Schlagartig war er berühmt: Ermin Melunovic, der am 26. November 2001 LR Ahlen beim 4:2-Heimsieg des FC 05 Schweinfurt mit vier Toren abschoss - im live übertragenen Montagsspiel der 2. Bundesliga. Für ihn und den FC 05, dessen Trikot mit der Nummer 18 er in der Saison 2001/2002 trug, eine Sternstunde in der jüngeren Vereins-Geschichte. Zuvor war der Serbe, im August 2001 aus Mainz ausgeliehen, noch nicht so sehr in Erscheinung getreten. Am Ende der Runde galt er dank 14 Toren in 26 Zweitliga-Spielen - trotz des Abstiegs - als eine Art "Schweinfurter Lebensversicherung". Das imaginäre Denkmal an der Niederwerrner Straße war da schon längst gebaut.
In den Köpfen der 05-Anhänger existiert es bis heute. Immer wieder polieren sie es, wenn sie von diesem Abend im strömenden Regen erzählen. Was den heute 48 Jahre alten Ex-Mittelstürmer, der seinen grün-weißen Herzensklub bis heute verfolgt und offen zugibt, dass er gerne mal für ihn arbeiten würde, noch immer sichtlich stolz macht. Und seine Stimme vor freudiger Erregung fast beben lässt.
Mittlerweile ist Melunovic in Wiesbaden daheim und trainiert den VfB Ginsheim II in der Verbandsliga Hessen Süd. "In Ginsheim-Gustavsburg bin ich gelandet, weil mich der Bürgermeister engagiert hat, den ich kenne, weil ich mit ihm Fußball in der Halle spiele", erzählt der frühere Offensivmann fröhlich, der nach seinem Abgang aus Schweinfurt noch zehn Zweitliga-Spiele für Mainz 05 und Jahn Regensburg gemacht hatte, ehe er 2012 seine Schuhe an den Nagel hängte. Hernach gab's übrigens noch eine neuerliche Verbindung, die mit alten Schweinfurter Zeiten zu tun hat: Von 2013 bis 2016 assistierte der gebürtige Jugoslawe beim SV Wiesbaden. Lange Coach zu dieser Zeit: Djuradj Vasic, der ihn - damals gegen Ahlen - in die Startaufstellung beordert hatte...
Ermin Melunovic: Ich und meine Familie waren zwei mal betroffen und mussten so zwei Mal in Quarantäne. Uns geht es aber - Gott sei Dank - gut.
Melunovic: Ich bin fit und laufe drei Mal in der Woche je acht Kilometer. Zudem bin ich mit der Traditionself von Mainz 05 unterwegs. Mit ihr unterstütze ich beispielsweise Flutopfer oder - wie durch das Spiel in Waldalgesheim am 2. Oktober - ein schwer erkranktes Mädchen. Wenn es in Schweinfurt so etwas gibt, wäre ich auch gerne mal dabei.
Melunovic: Für Fußball - wie immer. Ich bin jedes Wochenende bei Fußballspielen - von den Amateuren bis hin zur Bundesliga.
Melunovic: Die Leidenschaft und Liebe zum Fußball.
Melunovic: Noch mal jung zu sein wäre sicher super. Ich würde noch früher eine Familie gründen und versuchen, als Fußball-Profi noch mehr aus mir herauszuholen.
Melunovic: Erfahrung - und gesund zu bleiben sind die wichtigsten Komponenten fürs Alter.
Melunovic: In meine Jugendzeit. Damals hat alles richtig viel Spaß gemacht - und wir haben alles draußen gemacht. Das ist viel besser als die heutige Computer-Zeit.
Melunovic: Wien, Wiesbaden und meine Heimatstadt Prijepolje.
Melunovic: Das Leben muss man leben, auch etwas lernen - und eine Familie haben. Alles andere kommt von alleine. Es muss einem aber auch klar sein, dass irgendwann das Ende kommt!
