zurück
Was macht eigentlich?
Kickers- und FV-Held Ricardo Borba: der fußballerische Entwicklungshelfer
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Menschen, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der frühere Würzburger Mittelfeld-Regisseur Ricardo Borba aus seinem Leben.
Jawoll! Carl Murphy (links) und Kapitän Ricardo Borba (beide damals bei den Würzburger Kickers) feiern nach dem Toto-Pokal-Finale 2014, das die Kickers mit 6:4 im Elfmeterschießen gegen den SV Schalding-Heining gewannen.
Foto: Fabian Frühwirth | Jawoll! Carl Murphy (links) und Kapitän Ricardo Borba (beide damals bei den Würzburger Kickers) feiern nach dem Toto-Pokal-Finale 2014, das die Kickers mit 6:4 im Elfmeterschießen gegen den SV Schalding-Heining gewannen.
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:21 Uhr

Juli 2009: Gut ein halbes Jahr ist es her, dass Thorsten Fischer mit seiner Firma Flyeralarm bei den Würzburger Kickers eingestiegen ist. Zunächst läuft es nicht rund – das Team steigt aus der Fußball-Bayernliga in die Landesliga ab. Doch nun kommt einer, den in der Region kaum jemand kennt. Ricardo Borba wird an den Main gelotst; mit der Empfehlung von zehn Toren in 35 Spielen für den nordrhein-westfälischen Oberligisten FC Gütersloh. Was damals noch niemand ahnt: Der zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alte Brasilianer wird für Würzburg zum Volltreffer werden – und das nicht nur bei den Kickers.

Der heute 38-Jährige wird schnell eine prägende Figur im Spiel der Rothosen. So kommt's, dass man ihn bis heute in der Domstadt verehrt und fast vergessen hat, dass er 2012 mal für sechs Monate gesperrt worden war, weil er bei einem Hallenturnier einen Referee angegangen haben soll. "Ich habe den Schiedsrichter nicht geschlagen", beteuerte Borba im Juli 2014, als er wieder nach Brasilien ging. Bernd Hollerbach, damals neuer Trainer beim aufstrebenden Klub am Dallenberg, plante nicht mehr mit ihm.

Der 1,78 Meter große Mann, der aus Brasilien wegen des Fußballs kam, zog zurück in sein Heimatland, um in São Sepé, seiner Heimatstadt, einen Rasenplatz zu bauen, diesen zu vermieten und ihn auch für seine eigene Fußballschule zu nutzen. Was sich nach einem Abschied für immer anhörte, wurde zu einem Zwischenstopp auf Zeit, denn: Im Januar 2016 tauchte Borba wieder in Würzburg auf und wurde zum Held des ewigen Rivalen Würzburger FV: 14 Spiele, in denen er sechs Tore machte, absolvierte er unter seinem Ex-Teamkameraden Marc Reitmaier für die damals akut abstiegsgefährdeten Blauen in der Bayernliga Nord und rettete sie so vor dem Abstieg.

Im Juli ging es dann wieder zurück nach Brasilien. Borba, der seit 2012 auch einen deutschen Pass hat, kümmert sich dort mittlerweile um "seinen" Rasenplatz, eine Soccerhalle und ein Beach-Feld sowie natürlich um die Kinder-Fußballschule. Quasi – wie in Würzburg – als fußballerischer Entwicklungshelfer. An die Zeit in Franken erinnert sich der stets fröhlich wirkende Offensivmann noch immer gern zurück. Nicht umsonst betont er: "Liebe Grüße an alle Rot- und Blau-Fans."

Frage: Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Ricardo Borba: Bei uns ist es – relativ gesehen – besser geworden mit Corona. Ich hoffe, das bleibt so! Aber es war sehr schwer – wie in allen anderen Ländern. 

Ihre gegenwärtige Form?

Borba: Ich bin immer noch Sportler. 

So kennt man ihn: Ricardo Borba bejubelt im April 2016 einen Treffer für den Würzburger FV. 
Foto: Heiko Becker | So kennt man ihn: Ricardo Borba bejubelt im April 2016 einen Treffer für den Würzburger FV. 
Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Borba: Ich spiele noch mit Freunden Fußball, aber nicht mehr oft. Bin zu alt geworden (lacht).

Und was bewegt Sie?

BorbaNichts – ich arbeite in meinem Unternehmen. 

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Borba: Ich fühle mich noch jung. 

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Borba: Meine Familie – und wie gut ich das Leben ausgenutzt habe. 

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

BorbaIns heutige Deutschland. 

Ihr Lieblingsort?

Borba: Das ist auf jeden Fall mein Fußballplatz – da bin ich den ganzen Tag.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Borba: Es wird immer bessere Tage geben.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Borba: Nicht immer gewinnt der Beste, sondern derjenige, der die wenigsten Fehler macht. 

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Borba: Wenn ich mich bedroht fühle.  

Ein Mann mit feinem Füßchen: Ricardo Borba (rechts), der hier 2013 von Stefan Müller (FC 04 Ingolstadt II) bedrängt wird.
Foto: Fabian Frühwirth | Ein Mann mit feinem Füßchen: Ricardo Borba (rechts), der hier 2013 von Stefan Müller (FC 04 Ingolstadt II) bedrängt wird.
Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Borba: Meine Familie oder besten Freunde. 

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

BorbaEs war sehr schwierig, aber mit der Zeit habe ich es akzeptiert. Manchmal sind die Gedanken an meine Karriere einfach da. Ich vermisse die Zeit in Deutschland wirklich manchmal. 

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Borba: Viele Momente, aber der wichtigste ist meiner Meinung nach die Geburt meines Sohnes. 

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Borba: Da möchte ich keine Antwort geben.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Borba: Ich glaube, ich habe nie daran gedacht, etwas anderes als ein Fußballspieler zu sein. 

Ihr Lieblingssportler heute?

Borba: Cristiano Ronaldo. 

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Borba: Mit 17 nach Deutschland reisen, um dort Fußball zu spielen. 

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Borba: Auch das möchte ich nicht beantworten.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Borba: Über die Geschichten meines Sohnes. 

Der Mann mit der Nummer 10: Ricardo Borba prägte lange das Spiel der Würzburger Kickers. 
Foto: Wetterich | Der Mann mit der Nummer 10: Ricardo Borba prägte lange das Spiel der Würzburger Kickers. 
Was regt Sie auf?

Borba: Ungerechtigkeit. 

Wen bewundern Sie – und wofür?

Borba: Deutschland, für die Organisation – im Vergleich zu anderen Orten, die ich gesehen habe. 

Wer oder was macht Sie glücklich?

Borba: Das Leben, meine beiden Kinder, meine Arbeit. 

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Borba: Ich habe Angst, die Zukunft meines derzeit vier Jahre alten Sohnes und meiner zwei Jahre alten Tochter nicht mehr miterleben zu können. 

Was möchten Sie noch lernen?

Borba: Weiß nicht...

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Borba: Meine Freunde in Deutschland besuchen.  

Wovon träumen Sie?

Borba: Geheimnis! (lacht)

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

BorbaGib niemals deine Träume auf!

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Borba: Als Teil meiner Familie. 

Was macht eigentlich . . . ?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Dominik Großpietsch
Bayernliga Nord
Bernd Hollerbach
Covid-19-Pandemie
Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro
FC Würzburger Kickers
Fußballfelder
Fußballspieler
Karriere und beruflicher Werdegang
Was macht eigentlich
Würzburger FV
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top