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Steilpass-Serie
Steilpass: Für Kickers-Urgestein und Zahnarzt Matthias Eichler ist und bleibt Würzburg rot
Matthias Eichler hat mit den Würzburger Kickers viel erlebt. Ein Gespräch über die aktuelle Situation, ein Bad im Vierröhrenbrunnen und an wen er den Ball weiterspielt.
Den Ball fest im Blick: Matthias Eichler im Regionalliga-Heimspiel des FC Würzburger Kickers gegen den TSV Rain am Lech in der Saison 2012/13. Beim 3:2-Sieg standen mit Eichler unter anderem Daniel Tsiflidis, Ricardo Borba, Manuel Duhnke und Christopher Bieber auf dem Feld. Trainer war Dieter Wirsching.
Foto: Fabian Frühwirth | Den Ball fest im Blick: Matthias Eichler im Regionalliga-Heimspiel des FC Würzburger Kickers gegen den TSV Rain am Lech in der Saison 2012/13.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:21 Uhr

Bis 2017 lief Matthias Eichler für die Würzburger Kickers auf, mittlerweile hat der 33-Jährige eine Zahnarztpraxis in Heidingsfeld, brennt aber immer noch für den Klub vom Dallenberg, mit dem er einen beispiellosen Aufstieg bis in die Regionalliga geschafft hat. Im Steilpass berichtet er von seiner Jugend bei anderen Vereinen, dem Golfsport und wie er bei einem ehemaligen Mitspieler die große Karriere verhinderte.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Eichler: Manuel Wolf hat mich angespielt. Wir haben uns vor vielen Jahren über Benjamin Zierold kennengelernt, seitdem verbindet uns der Fußball und seit einiger Zeit auch das Golfen. Durch sein Können beim Tennis hat er in kürzester Zeit auch riesige Sprünge beim Golfen gemacht. Ich habe alle Mühe, gegen ihn zu gewinnen, obwohl er erst ein paar Jahre spielt.

Wie war Ihr Laufweg?

Eichler: Angefangen habe ich im Alter von vier Jahren, beim Post SV-Sieboldshöhe zu spielen. Dort habe ich bis zur U 13 gespielt und bin dann zu den Kickers gewechselt. Im zweiten Jahr der U 15 und in der U 17 habe ich für den FC 05 Schweinfurt in der Bayernliga gespielt. Im ersten Jahr der U 19 ging ich dann zum Würzburger FV, bevor ich im letzten Jahr in der Jugend vom damaligen Kickers-Trainer Michael Schaudt in die erste Mannschaft in der Landesliga geholt wurde. Dort begann das große Abenteuer, bei den Herren zu spielen. Für die erste Mannschaft der Kickers habe ich bis 2013 gespielt. Nach einer kurzen Pause, bedingt durch das Studium, habe ich von 2014 bis 2017 nochmals für die zweite Mannschaft gespielt. In der Uni-Mannschaft habe ich von 2008 bis 2012 gespielt.

Sie sind von Beruf Zahnarzt. Hatten Sie auch selbst schon einen Zahnunfall beim Fußball?

Eichler: Tatsächlich hatte ich ein Frontzahntrauma, das rekonstruiert werden musste. Das war im Soccerdome in Schweinfurt. Es war die Vorbereitung auf die Rückrunde unter Dieter Wirsching und wir trainierten dort. Spät abends kam ich mit abgebrochenem Frontzahn nach Hause und musste damit am nächsten Tag in die Uni. Das hat für einige Lacher im Hörsaal gesorgt. Berufsbedingt sieht man natürlich viel und weiß, was alles passieren und welche Konsequenzen das noch Jahre danach haben kann. Man wird also etwas vorsichtiger mit solchen Traumata. Daher würde ich heute einen "Mouth Guard", eine Schutzschiene für Zähne, empfehlen. Beim Basketball ist dieser Standard, und auch beim Fußball sieht man ihn immer häufiger.

