
Seine ganze Jugend bei den Würzburger Kickers und im Herrenbereich erfolgreich beim ASV Rimpar. Jens Kollert hat als Torhüter einiges erlebt und dabei nicht nur Tore verhindert. Im Steilpass-Interview spricht er über ein Gegentor, bei dem der sportliche Aspekt in den Hintergrund trat.
Jens Kollert: Dominik Schlessmann hat mich angespielt, so wie früher in einigen Spielen, wenn er einen Rückpass spielen musste. Domi kenne ich schon sehr lange, wir haben quasi zusammen in die Rothosen-Windeln gemacht. Später haben wir dann auch in der ersten Mannschaft zusammen gespielt, der Kontakt ist nie abgebrochen. Domi ist einer meiner ältesten Freunde.
Kollert: Meine komplette Jugend habe ich bei den Würzburger Kickers gespielt. Nach einer Saison im Herrenbereich bin ich zum FC Haßfurt gewechselt, damals noch in der Landesliga. Dort habe ich zwei Jahre gespielt und bin anschließend zurück zu den Würzburger Kickers gegangen, die damals auch in der Landesliga spielten. Nach zwei weiteren Jahren am Dallenberg hat es mich 2007 zum ASV Rimpar gezogen. Im ersten Jahr sind wir direkt in die Landesliga aufgestiegen. In Rimpar bin ich ganze sechs Jahre geblieben und 2013 zum SV Heidingsfeld gewechselt. Der SVH hat damals in der Bezirksliga gespielt. 2016 habe ich dann meine aktive Karriere beendet und wurde anschließend Torwart-Trainer in Heidingsfeld.
Kollert: Seit 2019 mache ich nichts mehr im sportlichen Bereich, was Fußball angeht. Ich versuche, mich mit Joggen und Fitness in Form zu halten. Außerdem hält mich mein fünfjähriger Sohn auf Trab, und ich genieße die gemeinsame Zeit mit ihm und meiner Frau. Beruflich habe ich letztes Jahr den Weg in eine regionale Bank gefunden und bin dort im Bereich Baufinanzierung tätig. Den Beruf als Bankkaufmann habe ich auch zu Lehrzeiten gelernt und führe ihn bis heute aus.
Kollert: Ausschlaggebend, warum ich Torwart werden wollte, war die WM 1990 in Italien und die vielen Elfmeterschießen in den K.o.-Spielen. Ich fand es damals immer schon beeindruckend, wenn der argentinische Nationaltorwart Sergio Goycochea die Dinger aus den Ecken gekratzt hat. Bei Andy Brehmes Elfer hatte er ja zum Glück keine Chance. Tatsächlich habe ich vorher aber auch Handball gespielt, denn ich komme aus einer absoluten Handballfamilie. Bis ich 18 Jahre alt war, habe ich beides parallel laufen lassen, später wurde das dann zu viel. Man sagt mir aber nach, dass ich auch ein ganz guter Feldspieler geworden wäre, vorzugsweise dann tatsächlich im Sturm.
Kollert: An die Szene kann ich mich noch sehr genau erinnern. Wir hatten mit Rimpar damals in der Landesliga im Sachs-Stadion gegen Schweinfurt 05 gespielt und hatten Eckball. Ich habe im Augenwinkel gesehen, dass ein Ordner am Spielfeldrand umgekippt ist. An diesem Tag war es sehr warm. Aufgrund der Größe des Stadions hat das aber außer mir und ein paar Zuschauern hinterm Zaun keiner bemerkt, und deswegen bin ich aus meinem Tor zur Mittellinie geeilt, um den Schiedsrichter darauf aufmerksam zu machen und das Spiel zu unterbrechen. In der Zwischenzeit hatten wir aber die Ecke bereits ausgeführt und Schweinfurt den Ball geklärt. Visar Rushiti hat den Ball dann an der Mittellinie bekommen und über mich hinweg ins Tor geschossen. Ich war gerade wieder auf den Weg zurück ins Tor. Das war das 2:0 für Schweinfurt und ärgerlich, weil wir nah dran waren am Ausgleich. Dem Ordner wurde anschließend direkt geholfen, und er wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Sache ging gut für ihn aus. Das Sportliche trat da etwas in den Hintergrund.
Kollert: Für den FC 05 hat mein Herz eigentlich noch nie geschlagen. Ich weiß auch gar nicht genau, woher das kommt. Ich hatte damals, als Schweinfurt in der Bayernliga gespielt hat und auf dem Weg in die Regionalliga war, mal zwei Probetrainings dort, mehr aber auch nicht. Natürlich war das Umfeld sehr professionell, das hat mir imponiert. In meiner Brust schlagen zwei sportliche Herzen, natürlich für die Würzburger Kickers und für den TSV 1860 München. Mein Vater war ein großer Löwen-Fan – und das hat abgefärbt. Ich war oft mit ihm im Stadion, egal ob Grünwalder, Olympiastadion oder Allianz-Arena.
Kollert: Ich denke Sie spielen auf das 1:1 in der Nachspielzeit gegen die Würzburger Kickers II an? Da bin ich beim letzten Eckball mit vorgegangen und habe zum Ausgleich eingenickt. Das war natürlich etwas Besonderes für mich, weil es gegen meine alte Liebe, die Kickers, ging. Ich habe beim SV Heidingsfeld in der Bezirksliga gespielt, die Kickers waren mit ihrer Zweitvertretung souveräner Tabellenführer zu der Zeit. Tatsächlich ist mir das Kunststück vorher in Haßfurt schon einmal gelungen. Da war es aber mit dem Fuß, ein klassischer Abstauber.
Kollert: Die Entwicklung finde ich grundsätzlich gut. Das ging ja mit der Abschaffung der Rückpassregel schon los. Das macht das Spiel einfach schneller. Die modernen Torhüter sind durch die Bank auch alle gute Fußballer. Das gefällt mir.
Kollert: Mir hat der Druck nie etwas ausgemacht, aber ich habe schon eine gewisse Verantwortung gespürt. Natürlich kannst du dir als Torwart mit einer Aktion ein ganzes Spiel "kaputt machen". Andererseits kannst du deiner Mannschaft auch Spiele retten. Das macht den Reiz aus und hat mir immer Spaß gemacht. Negativen Druck habe ich nie empfunden.
Kollert: Eigentlich ist das ganze Video zum Lachen, weil ich viele Personen, die da drauf sind, auch heute noch kenne. Damals war ich acht Jahre alt. Ich habe mich zum Beispiel beim Porträt versprochen und gesagt, ich hätte meine "Torwarthandschuhe vergassen". Dominik Schlessmann hat geschnauft wie ein Ochse, als er nach ein paar Dribblings vor die Kamera getreten ist. Das sind schöne Erinnerungen an die Kickers-Jugend.
Kollert: Ich spiele Stefan Ruhl an. Mit ihm als Mitspieler hatte ich eine absolut geniale Zeit beim ASV Rimpar. "Ruhles" ist einfach ein feiner Kerl, mit dem man herrlich über Fußball diskutieren kann. Und da diese Rubrik ja auch mal in einen anderen Landkreis gehen soll und er in Hergolshausen (Landkreis Schweinfurt) wohnt, passt das perfekt.