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Was macht eigentlich?
Zöpfe flechten statt Toreschießen: Peter Heyers Leben nach dem langen Leiden
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Franken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der langjährige Regional- und Oberliga-Torjäger Peter Heyer aus seinem Leben.
So kennt man ihn: Peter Heyer (vorne), hier im Sander Trikot, beim Spiel gegen den FC 05 Schweinfurt II am 5. September 2014. Torwart Christoph Saballus (blaues Trikot) überwand er damals zwei Mal. 
Foto: Ralf Naumann | So kennt man ihn: Peter Heyer (vorne), hier im Sander Trikot, beim Spiel gegen den FC 05 Schweinfurt II am 5. September 2014. Torwart Christoph Saballus (blaues Trikot) überwand er damals zwei Mal. 
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:06 Uhr

Es lief - richtig gut sogar. 19 Tore hatte Peter Heyer in der Fußball-Landesliga-Saison 2014/15 für den FC Sand schon geschossen, doch dann kam der 29. November 2014. Ein Tag, den der heute 41 Jahre alte Ex-Offensivmann, der besonders bei Eintracht Bamberg sowie dem FSV Erlangen-Bruck, beim FC 05 Schweinfurt, in Frohnlach und eben Sand für Furore in der Regional- und Oberliga gesorgt hat, nicht mehr vergessen wird: Bei einem Foul des Keepers
Marc-André De Millas (der damals noch Oertelt hieß)
 im Spiel der Sander beim damaligen Aufsteiger Baiersdorfer SV (5:0) brach er sich das Schien- und Wadenbein. Nicht nur die Karriere des Stürmers, der in der Saison 2006/07 mit 27 Treffern gar bester Schütze aller Oberligen war, endete abrupt - acht Operationen folgten. 

Heyer, Lehrer für Deutsch und Sport an einem Bamberger Gymnasium und mittlerweile Vater einer sechs Jahre alten Tochter und eines vierjährigen Sohnes, ist, so erzählt er, "jetzt eigentlich soweit, dass ich sehr zufrieden bin mit meinem Bein". Die Geburten der beiden hätten ihm nach der schweren Zeit, in der seine Frau schwanger war und schlechte Prognosen hinsichtlich seines Beins abgegeben wurden, sehr geholfen. "Ich habe die nächsten Monate beziehungsweise Jahre versucht, das Beste daraus zu machen und sehr viel Zeit in die Reha investiert."

Und das hat sich gelohnt: Der Bamberger ist nun wieder zurück auf dem Platz. Manchmal ist er Teil der Trainingseinheiten der Bamberger Eintracht oder spielt für die Alten Herren - zudem coacht er seine Kinder, die - wie er früher - beim FC Eintracht Bamberg dem Ball nachjagen. "Das macht mir unheimlich viel Spaß und ich hoffe, die Freude am Sport bei den Kindern zu entwickeln, sie für den Sport zu begeistern und ihnen dabei auch ein paar gewisse Werte zu vermitteln."

Frage: Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Peter Heyer: Vor einigen Wochen hat es uns leider selbst erwischt, meine beiden Kinder und ich waren positiv und in Quarantäne. Ich hoffe, dass die nächsten Monate besser werden als die im vergangenen Jahr, dass gerade unsere Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, Sport zu treiben und ein halbwegs normales soziales Leben führen können.

Ihre gegenwärtige Form?

Heyer: Ich halte mich eigentlich ganz ordentlich in Form und mache Sport, sofern es die Zeit zulässt.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Heyer: Ich spiele natürlich immer noch sehr gerne Fußball. Die aktuellen Bamberger Trainer und ihr Vorgänger erlauben es mir - beziehungsweise haben es mir erlaubt, immer mal wieder zum Training kommen zu dürfen, was mir wirklich sehr viel Spaß macht. Dafür vielen Dank an dieser Stelle. Ansonsten habe ich jetzt auch in der Altherren-Mannschaft ein paar Mal mitgespielt, was auch eine sehr nette Truppe ist, die mich sehr gut aufgenommen hat. Sonst gehe ich noch Joggen und mache verschiedene Workouts, wenn die Zeit dafür da ist. 

Und was bewegt Sie?

Heyer: Einerseits das ganze Leid, das es leider noch überall auf der Welt gibt. Andererseits aber auch viele Dinge, die unsere Kinder betreffen. Egal, ob es etwas Schönes oder Trauriges ist. Wenn bei den Kindern ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ist das für mich auch sehr bewegend.

War auch beim FC 05 Schweinfurt unter Vertrag: Peter Heyer (links), der hier mit dem damaligen Trainer Gerd Klaus am 18. Mai 2013 den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga feiert. 
Foto: Marion Wetterich | War auch beim FC 05 Schweinfurt unter Vertrag: Peter Heyer (links), der hier mit dem damaligen Trainer Gerd Klaus am 18. Mai 2013 den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga feiert. 
Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Heyer: Ich fühle mich eigentlich noch nicht alt.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Heyer: Es zu sehen und zu genießen, wie unsere beiden Kinder aufwachsen.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Heyer: Zu den alten Römern, diese Zeit fasziniert mich irgendwie. Außerdem würde ich meine Studentenzeit gerne nochmal erleben.

Ihr Lieblingsort?

