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Was macht eigentlich?
Nach welcher Pfeife Ex-Weltschiedsrichter Aron Schmidhuber heute tanzt
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Aron Schmidhuber aus seinem Leben.
Entspannter Blick: Der ehemalige Weltklasse-Schiedsrichter Aron Schmidhuber genießt zusammen mit seiner Frau sein Rentner-Dasein in Eibelstadt. 
Foto: Hans Will | Entspannter Blick: Der ehemalige Weltklasse-Schiedsrichter Aron Schmidhuber genießt zusammen mit seiner Frau sein Rentner-Dasein in Eibelstadt. 
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Er war eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Schiedsrichter-Zunft: Aron Schmidhuber leitete 143 Spiele der Fußball-Bundesliga und als Fifa-Schiedsrichter 26 A-Länderspiele. Bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien kam er in zwei Partien zum Einsatz: England gegen Irland und Spanien gegen Jugoslawien. Bei der Europameisterschaft 1992 in Schweden leitete er die Begegnung zwischen Dänemark und dem Gastgeber. Weitere Spiele durfte der Münchner bei diesen Turnieren nicht pfeifen, da die deutsche Nationalmannschaft jeweils bis ins Endspiel gekommen ist und deutsche Referees in der K.o.-Runde deswegen tabu waren.

Der heute 74-jährige Schmidhuber, den es mit seiner Frau in Unterfränkische nach Eibelstadt (Lkr. Würzburg) verschlagen hat, leitete zudem mehr als einhundert internationale Spiele, darunter das Endspiel 1992 im Europapokal der Landesmeister, dem Vorläufer-Wettbewerb der Champions League, zwischen dem FC Barcelona und Sampdoria Genua im Wembley-Stadion in London. Darüber hinaus war er noch Referee in zwei weiteren internationalen Finals: 1999 im Uefa-Pokal-Endspiel zwischen Juventus Turin und dem AC Florenz, sowie 1987 im Uefa-Super-Cup Endspiel zwischen dem FC Porto und Ajax Amsterdam.

In den Jahren 1987, 1991 und 1992 wurde er in der Bundesliga jeweils zum "Schiedsrichter des Jahres" gewählt, 1992 zudem durch die International Federation of Football History & Statistics zum Weltschiedsrichter gekürt. Nach seiner aktiven Zeit war Schmidhuber bis 2016 für die Uefa als Schiedsrichterbeobachter in der Champions und Europa League tätig.

Eines seiner wichtigsten Spiele: Aron Schmidhuber leitet 1992 das Endspiel im Europapokal der Landesmeister zwischen dem FC Barcelona und Sampdoria Genua im Londoner Wembley-Stadion. 
Foto: imago | Eines seiner wichtigsten Spiele: Aron Schmidhuber leitet 1992 das Endspiel im Europapokal der Landesmeister zwischen dem FC Barcelona und Sampdoria Genua im Londoner Wembley-Stadion. 
Frage: Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Aron Schmidhuber: Die Corona-Krise habe ich zu Hause erlebt. Ich bin alleine spazieren gegangen und habe mich regelmäßig über den aktuellen Stand der Krise informiert, auch im Fernsehen. Alle geplanten Aktivitäten wie Urlaub und Sportveranstaltungen sind natürlich ausgefallen.

Ihre gegenwärtige Form?

Schmidhuber: Meine gegenwärtige Form ist - gemessen an meinem hohen Alter von 74 Jahren - ganz gut. Ich bin viel an der frischen Luft und halte mich mit längeren Spaziergängen fit.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Schmidhuber: Wandern - und bei gutem Wetter - Radfahren.

Und was bewegt Sie?

Schmidhuber: Die vielen Konflikte auf der ganzen Welt bewegen mich am meisten.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Schmidhuber: Ich habe immer gerne gearbeitet in meinem Beruf als Kaufmann. Ich habe auch gerne und viel Sport getrieben wie Fußball, Tischtennis oder Laufen. Das ist in meinem Alter nur noch bedingt möglich. 

Drei Mal wurde Aron Schmidhuber (rechts) zum Bundesliga-Schiedsrichter des Jahres gewählt, hier die Ehrung von 1987.
Foto: imago | Drei Mal wurde Aron Schmidhuber (rechts) zum Bundesliga-Schiedsrichter des Jahres gewählt, hier die Ehrung von 1987.
Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Schmidhuber: Ich bin gelassener geworden, auch viel ruhiger. Es muss nicht alles sofort erledigt werden. Ich habe im Lauf der Zeit viel im Beruf und im Sport erlebt, das weiß ich auch zu schätzen.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Schmidhuber: Am schönsten war es für mich in den Jahren von 1965 bis 1993. Im Beruf ging es stetig aufwärts, auch im Sport habe ich da meine beste Zeit erlebt.