Matthias Eichler 2009 vor dem Eingang zum Kickers-Stadion am Dallenberg. Die Kickers waren der einzige Verein, für die der heute 33-Jährige im Männerbereich spielte.
Foto: Kai Dunkel | Matthias Eichler 2009 vor dem Eingang zum Kickers-Stadion am Dallenberg. Die Kickers waren der einzige Verein, für die der heute 33-Jährige im Männerbereich spielte.
Kickers, FV 04 und FC 05. Ihr Laufweg umfasst die großen Drei der Region. Ist Würzburg blau oder rot?

Eichler: Allerdings habe ich im Männerbereich nur für die Würzburger Kickers gespielt. Leider gab es zu meiner Zeit im Jugendbereich nicht die Möglichkeit, höherklassig für die Kickers zu spielen, was sich heute mit dem NLZ grundlegend geändert hat. Als ich mit 18 Jahren zu den Kickers kam, war es etwas ganz besonderes für mich, im Dallenbergstadion auflaufen zu dürfen, in das schon mein Opa zu Zweitliga-Zeiten gegangen ist. Der Begriff "Kickers-Familie" wurde in den letzten Jahren für mich überstrapaziert, damals war es aber wirklich so. Da stand Reshid (der Wirt der ehemaligen Kickers-Gaststätte La Stella) mit dem Schlauch auf dem Rasen und hat gewässert oder mit dem Bunsenbrenner das Unkraut auf der Tribüne beseitigt, und die Fans aus dem B-Block haben den Trainingsplatz zusammen mit der Mannschaft auf ehemaligen Tennisfeldern errichtet. Aufgrund der Besonderheit dieses Vereins ist Würzburg natürlich rot für mich.

Was war Ihr größter Erfolg?

Eichler: Auf dem Fußballplatz war es der Aufstieg in die Regionalliga mit den Relegationsspielen gegen Aichach. In Aichach haben wir glücklich gewonnen, Frank Wirsching hat uns damals mit einem Freistoßtor in Front gebracht. Bis heute weiß ich nicht, wie wir dort 3:0 gewonnen haben. Das Rückspiel konnten wir mit 1:1 relativ souverän nach Hause bringen. Danach brachen alle Dämme, so eine Feier habe ich noch nicht erlebt. Das ging das ganze Wochenende. Der Gewinn der deutschen Hochschulmeisterschaft und die Teilnahme an der Studenten-Europameisterschaft war ein weiterer Höhepunkt. Neben dem Fußballplatz ist unser ganzer Stolz unser zweijähriger Sohn Henry, mit dem wir riesige Freude haben und der auch schon einige Male bei den Kickers mit dabei war. Die Chancen stehen gut, dass er Kickers Fan-wird.

Wer war der talentierteste Spieler, mit dem Sie je zusammen gespielt haben?

Eichler: Sehr talentiert waren unser Torwart Daniel Tsiflidis, Sergey Zimin im Sturm und Ricardo Borba. Er hatte einen linken Fuß, der unglaublich war. Diese Präzision, Technik und Power hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Ich glaube, aus seiner Profikarriere ist nur deshalb nichts geworden, weil wir beim Torschusstraining immer um ein Snickers gespielt haben und er davon zu viele von mir bekommen hat.

Warum herrschte bei den Kickers damals so ein großer Zusammenhalt?

Eichler: In den erfolgreichen Spielzeiten hatten wir immer ein tolles Kollektiv. Für den Zusammenhalt ist es wichtig, dass sich jeder dem Erfolg der Mannschaft unterordnen kann. Wir haben stets darauf geachtet, jeden Spieler mitzunehmen und das Mannschaftsgefüge durch zahlreiche Teamabende und andere Aktivitäten zu festigen. Wir haben auf und abseits des Platzes sehr viel Zeit miteinander verbracht.

Meisterjubel der Würzburger Kickers mit einem erfrischenden, nächtlichen Bad im Vierröhrenbrunnen im Jahr 2008 (von links): Jochen Breitenbach, Tobias Riedner, Jan Nirsberger, Dominik Schlessmann, Sandro Rösch, Matthias Eichler und Benjamin Zierold.
Foto: Kai Dunkel | Meisterjubel der Würzburger Kickers mit einem erfrischenden, nächtlichen Bad im Vierröhrenbrunnen im Jahr 2008 (von links): Jochen Breitenbach, Tobias Riedner, Jan Nirsberger, Dominik Schlessmann, Sandro Rösch, ...
Ein Foto, das auch in dieser Redaktion in Erinnerung blieb, ist das vom Bad im Vierröhrenbrunnen nach dem Aufstieg in die Bayernliga. Stimmt es, dass ihre Mutter nicht sonderlich begeistert war?

