Foto: Lukas Illig | Lukas Illig beim Sportunterricht mit einer fünften Klasse.

Neben der Sprache - "mein Englisch ist so lala, da mute ich den Kindern schon etwas zu" - macht Illig im Unterricht vor allem der Bewegungsdrang seiner Schülerinnen und Schüler zu schaffen. "Die Kinder haben unglaublich viel Energie, wollen ständig tanzen und sich bewegen. Das ist fast schon zu viel", sagt er und lacht.

Rauslassen sollen sie die Power unter anderem beim Fußball. Viel organisiert sei da nicht gewesen, so Illig. Zu seinem ersten Fußballtraining kamen dann um die 45 Menschen, wenn auch die meisten mit einer guten Stunde Verspätung. "Die deutsche Pünktlichkeit kann man sich hier gleich abgewöhnen", nimmt er das mit dem notwendigen Humor.

Ihn selbst bringe der Aufenthalt in vielerlei Hinsicht weiter. "Ich habe schon gelernt, dass man nicht wirklich viel braucht, um glücklich zu sein." Er wolle künftig auch zuhause minimalistischer leben. "Hier spielen bei 35 Grad 40 Kinder mit einem platten Fußball und freuen sich riesig, dass überhaupt einer da ist." In Deutschland sei das schwer vorstellbar.

Die Premiere der Schulmannschaft ging für den Trainer Lukas Illig in die Hose

Auch die Fußballer in seiner Schulmannschaft seien froh, dass ein organisiertes Spiel stattfindet – obwohl der erste Kick gleich einmal mit 2:8 verloren ging. "Es ist nicht einfach, taktisch zu trainieren. Da geht es mehr um den Spaß am Spiel", sagt Illig schmunzelnd.

Lukas Illig mit der Fußballmannschaft seiner Privatschule in gespendeten Trikots.
Foto: Lukas Illig | Lukas Illig mit der Fußballmannschaft seiner Privatschule in gespendeten Trikots.

Souveränen Umgang mit Niederlagen könnte in der Bayernliga derzeit auch Illigs Verein, der FV 04 Würzburg, gebrauchen. Die Zellerauer stecken im Tabellenkeller fest. Das verfolge er zwar natürlich, aber das Internet sei zu schlecht, um die Spiele im Livestream zu beobachten.

WFV-Fans gibt es in Namibia jetzt trotzdem: Denn gleich drei Zusatzkoffer mit Spenden, unter anderem mit Trikots der Würzburger, hat Illig mit nach Afrika gebracht. Die Kids an seiner Schule, einer Privatschule, brauchen die aber "eher weniger", so Illig. "Es gibt hier deutlich ärmere Leute." Die Trikots hat er deshalb an einer Staatlichen Schule, in der teils bis zu 50 Kinder in einer Klasse beschult werden, verteilt.

Die alten Trikots der Würzburger FVs sorgten an einer Schule in Namibia für große Freude.
Foto: Lukas Illig | Die alten Trikots der Würzburger FVs sorgten an einer Schule in Namibia für große Freude.

Wann es zurück nach Unterfranken geht, steht für Illig noch nicht ganz fest. Das Projekt in Namibia endet Anfang Dezember. Danach möchte er noch etwas weiter auf Reisen gehen, vielleicht nach Südafrika, Mosambik oder Madagaskar, erzählt er. Weihnachten am Strand zu erleben, darauf freue er sich besonders.

Irgendwann aber, das stehe fest, will er zurück nach Hause kommen. "Ich vermisse meine Familie, meine Freunde, auch meine alte Schule und das Schulsystem schon", sagt Illig. Ein kompletter Neuanfang in Afrika komme für ihn nicht infrage. Auch wenn er zugibt: "Es wäre gelogen wenn ich sage, dass ich mich heute schon darauf freue, mich den Rest meines Lebens wieder im System zu bewegen."

Mehrmals schon hatte Illig in Namibia Besuch aus der Heimat. Dorthin möchte er auf jeden Fall zurück.
Foto: Lukas Illig | Mehrmals schon hatte Illig in Namibia Besuch aus der Heimat. Dorthin möchte er auf jeden Fall zurück.

Dass er überhaupt aber nun schon bald drei Monate in Afrika lebt, sei so sicher zunächst gar nicht gewesen. "Viele sagen, dass man nach der ersten Woche sofort wieder zurück will. So war es jetzt nicht, aber ich habe mich schon manchmal gefragt, was ich hier mache." Keinen Strom habe es zunächst gegeben, kein warmes Wasser, dafür aber "einige Tierchen" mit vielen Beinen in seiner Wohnung. Aber: "Ich habe mich daran gewöhnt und mittlerweile fliegt die Zeit."

 
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