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Was macht eigentlich?
FC-05-Torjäger Ermin Melunovic: Vier Tore für die Ewigkeit
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Menschen, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der frühere Schweinfurter Zweitliga-Torjäger Ermin Melunovic aus seinem Leben.
Bis heute in Schweinfurt extrem beliebt: Ermin Melunovic, hier nach einem Spiel gegen den MSV Duisburg im Februar 2002 am Zaun. 
Foto: Marion Wetterich | Bis heute in Schweinfurt extrem beliebt: Ermin Melunovic, hier nach einem Spiel gegen den MSV Duisburg im Februar 2002 am Zaun. 
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Schlagartig war er berühmt: Ermin Melunovic, der am 26. November 2001 LR Ahlen beim 4:2-Heimsieg des FC 05 Schweinfurt mit vier Toren abschoss - im live übertragenen Montagsspiel der 2. Bundesliga. Für ihn und den FC 05, dessen Trikot mit der Nummer 18 er in der Saison 2001/2002 trug, eine Sternstunde in der jüngeren Vereins-Geschichte. Zuvor war der Serbe, im August 2001 aus Mainz ausgeliehen, noch nicht so sehr in Erscheinung getreten. Am Ende der Runde galt er dank 14 Toren in 26 Zweitliga-Spielen - trotz des Abstiegs - als eine Art "Schweinfurter Lebensversicherung". Das imaginäre Denkmal an der Niederwerrner Straße war da schon längst gebaut.

In den Köpfen der 05-Anhänger existiert es bis heute. Immer wieder polieren sie es, wenn sie von diesem Abend im strömenden Regen erzählen. Was den heute 48 Jahre alten Ex-Mittelstürmer, der seinen grün-weißen Herzensklub bis heute verfolgt und offen zugibt, dass er gerne mal für ihn arbeiten würde, noch immer sichtlich stolz macht. Und seine Stimme vor freudiger Erregung fast beben lässt.

Mittlerweile ist Melunovic in Wiesbaden daheim und trainiert den VfB Ginsheim II in der Verbandsliga Hessen Süd. "In Ginsheim-Gustavsburg bin ich gelandet, weil mich der Bürgermeister engagiert hat, den ich kenne, weil ich mit ihm Fußball in der Halle spiele", erzählt der frühere Offensivmann fröhlich, der nach seinem Abgang aus Schweinfurt noch zehn Zweitliga-Spiele für Mainz 05 und Jahn Regensburg gemacht hatte, ehe er 2012 seine Schuhe an den Nagel hängte. Hernach gab's übrigens noch eine neuerliche Verbindung, die mit alten Schweinfurter Zeiten zu tun hat: Von 2013 bis 2016 assistierte der gebürtige Jugoslawe beim SV Wiesbaden. Lange Coach zu dieser Zeit: Djuradj Vasic, der ihn - damals gegen Ahlen - in die Startaufstellung beordert hatte...

Frage: Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Ermin Melunovic: Ich und meine Familie waren zwei mal betroffen und mussten so zwei Mal in Quarantäne. Uns geht es aber - Gott sei Dank - gut. 

Ihre gegenwärtige Form?

Melunovic: Ich bin fit und laufe drei Mal in der Woche je acht Kilometer. Zudem bin ich mit der Traditionself von Mainz 05 unterwegs. Mit ihr unterstütze ich beispielsweise Flutopfer oder - wie durch das Spiel in Waldalgesheim am 2. Oktober - ein schwer erkranktes Mädchen. Wenn es in Schweinfurt so etwas gibt, wäre ich auch gerne mal dabei.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Melunovic: Für Fußball - wie immer. Ich bin jedes Wochenende bei Fußballspielen - von den Amateuren bis hin zur Bundesliga.

Und was bewegt Sie?

MelunovicDie Leidenschaft und Liebe zum Fußball. 

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Melunovic: Noch mal jung zu sein wäre sicher super. Ich würde noch früher eine Familie gründen und versuchen, als Fußball-Profi noch mehr aus mir herauszuholen.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Melunovic: Erfahrung - und gesund zu bleiben sind die wichtigsten Komponenten fürs Alter. 

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

MelunovicIn meine Jugendzeit. Damals hat alles richtig viel Spaß gemacht - und wir haben alles draußen gemacht. Das ist viel besser als die heutige Computer-Zeit.

Ihr Lieblingsort?

Melunovic: Wien, Wiesbaden und meine Heimatstadt Prijepolje.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Melunovic: Das Leben muss man leben, auch etwas lernen - und eine Familie haben. Alles andere kommt von alleine. Es muss einem aber auch klar sein, dass irgendwann das Ende kommt! 

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Melunovic: Mit dem Sport erlebt man alles. Man sieht schöne Orte, erlebt Höhen und Tiefen, lernt verschiedene Menschen kennen. Der Sport hat mich sicher auch gelehrt, ein besserer Mensch zu werden und anderen zu helfen. Verlieren und gewinnen kann man mithilfe des Sports gleichermaßen akzeptieren. Es gibt aber sicher noch viele andere Dinge...  