Eichler: Oh ja, das Bild habe ich auch eingerahmt. Das entstand damals nach dem Aufstieg in die Bayernliga unter Rüdiger "Mambo" Mauder. Wir haben auswärts in Sand gewonnen und den Aufstieg perfekt gemacht. Anschließend haben wir mit unserem Bus beim WFV gehalten, um ihnen persönlich die Nachricht zu überbringen, dass es ab der nächsten Saison Stadtderbys geben wird. Danach sind wir im "Udo" gelandet und haben zu späterer Stunde im Brunnen gebadet, bevor wir zum Stadtstrand weitergezogen sind. Die "Main-Post" war sogar zu just diesem Zeitpunkt dabei. Mit den Jungs auf dem Bild habe ich bis heute eine enge Freundschaft und auch diesen Abend werde ich nie vergessen. Meine Mutter hat sich immer am meisten gefreut, wenn wir etwas zu feiern hatten, daher kann ich das nicht bestätigen.

Ein Weggefährte hat Sie mit Zinedine Zidane verglichen. Wie finden Sie das?

Eichler: Das schmeichelt mir natürlich. Tatsächlich habe ich Zinedine Zidane bewundert. Ebenfalls gab es noch Kaka und Andrea Pirlo. Alle hatten eine außergewöhnliche Technik und Torgefahr. Daneben imponierte mir vor allem die Spielintelligenz und der Überblick, den sie mit ihrem Spiel verbanden.

Was ist mittlerweile besser: Der lange Schlag diagonal zum Flügelspieler oder der Abschlag auf dem Golfplatz?

Eichler: Definitiv mein Abschlag auf dem Golfplatz. Hierfür trainiere ich auch regelmäßig. Mein Handicap liegt aktuell bei vier, das Ziel dieses Jahr liegt irgendwo bei drei. Tatsächlich gab es auch hier im Golfclub einen wahnsinnigen Zuwachs an Mitgliedern. Das ist schön zu sehen, dass der Golfsport mehr junge Menschen anzieht. Für mich persönlich ist es der schwierigste Sport, den ich bisher gemacht habe. Eine sehr komplexe Bewegung mündet darin, den Ball millimetergenau zu treffen.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation bei Ihrem Lieblingsverein?

Eichler: Ich bleibe solange optimistisch, bis es rechnerisch nicht mehr möglich ist, den Klassenerhalt zu schaffen. Es wird allerdings äußerst schwierig, aber auch im Fall eines Abstiegs bleibe ich zuversichtlich. Am letzten Dienstag war ich auf einer Kickers-Veranstaltung, hier wird akribisch die nächste Saison vorbereitet, zudem freue ich mich sehr, dass mit Benni Hirsch ein Kickers-Urgestein an der Spitze steht, dem es mit seinem Team sicherlich gelingen wird, eine richtige Mannschaft zu formen. Das fehlt in dieser Spielzeit ein Stück weit.

Wen spielen Sie an?

Eichler: Ich spiele Dominik Schlessmann an, weil ich einige der oben beschriebenen Erlebnisse mit ihm hatte und wir jetzt gemeinsam die Kickers im Stadion verfolgen.

Steilpass-Serie

Alle zwei Wochen stellen wir in dieser Serie einen Sportler oder eine Sportlerin aus der Region vor. Beim "Steilpass" sind immer die ersten zwei Fragen und die letzte Frage gleich.
Das Besondere: Nicht wir bestimmen, wer angespielt wird, sondern der vorherige Kandidat oder die Kandidatin spielt den Ball steil – quer durch verschiedene Sportarten und unser Verbreitungsgebiet. Wir hoffen, dadurch spannende Querverbindungen im unterfränkischen Sport zu finden.
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