
Erstmals seit 13 Monaten wird die Würzburger Freiwasserschwimmerin Leonie Beck am Samstag wieder an einem internationalen Wettkampf teilnehmen. In Doha (Katar) startet die "Fina Marathon Swim World Series" mit einem Zehn-Kilometer-Rennen. 99 Athletinnen und Athleten aus 27 Ländern werden daran teilnehmen - darunter Beck und ihre junge Würzburger Kollegin Lea Boy, die 2019 Deutsche Meisterin im Freiwasser geworden war.
Der Bundeskader der Freiwasserschwimmer war zuletzt von Vorwürfen gegen Trainer und Stützpunktleiter Stefan Lurz erschüttert worden. Mitte Februar berichteten im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ehemalige Schwimmerinnen anonymisiert von sexualisierter Gewalt durch den heute 43-Jährigen. Einige sollen zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein. Inzwischen ermittelt die Würzburger Staatsanwaltschaft.
Lurz hatte sein Amt als Bundestrainer kurz nach Erscheinen des "Spiegel"-Artikels niedergelegt. Das Training am Freiwasser-Bundesstützpunkt Würzburg liegt nun in den Händen von Nikolai Evseev, der bereits im September 2020 in die Domstadt gekommen war, um sich neben Lurz als zweiter Bundesstützpunkttrainer um die Freiwasserschwimmer zu kümmern. Alleine musste er die beiden Würzburger Schwimmerinnen nun auf Doha vorbereiten. Unter den gegebenen Umständen sicher keine leichte Aufgabe.
Immerhin: An das Rennen in Katar dürfte Beck, die - sollten sie stattfinden - im Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio an den Start gehen wird, gute Erinnerungen haben. Im vergangenen Jahr gewann sie in Doha und holte in 1:56:41,1 Stunden ihre erste Goldmedaille in einem Weltcup. Das war kurz bevor die Corona-Pandemie die Gesellschaft in ihren Würgegriff nahm. "Ich bin natürlich sehr aufgeregt, nach 13 Monaten endlich wieder an einem Wettkampf teilnehmen zu dürfen", erklärt Beck am Donnerstag auf Nachfrage dieser Redaktion. Sie hoffe, auch diesmal gut abschneiden zu können, doch: "Die Konkurrenz ist wieder sehr groß und viele der potenziellen Olympiateilnehmerinnen von Tokio sind am Start."
Die Würzburgerin ist dennoch guter Dinge ob des anstehenden Rennens:"Die Vorbereitungen verliefen den Umständen entsprechend gut." Betreut werden sie und Boy in Doha von Becks Vater Alexander Beck, der zugleich der Teamarzt der deutschen Freiwasserschwimmer ist, und der Physiotherapeutin Carmen Hoffstadt.
Während auch die meisten internationalen Topstars an den Persischen Golf reisen, verzichten Deutschlands weitere Freiwasser-Olympiastarter Florian Wellbrock, Rob Muffels und Finnia Wunram auf die Teilnahme an dem Weltcup in Doha. "Mit Beckenschwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn schließen sie dieser Tage ein vierwöchiges Höhentraining für die Olympiavorbereitung ab", heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV). Dessen Effekt solle nicht gleich mit einer weiteren Reise aufs Spiel gesetzt werden.