Kam aus Mainz nach Franken: Ermin Melunovic (Mitte), hier gegen seine Ex-Kollegen Dimo Wache (links) und Manuel Friedrich (Zweiter von rechts) im März 2002. 
Foto: Marion Wetterich | Kam aus Mainz nach Franken: Ermin Melunovic (Mitte), hier gegen seine Ex-Kollegen Dimo Wache (links) und Manuel Friedrich (Zweiter von rechts) im März 2002. 
Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Melunovic: Ungerechtigkeit, Beleidigungen gegenüber meiner Familie und Lügen. 

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Melunovic: Die Wahrheit, meine Familie und Kinder. 

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

MelunovicEigentlich habe ich ja schon 2011 meine "richtige Karriere" beendet. Damals fing das Kapitel Familie neu an. Zu einem guten Zeitpunkt, für meine Frau und die Kinder war's ein bisschen zu spät. Aber man muss zufrieden und dankbar sein, dass es wirklich schön war.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Melunovic: Sportlich sicherlich die Zeit beim FC in Schweinfurt mit vier Toren im Live-Spiel. Ich hätte auch gerne meinen Vater länger bei mir gehabt. Er war mein bester Unterstützer, war bis 1998 in Trier immer dabei und ist leider im Alter von 49 Jahren gestorben. Das verfolgt mich noch. 

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Melunovic: Sicherlich gab's das ein oder andere Spiel, nachdem man seine Emotionen rausgelassen hat, die ich heute anders äußern würde - also im Allgemeinen. 

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Melunovic: Ich musste einfach Sportler werden, das hatte ich ihm Blut. Wenn ich nicht Fußballer geworden wäre, gäbe es mich heute als Kampfsportler. In dieser Hinsicht hatte ich auch viel Talent. 

Ihr Lieblingssportler heute?

Melunovic: Das sind der MMA-Kämpfer Khabib Nurmagomedov und Zlatan Ibrahimovic. 

Daumen hoch: Fröhlich jubelnd haben die meisten Schweinfurt-Fans Ermin Melunovic noch in Erinnerung. 
Foto: Clemens Tepper | Daumen hoch: Fröhlich jubelnd haben die meisten Schweinfurt-Fans Ermin Melunovic noch in Erinnerung. 
Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Melunovic: Wenn du vor gefühlt fünf Millionen TV-Zuschauern vier Tore schießt, ist das ein ganz toller Moment und ein Abenteuer zugleich. Ich werde immer noch von Leuten, die ich gar nicht kenne, darauf angesprochen. Beispielsweise im Urlaub in Montenegro: Da sagen dir die Leute am Meer, dass sie sich daran erinnern, dass du vier Tore geschossen hast. Das ist jedes Mal wieder besonders schön.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Melunovic: Sowas gibt's bei mir nicht. Ich lebe ein ganz normales Leben und respektiere jeden. Es muss ja auch niemand nach meiner Pfeife tanzen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Melunovic: Über VAR-Situationen im deutschen oder europäischen Fußball. Wahnsinn, was da alles gepfiffen wird - oder eben auch nicht.

Was regt Sie auf?

Melunovic: Bei Unwahrheiten und Lügen bin ich richtig empfindlich.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Melunovic: Auf jeden Fall meine Eltern, vor allem für die Unterstützung von mir und meinen zwei anderen Brüdern. Der eine wohnt wie meine Mutter in Wien und führt eine Firma mit 50 Mitarbeitern, der andere ist U-19-Coach beim 1. FC Saarbrücken.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Melunovic: Jeder Tag, an dem ich meine Mutter beziehungsweise die Familie am Telefon hören oder sehen kann. 

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Melunovic: Bei einem Schiff- oder Flugzeugunglück an Bord zu sein. 

Was möchten Sie noch lernen?

Melunovic: Ich bin seit zehn Jahren A-Lizenz-Inhaber, würde aber gerne noch die Fußballlehrer-Ausbildung machen, wenn's irgendwann mal zeitlich funktioniert.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Melunovic: Mit meinem Bruder Elvir, der momentan U-19-Coach beim 1. FC Saarbrücken ist, einen Verein übernehmen und ihn weiterbringen beziehungsweise in den Profi-Bereich führen. Warum nicht auch den FC 05? 

Das Spiel seines Lebens: Nach dem 4:2 gegen Ahlen wurde Ermin Melunovic (links) selbst vom Ahlener Defensivmann und Kapitän Reinhold Daschner beglückwünscht. 
Foto: Clemens Tepper | Das Spiel seines Lebens: Nach dem 4:2 gegen Ahlen wurde Ermin Melunovic (links) selbst vom Ahlener Defensivmann und Kapitän Reinhold Daschner beglückwünscht. 
Wovon träumen Sie?

Melunovic: Vom Frieden auf der Welt und davon, dass es keine hungrigen Kinder mehr gibt. 

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

MelunovicArbeitet hart und glaubt an euch! Ein bisschen Glück muss auch dabei sein, um ein echter Profi zu werden. Aber: Der Sport kann euch alles geben und ihr könnt durch ihn wirklich viel erleben! 

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Melunovic: Als Ermin Melunovic, ganz ehrlich. Gott wollte das so. Das ist in Ordnung - und ich bin voll zufrieden!

Was macht eigentlich . . . ?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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    Martin Hipp, Tennisspieler (1980er Jahre). Deutscher Jugendmeister, Bundesliga Spieler beim TC Bamberg und Iphitos München.
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