Nach nur 13 Spielen zieht Aufsteiger TG Heidingsfeld seine Mannschaft aus der Handball-Bayernliga zurück. Dies bestätigte Trainer Heiko Karrer am Freitagmittag auf Nachfrage dieser Redaktion. Er und die Spieler seien am Donnerstagabend von der Abteilungsleitung über diesen Schritt unterrichtet worden. "Uns wurde gesagt, dass die Mannschaft kein Spiel mehr bestreiten wird", so der frühere Nationalspieler.
Wechsel in der Abteilunsleitung
Die Abteilungsleitung um Jürgen Eigl erläutert den Rückzug des Teams mit einer Erklärung auf ihrer Homepage. Besagte Abteilungsleitung war im Juni ins Amt gekommen. Eigl hatte die Nachfolge von Alexander Selig angetreten, der sich anschließend vor allem dem Bayernliga-Team widmen sollte, das damals noch den Beinamen "Hätzfelder Bullen" trug.
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"Bereits kurz nach Amtsantritt wurde die neue Abteilungsleitung sowie der Vorstand des Hauptvereins mit Schwierigkeiten konfrontiert, die nicht durch die aktuelle Abteilungsleitung oder den Vorstand zu verantworten waren (...). Im Rahmen der Klärung dieser Schwierigkeiten hatten wir die Zusage des Kaders, die Bayernliga-Saison unter den besprochenen Bedingungen mit sportlichem Ehrgeiz zu spielen", heißt es in der Mitteilung.
Klage gegen Vertragsauflösung
Eine der angesprochenen Schwierigkeiten war die Klage des französischen Rückraumspielers Yann Polydore gegen die Auflösung seines Zwei-Jahres-Vertrags. Dieser Vertrag war mit der alten Abteilungsleitung geschlossen worden, die aber nach den Worten der TGH-Hauptvereinsvorsitzenden Andrea Germeroth, ihres Zeichens Rechtsanwältin, in Vertragsangelegenheiten nicht vertretungsberechtigt war: "Es scheint etwas in Vergessenheit geraten zu sein, dass laut Satzung nur der Vorstand berechtigt ist, Vereinbarungen einzugehen, die den Verein finanziell binden. Die Abteilungen sind bei uns unselbstständig", hatte sie gegenüber dieser Redaktion erklärt. Ferner machte sie klar: "Der bezahlte Sport hat, abgesehen von Aufwandsentschädigungen, zumindest unter dem Vereinsdach bei uns keine Zukunft."
Ob es mit dieser Herangehensweise zu tun hat, dass zahlreiche Handballer des TGH-Kaders im Laufe der Saison den Verein verlassen haben, bleibt freilich Spekulation. Fest steht jedenfalls, dass mittlerweile nicht nur Polydore aus dem Aufgebot ausgeschieden ist, sondern auch Matyas Varga (im Oktober), Patrick Schneider (im Dezember) sowie Ivan Skaramuca, Bence Bordacs, Dennis Orf und Fabian Tatzel (alle im Januar). Am vergangenen Samstag hatte beinahe die komplette verbliebene Mannschaft das Heimspiel gegen die TG Landshut boykottiert. "Wir sind nur noch sechs Feldspieler und wollten mit der Aktion ein Zeichen setzen, dass wir mehr Unterstützung brauchen", hatte der mittlerweile zurückgetretene Keeper Fabian Tatzel erklärt. Das Heidingsfelder Team, das fast ausschließlich aus unterklassigen Handballern bestand, verlor die Partie mit 15:43.
Ein weiteres Bayernliga-Spiel wird es für die TGH nicht geben, die Partie an diesem Samstag in Regensburg wurde wie auch alle anderen Begegnungen in dieser Runde abgesagt. Für alle anderen Teams der Liga heißt das: auch die bereits absolvierten Spiele gegen die Würzburger werden nicht gewertet. Die Abgänge der Spieler hätten dazu geführt, "dass wir auch mit Unterstützung der zweiten Mannschaft keinen konkurrenzfähigen Bayernliga-Kader mehr hätten stellen können", heißt es in der Erklärung der Heidingsfelder. Abteilungsleiter Eigl selbst und sein Vertreter Florian Nöth waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Landesliga oder Bezirksoberliga?
In welcher Klasse die TGH kommende Saison spielen wird, ist noch ungewiss. Nach dem Rückzug hätte das Team ein Startrecht in der Landesliga. Denkbar wäre aber auch die Teilnahme an der Bezirksoberliga-Runde, da sich die zweite Heidingsfelder Mannschaft, die in der Bezirksliga noch ohne Verlustpunkt dasteht, auf Kurs in die höchste Klasse Unterfrankens befindet. Auf jeden Fall fordert die Abteilungsleitung dazu auf, den Fokus auf das Reserveteam zu legen, welches vom Lohrer Manfred Wirth trainiert wird.
Bleibt noch die Frage nach der Zukunft von Heiko Karrer. "Das Kuriose ist: Ich habe einen gültigen Vertrag mit der TG Heidingsfeld, aber keine Mannschaft mehr", so der 48-Jährige, der anbietet, auch andere Trainertätigkeiten im Verein zu übernehmen. Gleichwohl gibt der Großwallstädter zu, dass die letzten Monate aufreibend gewesen seien: "Das alles hat viel Kraft gekostet. Es war eine schwierige Zeit, die jetzt zu einem traurigen Ende gekommen ist. Aber ich bin eben nur Trainer. Und da habe ich versucht, meine Arbeit so gut wie möglich zu machen." Für eine mögliche nächste Station als Coach hofft er, "dass da alles etwas ruhiger zugeht".