Eigentlich wollte der junge Stefan Schmid Fußballer werden. In der A-Jugend des TSV Himmelstadt war er kein Schlechter. Nur: Parallel entwickelte sich über die Schule die Leidenschaft für die Leichtathletik. "Hochsprung und die Lust auf Speerwerfen", erinnert er sich. "Und bald ging es in Richtung Mehrkampf, als sie im Verein gemerkt haben: Der kann mehr als schnell laufen." Und so wurde Schmid nicht Fußballer, sondern Zehnkämpfer, zweimal deutscher Meister (1992, 1996), EM-Fünfter (1994), zweimal WM-Siebter (1997, 2001) und 2000 in Sydney Achter der Olympischen Spielen. In all den Jahren blieb er stets seinem Heimatverein LG Karlstadt treu.
8478 Punkte waren seine Bestmarke - ein internationaler Spitzenwert, in seiner Dekade in den Neunzigern jedoch zu wenig für eine internationale Medaille, in einer überragenden Zehnkämpfer-Generation im den US-Amerikaner Dan O`Brien, den Tschechen Tomas Dvorak, den Finnen Eduard Hämäläinen und auch den Deutschen Frank Busemann. Da ging Edelmetall selten unter 8800 Punkten weg. "Klar war es schade, dass ich keine Medaille geholt habe. Aber ich ärgere mich eher darüber, dass ich, wenn ich damals schon so viel über Trainingsmethodik gewusst hätte, wie heute, weniger verletzungsanfällig gewesen wäre."
Heute weiß Stefan Schmid, inzwischen 52 Jahre alt, darüber auch deshalb so viel, weil er zusammen mit seinem Geschäftspartner seit Jahren ein Fitness-Studio in Karlstadt betreibt, dem auch noch die Zweige Physiotherapie und Reha-Sport angeschlossen sind. Auch, weil er den frühen Weg in die Selbstständigkeit vorzog, hat Schmid sein angefangenes Studium Sport und Wirtschaftswissenschaften für das Lehramt am Gymnasium nicht beendet.
Er erinnert sich immer noch gerne an die großen Momente seiner Laufbahn. "Sydney hat alles getoppt. Abends die Atmosphäre beim Weitsprung-Endkampf der Männer vor 115000 Menschen, da hat man als Zuschauer Gänsehaut bekommen". Oder an die regelmäßigen Trainingslager in Nizza, zusammen mit den Leverkusenern. Zehnkampfkollege Paul Meier war sein Zimmergenosse. "Da war immer ein Koch dabei, der tolle Sachen sportlergerecht für uns gezaubert hat. 6000 Kilokalorien am Tag, Hauptsächlich Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß - und trotzdem hab ich zwei Kilo jedes Mal abgenommen."
Abgenommen wurde ihm auch sein nationaler Titel 1996 - wegen einer Doping-Affäre. Doping? "Ist komplett dementiert, ich wurde ohne wenn und aber freigesprochen", erklärt Schmid. "Ich ging damals den offiziellen Dienstweg über Bundestrainer und Arzt, weil ich gegen Schmerzen etwas anderes haben wollte als das erlaubte Voltaren, weil ich das im Magen nicht vertragen habe. Man gab mir Develin retard, was ich sogar selbst vor den Wettkämpfen angegeben habe. Es stand aber auf der Doping-Liste. Zwei Monate nach meiner Verhandlung dann nicht mehr."
Heute wohnt Schmid immer noch in Karlstadt, getrennt von seiner Frau lebend, mit der er zwei Kinder (19, 21) hat. Sportlich gilt seine Leidenschaft inzwischen dem Tennis. Mit dem TSV Karlstadt spielte er länger in der M30 Bezirksliga, inzwischen in der M40 ebenfalls. Senioren-Leichtathletik-Wettbewerbe würde Schmid nicht mitmachen wollen: "Das wäre wohl zu frustrierend, nur noch 3,80 statt 7,80 Meter weit zu springen."