Ihr Lieblingsort?

Schmidhuber: Natürlich meine Heimat in München. Und Oberbayern.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Schmidhuber: Mit Geduld, aber auch mit Durchsetzungsvermögen kann man viel erreichen.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Schmidhuber: Der Sport hat mir sicher geholfen, gesund zu bleiben. Auch Ausdauer war im Sport sehr wichtig. Erfolg ist nicht alles, man muss im Sport auch Niederlagen hinnehmen können, das musste ich lernen.

Handwerkszeug: Aron Schmidhuber präsentiert die Rote und Gelbe Karte sowie die Pfeife.
Foto: imago | Handwerkszeug: Aron Schmidhuber präsentiert die Rote und Gelbe Karte sowie die Pfeife.
Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Schmidhuber: Wenn jemand ungerecht behandelt wird, greife ich gerne mal ein und versuche, demjenigen zu helfen.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Schmidhuber: Meine Frau und meine Freunde würde ich immer verteidigen.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Schmidhuber: Ja, am Anfang war es gar nicht so leicht. Ich musste erst lernen, meine viele Freizeit richtig zu nutzen. Meine Frau steht natürlich an erster Stelle. Im Prinzip bin ich aber bei meinen Interessen geblieben: Sport und der Fußball nehmen natürlich weiterhin die meiste Zeit in Anspruch.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Schmidhuber: Privat meine Hochzeit. Im Sport die WM- und EM-Teilnahme, aber auch die drei Finalspiele im Landesmeister- und Uefa-Pokal sowie im Super-Cup.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Schmidhuber: Im Prinzip habe ich mich immer bemüht, mich korrekt zu verhalten. Die ein oder andere Notlüge, um gewisse Vorteile im Leben zu erlangen, würde ich im Nachhinein sicher nicht mehr machen.

Zu Gast beim TSV Aubstadt: Aron Schmidhuber (Zweiter von rechts) ist auch dem unterfränkischen Fußball immer noch verbunden.
Foto: Rudi Dümpert | Zu Gast beim TSV Aubstadt: Aron Schmidhuber (Zweiter von rechts) ist auch dem unterfränkischen Fußball immer noch verbunden.
Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Schmidhuber: Sport war für mich immer wichtig, da fehlte dann die Zeit, private Reisen zu machen. Das wäre sicher ein erstrebenswertes Ziel gewesen, Reiseleiter hätte mir sicher gefallen.

Ihr Lieblingssportler heute?

Schmidhuber: Mein Lieblingssportler ist immer noch Franz Beckenbauer.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Schmidhuber: Vier Wochen Kanada-Urlaub mit dem Auto mit meiner Frau.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Schmidhuber: Ich tanze meist noch nach meiner eigenen Pfeife, aber manchmal auch nach der meiner Frau.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Schmidhuber: Ich lache jeden Tag, manchmal über mich selbst, wenn ich mich als geübter Autofahrer mal wieder verfahren habe, obwohl ich den Weg normalerweise doch gekannt habe.

Leidenschaftlicher Kämpfer für seine Zunft: Aron Schmidhuber trat stets für die Schiedsrichterei ein, unter anderem als gerne gesehener Gast auf Fußball-Veranstaltungen.
Foto: Stein | Leidenschaftlicher Kämpfer für seine Zunft: Aron Schmidhuber trat stets für die Schiedsrichterei ein, unter anderem als gerne gesehener Gast auf Fußball-Veranstaltungen.
Was regt Sie auf?

Schmidhuber: Ungerechtigkeiten, Lügen und viele Besserwisser regen mich am meisten auf.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Schmidhuber: Meine Frau, die viel Geduld aufbringt, um meine sportlichen Hobbys zu ertragen.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Schmidhuber: Auch meine Frau.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Schmidhuber: Vor schweren Unfällen.

Was möchten Sie noch lernen?

Schmidhuber: Klavier spielen.

Machte auch im Trikot eines Fußballers eine gute Figur: Schiedsrichter Aron Schmidhuber bei einem Senioren-Kick.
Foto: Walter Meding | Machte auch im Trikot eines Fußballers eine gute Figur: Schiedsrichter Aron Schmidhuber bei einem Senioren-Kick.
Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Schmidhuber: Im Alter gesund - so lange wie es geht - zu leben.

Wovon träumen Sie?

Schmidhuber: Träumen darf man. Ich träume vom ewigen Leben, obwohl ich weiß, es ist unmöglich.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Schmidhuber: Mann sollte nicht verbissen, aber doch mit viel Ehrgeiz seine Ziele verfolgen.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Schmidhuber: Möchte so wieder geboren werden, wie es eben war. Ich bin bisher sehr zufrieden gewesen.

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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