Ausgerechnet an diesem Tag, ausgerechnet um diese Uhrzeit: Dienstag, 22 Uhr. Abflug für Ricardo Borba. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft läuft gerade das Spiel seines Lebens: Brasilien gegen Deutschland. Borba sitzt im Flieger nach zu Hause – oder soll man sagen weg von daheim. Der 31-Jährige, der 2002 zum Fußballspielen aus Brasilien fortging und zunächst nach Hannover kam, hat mittlerweile auch einen deutschen Pass. Aber jetzt will er wieder in Brasilien leben. Nach fünf Jahren beim FC Würzburger Kickers ist Schluss für ihn. Im neu zusammengestellten Team wurde er vom neuen Trainer Bernd Hollerbach nicht mehr berücksichtigt. Das Ende einer besonderen Beziehung. „Ich hätte auch wechseln können“, sagt er. Kickers-Regionalliga-Kontrahent FC Schweinfurt 05 hatte offenbar Interesse an einer Verpflichtung, auch Bayernligist FC Amberg und ein Verein aus dem Nordosten des Landes. „Es gab einige Anfragen. Aber ich wollte in Deutschland nicht mehr für einen anderen Verein spielen“, sagt Borba. Sein Herz hängt an den Rothosen. Das Heimweh nach Brasilien hat ihn oft geplagt, aber eigentlich wollte er doch nicht weg von hier. Zumindest nicht so schnell.
„Ich bin nicht sauer oder traurig, nur etwas enttäuscht, dass mich nach all dieser Zeit bei den Kickers der neue Trainer nicht mit mir gerechnet hat. Besonders schade finde ich, dass er mich weder gefragt noch angesprochen hat wegen der neuen Saison“, schreibt Borba in einem Brief, den er auch im Internet auf seiner Facebook-Seite veröffentlichen will. Das war's zu dem Thema. Borba hat die Worte abgewogen. „Ich will keinen Ärger machen“, sagt er: „Jetzt ist alles okay, so wie es ist. Hier geht eine Tür zu, in Brasilien geht eine neue auf.“
Sie werden ihn in guter Erinnerung behalten in Würzburg, das ist es, was er wollte. Damals im Frühjahr 2012 war er nach einem Angriff auf einen Schiedsrichter bei einem Hallenturnier für ein halbes Jahr gesperrt worden. Eine längst vergessene Verfehlung, die Borba aber noch heute peinlich ist. „Ich habe den Schiedsrichter nicht geschlagen“, beteuert er noch heute. Borba war damals frustriert, traurig, fühlte sich missverstanden, wollte die Brocken hinwerfen, heim nach Brasilien. Nur mit Mühe ließ er sich von Kickers-Vorstandsboss Michael Schlagbauer und Trainer Dieter Wirsching zum Bleiben bewegen. „Zum Glück“, sagt Borba jetzt: „So hätte ich mich nicht verabschieden wollen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass sich die Leute bei den Kickers gerne an mich erinnern werden.“ Das Foto, wie er als Kickers-Kapitän nach dem Finalsieg in Schalding-Heining im Mai den bayerischen Toto-Pokal in die Höhe reckt, wird das Bild bleiben, das symbolisch für Borbas Kickers-Zeit steht. „Die ersten beiden Jahre waren sportlich nicht einfach. Aber der Zusammenhalt war schon da fantastisch“, sagt er. Es folgte der sportliche Erfolg. Nach dem Regionalliga-Aufstieg konnte Borba zeigen, was in ihm steckt. Er, der als 18-Jähriger aus Porto Alegre zu Hannover 96 wechselte und dort in der zweiten Mannschaft zusammen mit einem gewissen Per Mertesacker kickte, wurde zum zentralen Spieler im Kickers-Team. Vor seinem Engagement in Würzburg war er kreuz und quer durch die deutsche Fußballprovinz getingelt. In Unterfranken wurde er sesshaft.
Während Deutschland und Brasilien in Belo Horizonte kicken, sitzt Borba im Flugzeug in Richtung Brasilien. „Ausgerechnet bei diesem Spiel. Das ist so bitter“, sagt er. Über den Zwischenstopp in Sao Paulo, geht es nach Porto Alegre im Süden des Landes. Von dort sind es 200 Kilometer nach Sao Sepe, Borbas Heimatstadt. Da will er eine Fußballschule aufmachen. „So etwas gibt es dort noch nicht. Ich habe schon vieles vorbereitet. Wenn ich ankomme, geht es an die Arbeit, dann baue ich einen Rasenplatz“, kündigt der 29-Jährige an. Dort will er tagsüber Fußballer ausbilden, den Platz abends vermieten, so ist der Plan, berichtet Borba: „Es gibt viele Kinder aus armen Verhältnissen, die sich so eine Fußballschule nicht leisten können. Als ich davon erzählt habe, haben die Verantwortlichen der Kickers sofort ihre Hilfe zugesagt. Das tut mir richtig gut. Das zeigt mir, dass man bei den Kickers zu schätzen weiß, was ich getan habe.“
Wir wünschen dir das allerbeste für deine Zukunft.
war eine freude dich spielen und trainieren zu sehen!
mach et juht, du verrückte jung
http://www.youtube.com/watch?v=ti-4rtHgj34