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Was macht eigentlich?
Kickers-Legende Erwin Markert: "Bei Besserwissern werde ich grantig"
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Zweitliga-Spieler Erwin Markert aus seinem Leben.
Erwin Markerts Glanzzeit mit den Würzburger Kickers in der 2. Bundesliga Süd: Im Dezember 1977 gab's freilich am Dallenberg ein 3:4 gegen die Stuttgarter Kickers.
Foto: Imago/Kicker | Erwin Markerts Glanzzeit mit den Würzburger Kickers in der 2. Bundesliga Süd: Im Dezember 1977 gab's freilich am Dallenberg ein 3:4 gegen die Stuttgarter Kickers.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Die siebziger Jahre waren die goldenen im Würzburger Fußball. Neben dem FV 04 Würzburg (1976 bis 80) spielte auch der FC Würzburger Kickers (1977/78) in der 2. Bundesliga Süd. Alle 38 Partien für die Rothosen absolvierte Erwin Markert. Der Verteidiger, dessen Laufbahn bei seinem Heimatverein FC Eibelstadt begonnen hatte, war 1974 an den Dallenberg gewechselt, feierte mit den Kickers 1977 die Bayernliga-Meisterschaft, in diesem Jahr auch mit der Bayernauswahl die deutsche Amateurmeisterschaft. Später war Markert auch ein Jahr Spielertrainer der Würzburger.

1980 wechselte er als Spielertrainer zum ASV Rimpar und stieg mit dem Klub schließlich in die damals noch viertklassige Landesliga auf. Es folgten ab 1988 weitere acht Trainerjahre beim FV Lauda sowie von 1996 bis 99 drei beim TV Helmstadt. Weitere Stationen waren unter anderem der SV Heidingsfeld und bis 2014 der FC Eibelstadt, wo der heute 69-Jährige seine Laufbahn endgültig beendete. 

Der verheiratete Vater zweier Söhne ist auch Opa von Zwillingen. Der gelernte Versicherungskaufmann war lange Zeit selbstständig, lebt mit seiner Frau in Eibelstadt und arbeitet noch ein bisschen in der Agentur seines einen Sohnes mit.

Deutscher Amateurmeister 1977: Erwin Markert (hinten, Sechster von links) mit der Bayernauswahl. 
Foto: Markert | Deutscher Amateurmeister 1977: Erwin Markert (hinten, Sechster von links) mit der Bayernauswahl. 
Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Erwin Markert: Ich bin dreimal geimpft und habe mich an alles gehalten. Aber ich wünsche mir von der Politik eine gerade Linie. Gerade ältere Menschen sind verunsichert und wissen oft nicht, was sie dürfen oder nicht. 

Ihre gegenwärtige Form?

Markert: Endlich bin ich wieder vollständig gesund. Ich hatte 2005 und 2006 zwei Hüftoperationen und 2020 eine Bandscheiben-OP. Ich konnte nicht stehen und laufen. Aber jetzt bin ich zu 95 Prozent wieder fit. 

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Markert: Walken, Kraftraum und Skifahren.

Und was bewegt Sie?

Markert: Ich gehe noch gerne zu den Heimspielen des FC Eibelstadt, wo ich in meiner letzten Station Trainer war. Darüber hinaus hat mich das Geschehen bei den Würzburger Kickers im letzten Jahr geärgert, die ganzen Trainerwechsel – das hat mich enttäuscht.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Markert: Für den Fußballsport. Das war immer mein Ein und Alles.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Markert: Die Gesundheit.

Die letzte Trainer-Station: Erwin Markert, 2014 auf der Bank des FC Eibelstadt.
Foto: Fabian Frühwirth | Die letzte Trainer-Station: Erwin Markert, 2014 auf der Bank des FC Eibelstadt.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Markert: Da kann ich mir keine Zeit vorstellen. Ich bin mit dem Hier und Jetzt komplett ausgelastet.

Ihr Lieblingsort?

Markert: Eibelstadt.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Markert: Sich Ziele zu setzen und sie dann auch beharrlich umzusetzen. Ziele zu erreichen, muss Spaß machen.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Markert: Der Sport hat mir sehr viel gebracht, allen voran die Bekanntschaften. Ich bin in allen meinen Vereinen mit den Menschen zurechtgekommen. Für den Sport habe ich alles gemacht. 

