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Was macht eigentlich?
500 Euro Strafe fürs Überschreiten der Mittellinie? Dirk Dorbaths Zweitliga-Abenteuer mit dem FC 05 Schweinfurt
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Zweitliga-Fußballer Dirk Dorbath aus seinem Leben.
Was für ein Jubel: Der FC 05 Schweinfurt bezwingt in der Zweiten Liga den FC Saarbrücken mit 2:1. Dirk Dorbath (Mitte) feiert zusammen mit Matthias Gerhardt (links) und Josef Tuma seinen Siegtreffer.
Foto: Clemens Tepper | Was für ein Jubel: Der FC 05 Schweinfurt bezwingt in der Zweiten Liga den FC Saarbrücken mit 2:1. Dirk Dorbath (Mitte) feiert zusammen mit Matthias Gerhardt (links) und Josef Tuma seinen Siegtreffer.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

An diesen sonnigen 26. Mai 2001, an die Schlussminuten des Regionalliga-Spiels zwischen dem SV Wacker Burghausen und dem FC 05 Schweinfurt denkt Dirk Dorbath oft und gerne. Sie leiten das "größte Abenteuer meines Lebens" ein: Das 1:1 reicht den Burghausenern zum Klassenerhalt, den Nullfünfern zum Aufstieg - die Schlussphase gestaltet sich zum freundschaftlichen Ballgeschiebe. Und dann steht es fest: Die Schweinfurter steigen in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Mit einer zur Hälfte regionalen Mannschaft unter Trainer Djuradj Vasic.

Es folgten glanzvolle Momente im ersten Saison-Drittel, darunter die Heimsiege gegen Saarbrücken (2:1) und Bielefeld (1:0) vor tollen Kulissen im Sachs-Stadion. Oder dieses unglaubliche 3:3 gegen Titelaspirant Bochum, als der FC 05 eine 3:0-Führung verspielte - und das den folgenden Absturz bis hin zum sang- und klanglosen Abstieg einleitete. Wenn es ums Toreschießen ging, wäre Dirk Dorbath eigentlich ein Kandidat gewesen. Wenn ihn Vasic nicht kurzerhand bereits zu Regionalliga-Zeiten vom Stürmer zum Verteidiger umfunktioniert hätte - wegen seiner Größe (1,91 m) sowie Lauf- und Kopfballstärke. Es soll, so stand's seinerzeit im Videotext, tatsächlich eine offizielle Anweisung zum Verbleib in der eigenen Hälfte gegeben haben: "500 DM Geldstrafe beim Überschreiten der Mittellinie". Und so hat er eben 17 mal verteidigt in der Zweiten Liga - und trotzdem ein Tor geschossen, den 2:1-Siegtreffer gegen Saarbrücken.

Angefangen hatte Dorbath mit dem Kicken beim VfL Volkach, wo er nach dem A-Jugend-Jahr und einer halben Bayernliga-Saison bei den Würzburger Kickers zunächst wieder landete. Über die TG Höchberg (1991.94) ging's zum FC 05 Schweinfurt, bei dem er, von einem kurzen Intermezzo 1998 beim VFB Leipzig (musste Insolvenz anmelden) abgesehen, bis 2001 blieb. Es folgten eine Bayernliga-Saison beim TSV Gerbrunn sowie der Karriere-Ausklang beim TSV Abtswind, mit dem Dorbath bis 2015 von der Kreisliga bis in die damalige Bezirksoberliga aufstieg, zunächst als Spieler, später als Spielertrainer. Seine Lieblings-Überschrift in dieser Zeitung aus dieser Ära: "Dorbath ließ es viermal klingeln.“

Heute lebt der 51-Jährige mit seiner Lebensgefährtin und Sohn Lio (7) in Volkach und nutzt jede freie Minute zum Radfahren und Wandern. Auch auf den Golfplatz zieht es den in einer großen Abtswinder Firma beschäftigten Logistiksachbearbeiter immer wieder mal.

Das berühmte Glatzen-Foto: Die Mannschaft des FC 05 Schweinfurt im Mai 2001 nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Dirk Dorbath (hinten, Fünfter von rechts).
Foto: Clemens Tepper | Das berühmte Glatzen-Foto: Die Mannschaft des FC 05 Schweinfurt im Mai 2001 nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Dirk Dorbath (hinten, Fünfter von rechts).
Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Dirk Dorbath: Wir sind zum Glück verschont geblieben und ich hoffe, dass es einen halbwegs normalen Sommer geben wird.

Ihre gegenwärtige Form?

