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Steilpass-Serie
Warum der Ex-Kickers-Verteidiger Dominik Schlessmann mal im Bus schlief und was er rückblickend anders machen würde
Fast 20 Jahre spielte Dominik Schlessmann bei den Würzburger Kickers. Im Interview spricht er über den besonderen Zusammenhalt, Kuriositäten auf der Abschlussfahrt und die aktuelle Situation.
Dominik Schlessmann im Jahr 2008. Der Kickers-Verteidiger galt immer als beinharter Abwehrspieler.
Foto: Frühwirth | Dominik Schlessmann im Jahr 2008. Der Kickers-Verteidiger galt immer als beinharter Abwehrspieler.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:21 Uhr

Von 1991 bis 2010 war Dominik Schlessmann fast ausschließlich für die Würzburger Kickers aktiv. Über seine Zeit am Dallenberg, die aktuelle Situation des Vereins und seine neue Aufgabe als Jugendtrainer spricht der als beinharter Verteidiger bekannte Schlessmann im Steilpass-Interview.

Wer hat Sie angespielt?

Mich hat Matthias Eichler angespielt. Uns verbindet eine enge und mittlerweile lange Freundschaft. Er kam damals als junger Spieler zu den Würzburger Kickers und er war sofort wie ein kleiner Ziehsohn für mich. Seitdem er sich, mal bei einem Spiel, hat auswechseln lassen weil er von einer Biene gestochen wurde, wird er (auch jetzt noch) von mir "Mucke" genannt!

Wie war ihr Laufweg?

Die komplette Jugendzeit habe ich bei den Würzburger Kickers verbracht. Ab der C-Jugend (U15) habe ich schon immer bei den Älteren ausgeholfen. Im Abstiegsjahr aus der Bezirksoberliga 2002/2003 war ich als U-19-Spieler schon dabei. Darauf folgten die zwei Aufstiege und drei Jahre in der Landesliga Nord. Ehe wir dann 2008 in die Bayernliga aufgestiegen sind. Nach dieser Bayernliga-Saison ging ich für ein Jahr zum ASV Rimpar.  Danach zog es mich aber wieder nach Hause an den Dallenberg, wo ich noch ein Jahr gespielt habe. Wegen Zeitmangels wegen des Hausbaus bin ich in die Kreisliga gewechselt. Beim TSV Eisingen habe ich bis 2014 gespielt. Und 2018 habe ich tatsächlich nochmal bei den Kickers in der Reserve für ein paar Spiele ausgeholfen.

Wieso haben Sie sich bei der Abschlussfahrt nach Österreich im Bus eingeschlossen um dort schlafen zu können?

Nach einer langen Feiernacht, als schon fast alle eingeschlafen waren, haben Florian Gram und ich kaltes Bergwasser aus einem Bach geholt und unsere Mannschaftskollegen damit überschüttet und aus dem Tiefschlaf gerissen. Vor der Rache und Ginel Roman hatten wir Angst. Deshalb haben wir uns zur Sicherheit im Bus eingeschlossen.

Wenn Sie Ihre Karriere heute betrachten: Welchen Tipp würden Sie ihrem Zehnjährigen Ich geben?

Mein Sohn ist jetzt 10 Jahre und ich habe ihm schon oft versucht, zu erklären, dass ich es nur durch meinen Ehrgeiz soweit geschafft habe und man nie zu schnell aufgaben darf. Zur damaligen Zeit, in der Jugend, habe ich alles richtig gemacht. Dann war ich durch und durch ein "Roter". Nur um eine Liga höher zu spielen, wäre ich nie zum Würzburger FV oder nach Schweinfurt gegangen. 2009 war ich ganz gut - hat man mir gesagt. Vielleicht hätte ich damals mal was versuchen können oder sollen. Unser Co-Trainer Lamine Cisse wollte mich unbedingt fördern. Aber ich war ehrlich gesagt zu feige. Das ist vielleicht das einzige, was ich jetzt anders machen würde. Ich habe mit der Stadtauswahl 2005 gegen Bayern München vor 13.000 Zuschauern gespielt. In Freundschaftsspielen gegen die Profis vom 1. FC Nürnberg und Mainz 05. Und dann waren da noch so viele geile Derbys. Insofern habe ich vieles richtig gemacht - als Amateur.

