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HANDBALL: 2. BUNDESLIGA
Wölfe Würzburg verlieren auch das Kellerduell in Konstanz: So wird der Klassenerhalt zum Himmelfahrtskommando
Auch bei der zehnten Niederlage in Serie scheitern die Wölfe an sich selbst. Doch sie zeigt auch: Der von Anfang an zu kleine Kader war eine fahrlässige Fehlplanung.
Immer das gleiche Bild: Enttäuschte Minen bei den Wölfen Würzburg um Trainer Julian Thomann (stehend), diesmal nach der Niederlage in Konstanz.
Foto: Peter Pisa | Immer das gleiche Bild: Enttäuschte Minen bei den Wölfen Würzburg um Trainer Julian Thomann (stehend), diesmal nach der Niederlage in Konstanz.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:29 Uhr

Lange war dieses umkämpfte Kellerduell Hochspannungshandball in einem Hexenkessel. Doch das Bild nach dem Abpfiff am Freitagabend kennt man seit mehr als zwei Monaten von den Wölfen Würzburg: Sie schlichen mit hängenden Köpfen als Verlierer vom Feld, diesmal in der Schänzle-Halle am Bodensee, wo sie soeben der HSG Konstanz mit 29:32 (18:16) unterlegen waren. Wohl wissend, dass sie mit einem größeren Kader und weniger Fehlern, die sie eine Vier-Tore-Führung gekostet hatten, der Gewinner hätten sein können - wie schon öfter.  

Hätte, wäre, es nützt nichts. Die Zehn sind voll. So viele Niederlagen nacheinander hat das erneut verletzungsbedingt dezimierte Team von Trainer Julian Thomann in der 2. Handball-Bundesliga nun kassiert. Während die Konstanzer Big Points im Abstiegskampf sammelten und ihren Abstand zur Gefahrenzone weiter vergrößerten, warten die Würzburger nach wie vor auf ihren zweiten Saisonsieg.

Der Weg des Klubs hat die Wölfe in eine Sackgasse geführt 

Eines muss man ganz klar aussprechen: Der zu kleine Kader war von Anfang an eine fahrlässige Fehlplanung. Die Mission Klassenerhalt ist unter diesen andauernden personellen Umständen ein Himmelfahrtskommando, dem man die Mannschaft ausgesetzt hat. Der Weg, den der Klub eingeschlagen hat, er hat die Wölfe in eine Sackgasse am Tabellenende geführt, aus der es im Augenblick keinen Ausweg zu geben scheint. 

Es spricht für Thomann, dass er darüber nicht klagt. Auch diesmal nicht. "Am Ende scheitern wir wieder im Angriff an uns selbst und geben einen deutlichen Vorsprung aus der Hand", sagte er in der Pressekonferenz. "Die Halle tut ihr Übriges. Wir konnten schließlich nicht mehr dagegenhalten." 

Bruderduelle fühlt sich "Scheiße" für Julian Thomann an

Gefragt, wie sich das Duell gegen seinen Zwillingsbruder Gregor Thomann, Rechtsaußen beim Aufsteiger, angefühlt habe, antwortete der eine Minute Jüngere: "Scheiße, weil wir verloren haben. Das ist sicher nicht das, was mich gerade am meisten bedrückt." 

Die wie erwartet enge Partie startete mit reichlich Tempo und Toren. Nach einer Viertelstunde waren schon 20 Treffer gefallen: neun aufseiten der Gastgeber, elf aufseiten der Gäste. Beide Mannschaften warfen sich mit Leidenschaft in dieses Duell - manchmal im wahrsten Sinne des Wortes.

Beide Mannschaften vernachlässigen die Abwehrarbeit

Nachdem bei den Wölfen zusätzlich zu den Halblinks-Dauerverletzten Benedikt Brielmeier (Schulterprobleme) und Linus Geis (Fingerverletzung) auch noch Linksaußen Dominik Schömig (Ellbogen-Innenbandriss) vermutlich bis Jahresende ausfällt, gingen sie erneut mit einem Rumpfkader und Spielern aus der Reserve an den Start.

