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HANDBALL
Was macht eigentlich Handball-Legende Manfred Hofmann?
Urgestein des TV Großwallstadt, viermal deutscher Meister und Weltmeister 1978: Heute ist der frühere Torwart 72, weg von seiner "Droge" - und wäre gerne Astronaut.
'Ich bin neugierig von Beruf': Manfred Hofmann, Urgestein des Handball-Traditionsklubs TV Großwallstadt, im Jahr 2018.
Foto: Natalie Gress | "Ich bin neugierig von Beruf": Manfred Hofmann, Urgestein des Handball-Traditionsklubs TV Großwallstadt, im Jahr 2018.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 15.10.2020 02:15 Uhr

Der Mann mit dem Schnauzer hat die goldenen und die schwarzen Zeiten des TV Großwallstadt miterlebt und mitgeprägt: Manfred Hofmann, früherer Weltklasse-Torwart im Handball. Mit dem Traditionsverein vom Untermain gewann der heute 72-Jährige viermal nacheinander die Deutsche Meisterschaft (1978-1981) und zweimal den Europapokal der Landesmeister (1979, 1980). Für den TVG bestritt er in 16 Jahren mehr als 1000 Spiele.

110 Länderspiele absolvierte Hofmann zudem für die Nationalmannschaft, mit der er 1978 Weltmeister wurde. Dabei parierte er im Finale gegen Olympiasieger UdSSR drei Siebenmeter und hatte so maßgeblichen Anteil am Erfolg. 1979 war er Handballer des Jahres in Deutschland. 1982 beendete er seine aktive Karriere.

Später war der Großwallstädter in seinem Heimatklub unter anderem als Leiter des Handball-Nachwuchsleistungszentrums (heute Junioren-Akademie) tätig. Nach dem Erstliga-Abstieg des TVG nach 44 Bundesliga-Jahren 2013 und dem Zwangsabstieg in die Drittklassigkeit 2015 infolge der zweiten Insolvenz sprang Hofmann im September 2017 nach der Trennung von Coach Heiko Karrer ein - und führte die Mannschaft als Meister der Dritten Liga Ost zurück ins Unterhaus. Im Mai 2019, als Trainer Florian Bauer beurlaubt wurde, übernahm Hofmann im Duo mit Maik Pallach noch einmal die Verantwortung, um den erneuten Abstieg zu verhindern. Das gelang nicht, doch nun ist der Altmeister abermals zurück in Liga zwei.

Urgestein Hofmann hat seither kein Amt mehr inne beim TVG. "Ich bin total ab von der Droge", sagt er und lacht - "aber ohne Entzug." Der frühere Sparkassen-Abteilungsdirektor, verheirateter Vater zweier Kinder, ist Rentner. Und er lebt immer noch da, wo er 1948 geboren wurde: in Großwallstadt.

Ihre gegenwärtige Form?

Manfred Hofmann: Altersgemäße Fitness.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Hofmann: Laufen.

Und was bewegt Sie?

Hofmann: Der menschenunwürdige Umgang der Menschheit miteinander - sei es in den Sozialen Medien, über Fake News oder andere Schummeleien. 

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung? 

Hofmann: Für die Raumfahrt. Ich wäre gerne Astronaut - wer sich den nächtlichen Sternenhimmel anschaut, der weiß, warum. Ich sehe das da oben als einen Teil der Schöpfung. Wie ist das riesige Universum entstanden? Wohin entwickelt es sich? Was gibt es dort noch alles? Solche Fragen interessieren mich. Andere Planeten oder Galaxien besuchen oder von einer Raumstation aus den Anblick der Erde zu genießen - das fände ich großartig! 

Was schätzen Sie am Alter am meisten? 

Hofmann: Keinen Termindruck mehr zu haben.

Die deutschen Handball-Nationalspieler Kurt Klühspies (links) und Manfred Hofmann jubeln nach dem Olympia-Qualifikationsspiel 1975 in München. Am 6. März 1976 hielt der Torwart im Olympia-Qualifikationsspiel gegen die DDR in Karl-Marx-Stadt in der Nachspielzeit einen Siebenmeter und ermöglichte so der Mannschaft der BRD die Teilnahme an dem Sommerspielen in Montreal.
Foto: IMAGO | Die deutschen Handball-Nationalspieler Kurt Klühspies (links) und Manfred Hofmann jubeln nach dem Olympia-Qualifikationsspiel 1975 in München. Am 6.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen? 

Hofmann: An die Anfänge des Universums.

Ihr Lieblingsort?

Hofmann: Großwallstadt.

Was haben Sie vom Leben gelernt? 

Hofmann: Dass nicht jeder Schulterklopfer dein Freund ist.

Und was hat Sie der Sport gelehrt? 

Hofmann: Mit Wille, Können und viel Training kannst du jedes Ziel erreichen.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Hofmann: Beim Thema Belastbarkeit der Jugend. Als ich früher im Leistungszentrum noch mit Müttern zu tun hatte, die immer besorgt waren, dass Schule und Handball zu viel für ihre Sprösslinge ist, da hat es mir gegraust. Schon Kleinkinder können eine größere Belastung aushalten, als viele wissen. 

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen? 

Hofmann: Die Tatsache, dass wir unsere Kinder zu sehr behüten.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie? 

Hofmann: Anstrengend. Ich musste mich erst an die neue Episode und das Zuhause-Sein gewöhnen.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Hofmann: Die Geburt der Kinder.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen? 

Hofmann: Keines.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann? 

Hofmann: Wahrscheinlich Abenteurer. Ich bin neugierig von Beruf.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Hofmann: Unser Vierfach-Triumph mit dem TV Großwallstadt und die Vorbereitung auf die WM 1978 in Dänemark. Wir waren im hohen Norden untergebracht. Die Winde, die dort mitten im Winter über uns hinweggebraust sind, das war abenteuerlich!  

Manfred Hofmann bei seinem ersten Trainer-Intermezzo als Feuerwehrmann des TV Großwallstadt im November 2017.
Foto: Sportfoto Zink / WoZi | Manfred Hofmann bei seinem ersten Trainer-Intermezzo als Feuerwehrmann des TV Großwallstadt im November 2017.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute? 

Hofmann: Nach meiner eigenen.

Worüber haben sie zuletzt gelacht? 

Hofmann: Über Loriot.

Was regt Sie auf? 

Hofmann: Anhaltende Nörgelei.

Wen bewundern Sie – und wofür? 

Hofmann: Niemanden.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Hofmann: Innere Ruhe und Ausgeglichenheit.

Was möchten Sie noch lernen? 

Hofmann: Astrophysik.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben? 

Hofmann: Meinen 100. Geburtstag.

Wovon träumen Sie? 

Hofmann: Ich bin ein Kopfmensch und habe keine Träume. Sie machen unzufrieden. Viele träumen von Dingen, die sie nicht haben, oft Materielles. Dabei bedenken sie gar nicht, was sie schon besitzen.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen? 

Hofmann: Nur mit Willen lassen sich große Ziele erreichen.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden? 

Hofmann: Als ich selbst.

Was macht eigentlich . . . ?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen. In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen die Sportler zu kontaktieren um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
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