Ein ehemaliger Teamkollege hat über eure damalige Kickers-Mannschaft gesagt: Wir waren verhasst und nicht erfolgreich. Das hat uns zusammengeschweißt. Warum mochte euch damals keiner?

Gehasst wird man in großen Vereinen doch immer, oder? Dieser Hass war für mich oft eine Motivation. Es war ab und zu auch schön, von ein paar Zuschauern beschimpft zu werden. Manche Derbys vor 4000 Zuschauern waren einfach nur geil. Diese Rivalität vor und während der Spiele war pure Motivation. Als wir damals in der Bezirksliga angekommen waren, wurde bei Kickers eine neue und richtige Familie geboren. Diese Zeit hat zusammengeschweißt. Viele dieser Leute gibt es jetzt noch im Verein und ich bin immer wieder glücklich diese Fans und auch Verantwortlichen von damals zu treffen.

Wie sieht es bei ihnen mittlerweile aus: Spielen Sie noch?

Nein, ich Spiele kein Fußball mehr. Seit dem ich vor drei Jahren vom Mountainbike gestürzt bin, macht das mein Knie leider nicht mehr mit.

Ich habe gehört Sie trainieren mittlerweile eine Jugendmannschaft. Wie läuft das und wie kam es dazu?

Ja, das ist richtig. Ich trainiere seit fünf Jahren meinen Sohn beim SV Waldbrunn. Damals wurden Trainer oder Väter gesucht. So bin ich da rein gerutscht. Es macht mir viel Spaß mit den kleinen Jungs zu arbeiten. Wenn man die Entwicklung der letzten Jahre bei manchen Jungs sieht, macht das schon etwas stolz. Noch dazu sind wir seit Jahren sehr erfolgreich.

Sie haben verschiedene Positionen gespielt. Welches war ihre Liebste?

Eigentlich war ich schon immer defensiv aufgestellt. Nur unser damaliger Trainer Michael Schaudt hat mich mal in der Bezirksoberliga für ein paar Spiele in den Sturm gestellt. Wie das kam, weiß ich nicht mehr. Aber so richtig wohl habe ich mich dann schon zum Schluss in der Viererkette als Innenverteidiger gefühlt.

Sie haben damals immer zwischen Dreier- und Viererkette gewechselt. Was fanden Sie besser und warum?

Damals hat man ja fast nur Dreierkette gespielt. Erst in der Bayernliga haben wir auf Viererkette umgestellt. Ich verstehe nur nicht, warum in so viel niedrigen Ligen mit Vierer- und nicht mit Dreierkette gespielt wird. Besser und schlechter gibt es da nicht. Es muss für Mannschaft, Spieler und Liga einfach passend sein.

Eine Frage zu den Kickers muss erlaubt sein. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

Es ist etwas traurig, was die letzten Jahre los war. Die zwei Abstiege hätte man vermeiden müssen. Woran es lag, kann man nicht sagen. Ob an der sportlichen Führung mit unter anderem Felix Magath oder aktuell am Charakter der Mannschaft? Aber vielleicht tut der Neustart in der Regionalliga - wenn es runter gehen sollte - dem Verein ganz gut. Ich denke, dass es schnell wieder nach oben gehen wird!

Wen spielen Sie an und warum?

Ich spiele meinen Freund Jens Kollert an. Mit ihm verbindet mich meine längste Freundschaft. Ich habe 1991 bei den Kickers begonnen und er ein halbes Jahr zuvor. Seitdem haben wir fast alle Jugendmannschaft gemeinsam durchlaufen, im Herrenbereich miteinander gespielt und auch privat sind wir immer in Kontakt gewesen und haben zusammen einiges erlebt.

Steilpass-Serie

Alle zwei Wochen stellen wir in dieser Serie einen Sportler oder eine Sportlerin aus der Region vor. Beim "Steilpass" sind immer die ersten zwei Fragen und die letzte Frage gleich.
Das Besondere: Nicht wir bestimmen, wer angespielt wird, sondern der vorherige Kandidat oder die Kandidatin spielt den Ball steil – quer durch verschiedene Sportarten und unser Verbreitungsgebiet. Wir hoffen, dadurch spannende Querverbindungen im unterfränkischen Sport zu finden.
Quelle: tei
 
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  • J. K.
    Schlessi, geiler Typ einfach nur!
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