Melunovic: Mit dem Sport erlebt man alles. Man sieht schöne Orte, erlebt Höhen und Tiefen, lernt verschiedene Menschen kennen. Der Sport hat mich sicher auch gelehrt, ein besserer Mensch zu werden und anderen zu helfen. Verlieren und gewinnen kann man mithilfe des Sports gleichermaßen akzeptieren. Es gibt aber sicher noch viele andere Dinge...
Melunovic: Ungerechtigkeit, Beleidigungen gegenüber meiner Familie und Lügen.
Melunovic: Die Wahrheit, meine Familie und Kinder.
Melunovic: Eigentlich habe ich ja schon 2011 meine "richtige Karriere" beendet. Damals fing das Kapitel Familie neu an. Zu einem guten Zeitpunkt, für meine Frau und die Kinder war's ein bisschen zu spät. Aber man muss zufrieden und dankbar sein, dass es wirklich schön war.
Melunovic: Sportlich sicherlich die Zeit beim FC in Schweinfurt mit vier Toren im Live-Spiel. Ich hätte auch gerne meinen Vater länger bei mir gehabt. Er war mein bester Unterstützer, war bis 1998 in Trier immer dabei und ist leider im Alter von 49 Jahren gestorben. Das verfolgt mich noch.
Melunovic: Sicherlich gab's das ein oder andere Spiel, nachdem man seine Emotionen rausgelassen hat, die ich heute anders äußern würde - also im Allgemeinen.
Melunovic: Ich musste einfach Sportler werden, das hatte ich ihm Blut. Wenn ich nicht Fußballer geworden wäre, gäbe es mich heute als Kampfsportler. In dieser Hinsicht hatte ich auch viel Talent.
Melunovic: Das sind der MMA-Kämpfer Khabib Nurmagomedov und Zlatan Ibrahimovic.
Melunovic: Wenn du vor gefühlt fünf Millionen TV-Zuschauern vier Tore schießt, ist das ein ganz toller Moment und ein Abenteuer zugleich. Ich werde immer noch von Leuten, die ich gar nicht kenne, darauf angesprochen. Beispielsweise im Urlaub in Montenegro: Da sagen dir die Leute am Meer, dass sie sich daran erinnern, dass du vier Tore geschossen hast. Das ist jedes Mal wieder besonders schön.
Melunovic: Sowas gibt's bei mir nicht. Ich lebe ein ganz normales Leben und respektiere jeden. Es muss ja auch niemand nach meiner Pfeife tanzen.
Melunovic: Über VAR-Situationen im deutschen oder europäischen Fußball. Wahnsinn, was da alles gepfiffen wird - oder eben auch nicht.
Melunovic: Bei Unwahrheiten und Lügen bin ich richtig empfindlich.
Melunovic: Auf jeden Fall meine Eltern, vor allem für die Unterstützung von mir und meinen zwei anderen Brüdern. Der eine wohnt wie meine Mutter in Wien und führt eine Firma mit 50 Mitarbeitern, der andere ist U-19-Coach beim 1. FC Saarbrücken.
Melunovic: Jeder Tag, an dem ich meine Mutter beziehungsweise die Familie am Telefon hören oder sehen kann.
Melunovic: Bei einem Schiff- oder Flugzeugunglück an Bord zu sein.
Melunovic: Ich bin seit zehn Jahren A-Lizenz-Inhaber, würde aber gerne noch die Fußballlehrer-Ausbildung machen, wenn's irgendwann mal zeitlich funktioniert.
Melunovic: Mit meinem Bruder Elvir, der momentan U-19-Coach beim 1. FC Saarbrücken ist, einen Verein übernehmen und ihn weiterbringen beziehungsweise in den Profi-Bereich führen. Warum nicht auch den FC 05?
Melunovic: Vom Frieden auf der Welt und davon, dass es keine hungrigen Kinder mehr gibt.
Melunovic: Arbeitet hart und glaubt an euch! Ein bisschen Glück muss auch dabei sein, um ein echter Profi zu werden. Aber: Der Sport kann euch alles geben und ihr könnt durch ihn wirklich viel erleben!
Melunovic: Als Ermin Melunovic, ganz ehrlich. Gott wollte das so. Das ist in Ordnung - und ich bin voll zufrieden!