Trotz eines bärenstarken Auftritts stieg die Würzburger Freiwasser-Schwimmerin Leonie Beck am Mittwochmorgen (1.30 Uhr MESZ, 8.30 Uhr Ortszeit) wohl zunächst etwas enttäuscht aus dem Wasser des Odaiba Marine Parks. Bei den Olympischen Spielen in Tokio schwamm die 24-Jährige im Zehn-Kilometer-Rennen auf Rang fünf, obwohl sie sich lange unter den besten drei Schwimmerinnen gehalten, zum Teil sogar das Feld angeführt hatte. Olympiasiegerin wurde die hochfavorisierte, elfmalige Weltmeisterin Ana Marcela Cunha aus Brasilien, vor der Niederländerin Sharon van Rouwendaal, die 2016 in Rio Gold geholt hatte, und der Australierin Kareena Lee. Die zweite Deutsche im Rennen, Finnia Wunram, kam als Zehnte ins Ziel.
Beck präsentierte sich bei ihrem ersten olympischen Freiwasser-Rennen von Anfang an stark, übernahm in der ersten Runde sogar die Führung und hielt sich dann kontinuierlich im Spitzenfeld - zunächst hinter der Amerikanerin Ashley Twichell und der hochfavorisierten Brasilianerin Cunha. Es wirkte, als hätten die schwierigen Bedingungen in der Vorbereitung - unter anderem die Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen gegen ihren Trainer Stefan Lurz - eher gestärkt als geschwächt, ihr die Entschlossenheit gegeben, die es braucht, in so einem Rennen.
Selbst als die WM-Dritte in der Hitze von Tokio (die Wassertemperatur betrug beim Start 29,3 Grad) bei der dritten von sechs Versorgungsstationen ihr Getränk verpasste, konnte sie das nicht aufhalten. Immer noch auf Rang drei kam sie eine Runde später, nach insgesamt gut sechs Kilometern, wieder am Steg vorbei, auf dem ihr Papa Alexander Beck, zugleich Mannschaftsarzt des deutschen Freiwasser-Teams stand, und sie diesmal adäquat versorgen konnte. "Gut trinken jetzt, Leonie", rief der Mediziner, der im Vorfeld vor der Hitze in Tokio und den daraus resultierenden schwierigen Bedingungen gewarnt hatte, seiner Tochter noch zu - und schon war sie wieder weg. Weiter auf dem Weg Richtung Medaille, die in diesem Moment zum Greifen nahe schien.
Dass sie kurzzeitig auf Rang vier schwamm, und unter anderem van Rouwendaal an sich vorbeiziehen ließ, sagte zunächst nichts aus. Denn in der vorletzten von sieben Runden setzte sich die Würzburgerin nach gut eineinhalb Stunden mit einem starken Auftritt wieder an die Spitze des Feldes - mit gut zwei Sekunden Vorsprung auf die Amerikanerin Twichell. Blieb aus deutscher Sicht die bange Frage: Kann sie dieses Tempo halten?
Nicht ganz, war die ehrliche Antwort. Gut 500 Meter vor dem Ziel fiel Beck bereits etwas zurück, hielt sich mit 2,1 Sekunden Rückstand auf die inzwischen führende Cunha aber noch wacker auf Rang drei. Bis sich die Australierin Kareena Lee vor sie schob. Ab diesem Zeitpunkt verlor Beck den Anschluss zum Spitzentrio und musste sich am Ende trotz eines richtig starken Rennens mit Rang fünf begnügen.
Einen ausführlichen Bericht mit Stimmen finden Sie hier.