Juli 2009: Gut ein halbes Jahr ist es her, dass Thorsten Fischer mit seiner Firma Flyeralarm bei den Würzburger Kickers eingestiegen ist. Zunächst läuft es nicht rund – das Team steigt aus der Fußball-Bayernliga in die Landesliga ab. Doch nun kommt einer, den in der Region kaum jemand kennt. Ricardo Borba wird an den Main gelotst; mit der Empfehlung von zehn Toren in 35 Spielen für den nordrhein-westfälischen Oberligisten FC Gütersloh. Was damals noch niemand ahnt: Der zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alte Brasilianer wird für Würzburg zum Volltreffer werden – und das nicht nur bei den Kickers.
Der heute 38-Jährige wird schnell eine prägende Figur im Spiel der Rothosen. So kommt's, dass man ihn bis heute in der Domstadt verehrt und fast vergessen hat, dass er 2012 mal für sechs Monate gesperrt worden war, weil er bei einem Hallenturnier einen Referee angegangen haben soll. "Ich habe den Schiedsrichter nicht geschlagen", beteuerte Borba im Juli 2014, als er wieder nach Brasilien ging. Bernd Hollerbach, damals neuer Trainer beim aufstrebenden Klub am Dallenberg, plante nicht mehr mit ihm.
Der 1,78 Meter große Mann, der aus Brasilien wegen des Fußballs kam, zog zurück in sein Heimatland, um in São Sepé, seiner Heimatstadt, einen Rasenplatz zu bauen, diesen zu vermieten und ihn auch für seine eigene Fußballschule zu nutzen. Was sich nach einem Abschied für immer anhörte, wurde zu einem Zwischenstopp auf Zeit, denn: Im Januar 2016 tauchte Borba wieder in Würzburg auf und wurde zum Held des ewigen Rivalen Würzburger FV: 14 Spiele, in denen er sechs Tore machte, absolvierte er unter seinem Ex-Teamkameraden Marc Reitmaier für die damals akut abstiegsgefährdeten Blauen in der Bayernliga Nord und rettete sie so vor dem Abstieg.
Im Juli ging es dann wieder zurück nach Brasilien. Borba, der seit 2012 auch einen deutschen Pass hat, kümmert sich dort mittlerweile um "seinen" Rasenplatz, eine Soccerhalle und ein Beach-Feld sowie natürlich um die Kinder-Fußballschule. Quasi – wie in Würzburg – als fußballerischer Entwicklungshelfer. An die Zeit in Franken erinnert sich der stets fröhlich wirkende Offensivmann noch immer gern zurück. Nicht umsonst betont er: "Liebe Grüße an alle Rot- und Blau-Fans."
Ricardo Borba: Bei uns ist es – relativ gesehen – besser geworden mit Corona. Ich hoffe, das bleibt so! Aber es war sehr schwer – wie in allen anderen Ländern.
Borba: Ich bin immer noch Sportler.
Borba: Ich spiele noch mit Freunden Fußball, aber nicht mehr oft. Bin zu alt geworden (lacht).
Borba: Nichts – ich arbeite in meinem Unternehmen.
Borba: Ich fühle mich noch jung.
Borba: Meine Familie – und wie gut ich das Leben ausgenutzt habe.
Borba: Ins heutige Deutschland.
Borba: Das ist auf jeden Fall mein Fußballplatz – da bin ich den ganzen Tag.
Borba: Es wird immer bessere Tage geben.
Borba: Nicht immer gewinnt der Beste, sondern derjenige, der die wenigsten Fehler macht.
Borba: Wenn ich mich bedroht fühle.
Borba: Meine Familie oder besten Freunde.
Borba: Es war sehr schwierig, aber mit der Zeit habe ich es akzeptiert. Manchmal sind die Gedanken an meine Karriere einfach da. Ich vermisse die Zeit in Deutschland wirklich manchmal.
Borba: Viele Momente, aber der wichtigste ist meiner Meinung nach die Geburt meines Sohnes.
Borba: Da möchte ich keine Antwort geben.
Borba: Ich glaube, ich habe nie daran gedacht, etwas anderes als ein Fußballspieler zu sein.
Borba: Cristiano Ronaldo.
Borba: Mit 17 nach Deutschland reisen, um dort Fußball zu spielen.
Borba: Auch das möchte ich nicht beantworten.
Borba: Über die Geschichten meines Sohnes.
Borba: Ungerechtigkeit.
Borba: Deutschland, für die Organisation – im Vergleich zu anderen Orten, die ich gesehen habe.
Borba: Das Leben, meine beiden Kinder, meine Arbeit.
Borba: Ich habe Angst, die Zukunft meines derzeit vier Jahre alten Sohnes und meiner zwei Jahre alten Tochter nicht mehr miterleben zu können.
Borba: Weiß nicht...
Borba: Meine Freunde in Deutschland besuchen.
Borba: Geheimnis! (lacht)
Borba: Gib niemals deine Träume auf!
Borba: Als Teil meiner Familie.