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WAS MACHT EIGENTLICH?
Franz Trapp: Der Spitzen-Leichtathlet, der zum Fußball-Trainer wurde
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der frühere Haßfurter Mittelstreckenläufer Franz Trapp aus seinem Leben.
Lange als Trainer erfolgreich: Franz Trapp (hinten), hier 2019 nach dem Kreisfinale der Schulen im Haßbergkreis, das er als Kreisschulobmann leitete.
Foto: Harald Göb | Lange als Trainer erfolgreich: Franz Trapp (hinten), hier 2019 nach dem Kreisfinale der Schulen im Haßbergkreis, das er als Kreisschulobmann leitete.
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:04 Uhr

Fast hätte er es geschafft: Drei Minuten und 45 Sekunden brauchte der Haßfurter Franz Trapp für die 1500 Meter – wäre er nur etwas mehr als drei Sekunden schneller gewesen, hätte er sogar die deutsche Olympia-Norm erfüllt. Das schaffte der heute 71-Jährige, auch wegen einer schweren Muskelverletzung, jedoch nie. Es habe am fehlenden Training gelegen, sagte der dreifache bayerische A-Jugendmeister von (einmal 3000 und zweimal 1500 Meter), der im Jahr 1968 über die Mittelstrecke in Herford deutscher Jugendmeister wurde, vor gut einem Jahrzehnt einmal.

Damals beendete er nach insgesamt 32 Jahren seine Trainerkarriere – doch nicht als Leichtathletik-Coach, sondern als Chefanweiser von Fußball-Teams. Denn dieser Sport gilt bis heute als nicht mehr ganz so heimliche Liebe Trapps, der auch mal zum den A-Kader der deutschen Mittelstreckenläufer zählte und 1971 aufhörte, um sich in seiner Freizeit ganz dem runden Leder zu widmen.

In Sachen Leichtathletik war Trapp, der in Haßfurt keinen Trainer hatte, nämlich oft ohne Begleitung unterwegs. "Die weiten Fahrten bis nach Oldenburg, Hamburg oder Herford legte ich alleine im Zug zurück. Als ich in Herford deutscher Jugendmeister vor 4000 Zuschauern wurde, jubelte ich ganz allein. Übernachtet hatte ich auf einem Feldbett in einer Turnhalle und konnte vor dem Endlauf vor Aufregung kaum schlafen", lässt er wissen. "Ich hatte bereits im Vorlauf am Tag zuvor gemerkt, dass ich gewinnen konnte."

Geht bis heute joggen: Franz Trapp, hier bei einem Lauf 2011. 
Foto: Jochen Reitwiesner | Geht bis heute joggen: Franz Trapp, hier bei einem Lauf 2011. 

Gewinnen konnte der langjährige Förder- und Sportlehrer an Grund- und Mittelschulen auch an der Seitenlinie: Acht Mal stieg er als Trainer, meist von Kreis- und Bezirksligisten aus den Haßbergen, auf. Und auch heute lässt den zum zweiten Mal verheirateten Vater zweier Töchter der Sport nicht los. Obwohl längst pensioniert, leitet er noch eine Sport-AG an der Haßfurter Mittelschule. 

Frage: Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Franz Trapp: Ich bin geboostert und schränke private Kontakte bis zum Frühjahr ein. Dann wird sich die Corona-Lage vermutlich wieder entspannen.

Ihre gegenwärtige Form?

Trapp: Ich treibe täglich Sport und habe das Gefühl, dass ich mehr trainiere als zu meiner besten Zeit. 

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Trapp: Immer noch joggen – sowie Spinningbike und Crosstrainer. Zudem bin ich in Haßfurt meist mit dem Rad unterwegs. Ein E-Bike kommt für mich nicht in Frage.

Und was bewegt Sie?

TrappDie immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich. 

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Trapp: Um frühere eigene Fehler gerade zu biegen. 

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Trapp: Kein beruflicher Druck mehr – und viel Zeit für Hobbys. 

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

TrappIch würde gerne in die Zeit von Jesus Christus reisen und sein Wirken bestaunen. 

Ihr Lieblingsort?

Trapp: Tegernsee, Schliersee, Königssee und Sylt.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Trapp: Man darf sich nicht unterkriegen lassen.

Ein Bild aus jungen Jahren: Franz Trapp als Aktiver im Jahr 1970 in Warendorf.
Foto: Trapp | Ein Bild aus jungen Jahren: Franz Trapp als Aktiver im Jahr 1970 in Warendorf.
Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Trapp: Disziplin, Beharrlichkeit und Intoleranz. 

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Trapp: Rassismus, Diskriminierung sowie Querdenker.  

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Trapp: Arme, Schwache und Benachteiligte. 

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

TrappMeine Leichathletikkarriere war recht kurz. Ich war noch Junggeselle. 

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Trapp: Die Geburt meiner beiden Töchter. 

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Trapp: Im Sport war ich eigentlich immer sehr fair. Und menschliche Fouls hielten sich im Rahmen.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Trapp: Dann würde ich heute nicht mehr leben. 

Ihr Lieblingssportler heute?

Trapp: Natürlich die Top-Leichathleten. Die bringen die besten sportlichen Leistungen. Und Leichtathletik wird auf allen Kontinenten betrieben.

Stieg oft mit seinen Mannschaften auf: Franz Trapp (Erster von rechts), hier im Mai 2001 nach der Kreisliga-Ost-Meisterschaft mit dem SV Sylbach. 
Foto: Sandro Anderlini | Stieg oft mit seinen Mannschaften auf: Franz Trapp (Erster von rechts), hier im Mai 2001 nach der Kreisliga-Ost-Meisterschaft mit dem SV Sylbach. 
Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Trapp: Auf Abenteuer habe ich mich nicht eingelassen. Eher auf teure Abende. 

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Trapp: Ich glaube, meine Frau hat das Sagen. Sie denkt rationaler als ich und damit bin ich gut gefahren.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Trapp: Tatsächlich über mich. Vor allem, wenn ich mich als Handwerker versuche. Ich habe nicht zwei linke Hände, sondern mindestens vier.

Was regt Sie auf?

Trapp: Ich werde mit zunehmendem Alter immer gelassener. 

Wen bewundern Sie – und wofür?

Trapp: Wissenschaftler, Ingenieure. Menschen, die für das Wohl der Menschheit Entscheidendes geleistet haben.

Urlaubsmensch: Am liebsten möchte Franz Trapp nochmal auf die Nordseeinsel Wangerooge.
Foto: Trapp | Urlaubsmensch: Am liebsten möchte Franz Trapp nochmal auf die Nordseeinsel Wangerooge.
Wer oder was macht Sie glücklich?

Trapp: Spaziergänge am See oder am Meer. Gute Bücher. 

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Trapp: Ich will bloß kein Pflegefall werden. 

Was möchten Sie noch lernen?

Trapp: Da gäbe es so vieles. Drum lass ich es lieber.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Trapp: Nochmals auf die Nordseeinsel Wangerooge.  

Wovon träumen Sie?

Trapp: In meinem Alter hat man höchstens noch Albträume.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Trapp: Ohne Fleiß kein Preis.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Trapp: Als Franz Trapp, ich hatte bisher insgesamt ein gutes Leben. Und einige Fehler würde ich nicht wiederholen. 

Was macht eigentlich . . . ?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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