Stefan Schmid: Als sehr belastend. Habe gelernt, alltägliche Dinge zu schätzen. Ich bin aber extrem optimistisch, dass es jetzt in die richtige Richtung geht. Und freue mich auf gesellige Tennis-Runden.
Schmid: Die könnte definitiv besser sein.
Schmid: Tennis, Kraftraining.
Schmid: Zwangsläufig rückblickend die Corona-Zeit und aktuell natürlich der Krieg in der Ukraine. Das belastet alle, die nur einen Schuss Menschlichkeit in sich tragen.
Schmid: Eigentlich bin ich ganz zufrieden mit meinem Alter, auch wenn ich gerne zehn Jahre länger 40 gewesen wäre.
Schmid: Die Lebenserfahrung.
Schmid: Ich bin mit der derzeitigen zufrieden, weil ich bisher ein schönes Leben hatte.
Schmid: Früher hätte ich ganz klar San Francisco gesagt, weil dort das Meer und die Möglichkeit, schnell in den Bergen zu sein, vereint sind. Heute sage ich: die Kombination aus dem Zuhause und der Möglichkeit zu verreisen - das muss nicht weit weg sein. Ich bin zum Beispiel gerne auf der griechischen Insel Milos und helfe Freunden bei der Olivenernte.
Schmid: Dass nicht alles planbar ist.
Schmid: Vieles, das man im normalen Leben brauchen kann. Man ist nur wirklich gut, wenn man eine Leidenschaft für etwas entdeckt. Und, wenn man seine Stärken kennt.
Schmid: In der Corona-Zeit, wenn ich irgendwelche Verschwörungstheorien über mich ergehen lassen musste. Und im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise, wenn ich abstruse Rechtfertigungen für den Krieg höre.
Schmid: Die Familie.
Schmid: Sicher nicht ganz einfach. Habe das verglichen mit einem virtuosen Klavierspieler, der sich über Jahre seine Fähigkeit angeeignet hat und von heute auf morgen den Deckel zumachen soll. Es hat nicht nur paar Wochen gedauert, bis ich mich neu sortiert hatte. Und das war für das Umfeld nicht immer einfach.
Schmid: Alles hat seine Zeit, einen Moment zu wiederholen wäre nicht mehr das Original.
Schmid: Ich habe immer versucht, mich sportlich fair zu verhalten.
Schmid: Musiker. Auf die Bühne gehen und sich bewerten lassen. Ich wollte auch als Sportler immer meine Fähigkeit der Öffentlichkeit zeigen.
Schmid: Roger Federer, der Höchstleistung mit Stil verbindet. Und Zlatan Ibrahimovic, eine gereifte Persönlichkeit.
Schmid: Das Fitnessstudio damals in Karlstadt auf die flache Wiese zu bauen.
Schmid: Da fällt mir tatsächlich niemand ein.
Schmid: Wenn wir mit unserer Tennis-Truppe zum Beispiel am Gardasee unterwegs sind.
Schmid: Geiz und Engstirnigkeit.
Schmid: Ich bewundere Menschen, die Macht haben, sie aber nicht missbrauchen.
Schmid: Man muss versuchen, selbst glücklich zu werden. Man darf nicht anderen Menschen den Ballast zuschieben, einen glücklich machen zu sollen.
Schmid: Vor fiesen Krankheiten.
Schmid: Noch viel. Vor allem aber noch mehr Zufriedenheit und Demut.
Schmid: Ich hechle keinen überhöhen Zielen hinterher. Allerdings würde ich gerne mal eine Motorrad-Reise machen, nachdem ich letztes Jahr meinen Führerschein gemacht habe.
Schmid: Ich setze mich manchmal abends mit einem Reisefrüher hin und da fange ich schon gelegentlich das Träumen an. Gerne würde ich einmal auf dem Landweg über den Balkan nach Griechenland fahren.
Schmid: Dass man sich fragen sollte, was ihre Leidenschaft ist. Und dann diszipliniert dran bleiben.
Schmid: Als Stefan Schmid.