Heyer: Urlaub (irgendwo, wo es richtig warm ist), unser Zuhause in Bamberg und der Fußballplatz.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Heyer: Dass es wichtig ist, Leute um sich zu haben, denen man vertrauen und auf die man sich immer verlassen kann. Trotzdem ist man im Leben für sich selber verantwortlich und trifft Entscheidungen, zu denen man auch stehen muss. Meine Verletzung hat mich gelehrt, dass man mit einem starken Willen vieles erreichen kann. Egal, was andere sagen.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Heyer: Der Sport hat mich für mein ganzes Leben geprägt und tut es immer noch, hier habe ich viele Werte vermittelt bekommen. Ich habe gelernt, dass - unabhängig vom Talent - zu einem großen Teil der Wille bestimmt, wie weit man es bringt. Je härter man an sich arbeitet, je mehr man dafür investiert, desto mehr erreicht man auch. Ich glaube, das lässt sich auf viele Bereiche des Lebens übertragen. Außerdem habe ich das Glück gehabt, viele tolle Menschen durch den Sport kennenzulernen. Mitspieler und Trainer, mit denen man jahrelang durch dick und dünn gegangen ist, Gegenspieler, die man trotz aller Rivalität auch zu schätzen wusste. An diese Erfahrungen werde ich mich immer gerne zurückerinnern.

Früher Torjäger, heute meist Coach: Peter Heyer trainiert mittlerweile seine Kinder in der G-Jugend.
Foto: Anand Anders | Früher Torjäger, heute meist Coach: Peter Heyer trainiert mittlerweile seine Kinder in der G-Jugend.
Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Heyer: Lange Diskussionen über Dinge, die man eh nicht beeinflussen kann. 

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Heyer: Meine Familie und meine Freunde. 

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Heyer: Ich musste ja damals ziemlich abrupt aufhören, als ich mir in einem Spiel im November 2014 das Schien- und Wadenbein gebrochen hatte. Die Zeit direkt danach war ziemlich schlimm, meine Frau war schwanger, ich lag vier Wochen im Krankenhaus, wurde dabei acht Mal operiert und hatte sehr schlechte Prognosen. Das war sehr belastend für uns alle. Als dann aber ein paar Monate später unsere Tochter geboren wurde, waren wir sehr glücklich.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Heyer: Die beiden Geburten von unseren Kindern waren für mich so das Unglaublichste, was ich erleben durfte.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Heyer: Das, bei dem mir das Bein gebrochen wurde. 

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Heyer: Ein Leben ohne Sport kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Aber neben dem Traum, Fußballprofi zu werden, wollte ich tatsächlich schon immer gerne Sportlehrer werden. 

Ihr Lieblingssportler heute?

Heyer: Lionel Messi; früher Michael Jordan und Lothar Matthäus. 

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Heyer: Unser Urlaub auf Jamaika.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Heyer: Dazu kein Kommentar.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Heyer: Ich lache eigentlich über viele Dinge, gerne auch über mich selbst.

Was regt Sie auf?

Heyer: Dass wir zu einer Gesellschaft werden, in der immer mehr diskutiert und zerredet wird, anstatt Entscheidungen zu treffen.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Heyer: Leute, die ihren eigenen Weg gehen und sich von niemandem davon abbringen lassen, egal in welchen Lebensbereichen.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Heyer: Meine Familie, meine Freunde und der Sport. 

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Heyer: Dass meiner Familie etwas passiert. 

Sorgte schon in jungen Jahren für Angst und Schrecken vor dem gegnerischen Tor: Gymnasiallehrer Peter Heyer (Mitte), hier bei einem Spiel auf der Maibacher Höhe im November 2005.
Foto: Kiesel | Sorgte schon in jungen Jahren für Angst und Schrecken vor dem gegnerischen Tor: Gymnasiallehrer Peter Heyer (Mitte), hier bei einem Spiel auf der Maibacher Höhe im November 2005.
Was möchten Sie noch lernen?

Heyer: Meiner kleinen Tochter schöne Zöpfe zu flechten, mit denen sie zufrieden ist. Das bekomme ich irgendwie nicht so gut hin.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Heyer: Ein Bayern-Spiel in der Allianz Arena. Dort war ich bisher immer noch nicht drin.

Wovon träumen Sie?

Heyer: Sonne, Strand und Urlaub. 

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Heyer: Gebt nie auf, lasst euch von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen, kämpft und arbeitet sehr hart für eure Ziele und habt Vertrauen in euch.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Heyer: Eigentlich bin ich ganz zufrieden mit mir. Wenn ich mir ein Tier aussuchen müsste, würde ich unseren Hund nehmen, der hat ein sehr unbeschwertes Leben.

Was macht eigentlich . . . ?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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Kommentare
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  • dominik.grosspietsch
    Hallo Herr Thiele,

    danke für Ihr Lob und die Anregung! Wir werden auf jeden Fall mal versuchen, Hans-Peter Gerhard zu kontaktieren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dominik Großpietsch
    Sportredaktion
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  • thiele.wuerzburg
    Hallo
    Vielen herzlichen Dank für die schönen Berichte, das weckt Erinnerungen.
    Würde mich freuen über einen Artikel über Hans Peter Gerhardt ehemaliger Spieler in Schweinfurt und Kickers in Würzburg, lebt jetzt in Helmstadt.

    Viele Grüße Alfons Thiele
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