Dorbath: Ich halte mich mit Fahrrad fahren ganz gut in Form. Joggen oder Fußball geht leider wegen des Verschleißes in Hüfte und Knie nicht mehr.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Dorbath: Fahrrad fahren, wandern und Golf spielen.

Und was bewegt Sie?

Dorbath: Die Ukraine Krise sowie die Corona Pandemie.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Dorbath: Für gesunde Knochen. Ansonsten bin ich so zufrieden wie es ist.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Dorbath: Die Erfahrung, die ich aus den Jahren mitgenommen habe. So kann ich gelassener mit einigen Dingen umgehen.

Damals noch Stürmer: Dirk Dorbath 1998 beim Regionalliga-Auswärtsspiel des FC 05 Schweinfurt beim FC Augsburg.
Foto: Michi Bauer | Damals noch Stürmer: Dirk Dorbath 1998 beim Regionalliga-Auswärtsspiel des FC 05 Schweinfurt beim FC Augsburg.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Dorbath: Zum 4. Juni 1954, dem Tag des Weltmeisterschaftsendspiels in Bern.

Ihr Lieblingsort?

Dorbath: Playa del Ingles.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Dorbath: Man muss immer zufrieden sein, mit dem, was man hat.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Dorbath: Teamgeist und Freundschaften. Aber auch, dass man nichts geschenkt bekommt, und hart für seine Ziele arbeiten muss.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Dorbath: Wenn Menschen denken, auf einem Gebiet der Spezialist zu sein, in Wahrheit aber keine Ahnung haben.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Dorbath: Familie und Freunde.

Prost: Dirk Dorbath stößt 2009 mit dem Abtswinder TSV-Vorsitzenden Roland Koos auf den geschafften Aufstieg an.
Foto: Andreas Stöckinger | Prost: Dirk Dorbath stößt 2009 mit dem Abtswinder TSV-Vorsitzenden Roland Koos auf den geschafften Aufstieg an.
Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Dorbath: Relativ normal, da ich auch weiterhin viel Sport getrieben habe.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Dorbath: Den Aufstieg in die Zweite Liga mit dem FC 05 Schweinfurt.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Dorbath: Weniger ein Foul, aber: meinen Wechsel zum VfB Leipzig, der kurz danach Insolvenz angemeldet hat.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Dorbath: Bestimmt trotzdem irgendetwas im sportlichen Bereich.

Ihr Lieblingssportler heute?

Dorbath: Da gibt’s einige, da habe ich keinen bestimmten.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Dorbath: Die Zweite Liga mit dem FC 05 Schweinfurt.

Ein besonderer Moment: Die Ex-Nullfünfer Steffen Stockmann (Mitte) und Dirk Dorbath (rechts) gewinnen 2007 im Toto-Pokal mit dem TSV Abtswind gegen den FC 05 Schweinfurt mit 2:1.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein besonderer Moment: Die Ex-Nullfünfer Steffen Stockmann (Mitte) und Dirk Dorbath (rechts) gewinnen 2007 im Toto-Pokal mit dem TSV Abtswind gegen den FC 05 Schweinfurt mit 2:1.
Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Dorbath: Nach der meines Sohnes (lacht).

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Dorbath: Über die Scherze mit meinem Sohn.

Was regt Sie auf?

Dorbath: Die Unvernunft einiger Menschen.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Dorbath: Alle Extremsportlerinnen und -sportler für ihre Leistungen.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Dorbath: Meine Familie.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Dorbath: Vor schweren Krankheiten.

Auch ein turbulentes Jahr: Dirk Dorbath beim damaligen Bayernliga-'Emporkömmling' TSV Gerbrunn.
Foto: Fabian Frühwirth | Auch ein turbulentes Jahr: Dirk Dorbath beim damaligen Bayernliga-"Emporkömmling" TSV Gerbrunn.
Was möchten Sie noch lernen?

Dorbath: Ich würde gerne Spanisch sprechen, ohne mich anzustrengen.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Dorbath: Viele schöne Reisen, zum Beispiel nach Hawaii oder New York.

Wovon träumen Sie?

Dorbath: Von einem Riesengewinn im Lotto.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Dorbath: Gebt immer alles für die Ziele, die ihr erreichen wollt.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Dorbath: Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit meinem Leben, so dass ich es gerne auch ein zweites Mal so machen würden.

Ein bisschen grauere Haare, aber immer noch fit: Dirk Dorbath heute, beim Besuch des Münchner Olympiastadions.
Foto: Dirk Dorbath | Ein bisschen grauere Haare, aber immer noch fit: Dirk Dorbath heute, beim Besuch des Münchner Olympiastadions.

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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