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Markert: Wenn mich jemand vergackeiern will. Bei Besserwissern, die letztlich aber gar nichts besser wissen, werde ich grantig.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Markert: Meine Familie.

Ruhe bewahren: Erwin Markert als Eibelstadter Trainer im 'Gespräch' mit dem Schiedsrichter.
Foto: Stephan Rinke | Ruhe bewahren: Erwin Markert als Eibelstadter Trainer im "Gespräch" mit dem Schiedsrichter.
Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Markert: Nicht großartig anders. Ich war zunächst noch Spielertrainer, dann lange Trainer. Das ging für die Familie alles schleichend. 

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Markert: Das Zweitliga-Derby mit den Kickers beim FV 04 Würzburg vor 17 000 Zuschauern im Stadion an der Frankfurter Straße. Ein wahnsinniges Erlebnis. Aber auch die deutsche Amateurmeisterschaft mit der Bayernauswahl 1977, als wir dann mit dem DFB auf 14-tägige Indien-Reise gegangen sind. Dort hatten wir ein Spiel vor 40 000 Zuschauern.   

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Markert: Menschlich gab es, glaube ich, keines. Sportlich war da 1978 eines in Rosenheim, oder, sagen wir, ein Zweikampf. Der Rosenheimer hat geschrien und ich habe mir das Bein gebrochen.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Markert: Die Frage hat sich mir nie gestellt. Für mich stand immer der Fußball im Vordergrund.

Ihr Lieblingssportler heute?

Markert: Robert Lewandowski. Für mich nicht nachvollziehbar, dass er nicht zum Weltfußballer des Jahres gewählt worden ist. Und Filip Kostic von Eintracht Frankfurt. Was der auf der Außenbahn an Toren vorbereitet, sehe ich in keiner anderen Bundesliga-Mannschaft.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Markert: Die Indien-Reise mit dem DFB.

Erfolg auch beim TV Helmstadt: Trainer Erwin Markert gibt  dem Spieler Ralf Fiederling letzte Anweisungen.
Foto: Lorenz | Erfolg auch beim TV Helmstadt: Trainer Erwin Markert gibt  dem Spieler Ralf Fiederling letzte Anweisungen.
Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Markert: Ich bin ein Mensch, der immer draußen war, beruflich wie sportlich. Wir haben immer eine Trennung gehabt: Meine Frau hat im Haus alles gemacht, mein einer Sohn das Handwerkliche. Ich war immer unabhängig.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Markert: Da fällt mir gerade nichts ein.

Was regt Sie auf?

Markert: Die vielen Demonstration, die Gewalt gegen die Polizei. Man kann seine Meinung sagen, aber nicht so.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Markert: Angela Merkel. Was diese Frau für Deutschland und Europa geleistet hat, hätte kein Mann geschafft. 

Wer oder was macht Sie glücklich?

Markert: Wenn in der Familie alle gesund und zufrieden sind.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Markert: Vor Unfällen aller Art, ob im Flugzeug, mit dem Auto oder beim Skifahren.

Unterfränkischer Pokalsieger: die Würzburger Kickers mit Spielertrainer Erwin Markert nach dem Sieg über den FC Haßfurt.
Foto: Markert | Unterfränkischer Pokalsieger: die Würzburger Kickers mit Spielertrainer Erwin Markert nach dem Sieg über den FC Haßfurt.
Was möchten Sie noch lernen?

Markert: Eigentlich möchte ich gar nichts mehr lernen, mir reicht es, wenn ich glücklich, gesund und zufrieden leben kann.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Markert: Meine Mutter wurde 96 Jahre alt. Ein solches Alter zu erreichen, wäre schön. Und einen Urenkel zu bekommen und in den Händen halten zu dürfen. 

Wovon träumen Sie?

Markert: Von einem zufriedenen Leben. So lange ich gesund bleibe, kann ich alle Dinge für mich selbst regeln.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Markert: Junge Sportler sollten merken, dass ohne Training nichts geht. Sie sollten alles für ihren Sport geben sowie immer ehrlich und respektvoll mit dem Trainer umgehen. Mein Prinzip war immer, Kritik an Spielern unter vier Augen zu äußern, nicht vor der Mannschaft – und dann mit einem Handschlag auseinander gehen.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Markert: Als Erwin Markert. Genauso wieder.

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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