Die Abwehrarbeit vernachlässigten zunächst beide Teams, bei den Wölfen waren zudem die Torhüter indisponiert. Sowohl Jonas Maier als auch Andreas Wieser brachten kaum eine Hand an den Ball. Zusammen kamen sie im ganzen Spiel auf nur sechs Paraden.

Hannes Rabe vergrößert bei seinem Zweitliga-Debüt die Halbzeit-Führung 

Konstanz hatte in Leon Grabenstein den besseren Schlussmann, dafür waren die Badener in der Deckung zu inkonsequent. Anfangs eröffnete ihre offensive Abwehr den Unterfranken Räume, die diese nutzten. Später standen sie zu defensiv.

Die Wölfe, allen voran Kapitän Patrick Schmidt, münzten ihr Plus an Erfahrung gegenüber dem zweitjüngsten Team der Liga im Positionsangriff in Effektivität um. Zudem fabrizierten sie deutlich weniger technische Fehler und bestraften die der Hausherren mit Kontern. Hannes Rabe markierte bei seinem Zweitliga-Debüt mit seinem ersten Tor aus dem linken Rückraum den verdienten 18:16-Vorsprung für die Würzburger. Würden sie das Tempo halten können?

Wölfe mit Moral, aber zu vielen Fehlern bei nachlassenden Kräften

Nach der Pause erhöhten Oliver Seidler und Schmidt zur ersten Vier-Tore-Führung im Spiel (16:20, 35.). Mit Moral stemmten sich die Wölfe gegen die aufkommenden Konstanzer, die sich in der Abwehr berappelt hatten und nun stabil standen. Für jede Chance mussten sich die Gäste bei nachlassenden Kräften enorm anstrengen und fanden immer öfter in Keeper Moritz Ebert ihren Meister. 

Die HSG hatte die Halle hinter sich: Nach einem 3:0-Lauf zum 24:24 (49.) standen die 1250 Zuschauenden auf der Tribüne. Gregor Thomann traf per Siebenmeter zur Führung für seine Farben (52.). Lukas Böhm glich noch zweimal aus. Doch erneut war diese Phase mit zu vielen Fehlern vorne der Anfang vom Ende für die Wölfe. Der letzte Treffer für sie gelang dem zweiten Zweitliga-Debütanten, Eigengewächs Josef Weber. 

Nach drei Auswärtsspielen erwartet sie am nächsten Wochenende (27.11., 19.30 Uhr) wieder ein Heimspiel. Die Aufgabe indes wird nicht leichter: Zu Gast in der tectake Arena ist der aktuelle Tabellenzweite ThSV Eisenach. Dabei kommt es zum Wiedersehen mit Würzburgs Ex-Abwehrchef Philipp Meyer

Die Statistik des Spiels

Handball, 2. Bundesliga, Männer:
HSG Konstanz - Wölfe Würzburg 32:29(16:18)
Konstanz: Ebert (31.-60., 9 Paraden), Grabenstein (1.-30., 8 P.) - Stotz, Czako 1, Foege 3, Michelberger 10, Thomann 4/2, Erifopoulos, Mauch 1, Beckmann 3, Wendel 1, Ingenpaß 1, Köder 4/4, Knezevic 1, Hutecek 3.  
Würzburg: Maier (1.-16. und 55.-60., 2 Paraden), Wieser (17.-54., 4 P.) – Weber 1, Böhm 3, Karle 5, Neagu 1, Schmidt 7, Kaufmann 5, Dürr, Hack, Rabe 1, Rose 3, Seidler 3, Merk.
Spielfilm: 3:3 (4.), 5:7 (9.), 8:7 (10.), 9:10 (13.), 12:12 (20.), 13:15 (25.), 15:15 (27.), 16:18 (Halbzeit), 16:20 (35.), 18:22 (40.), 25:24 (52.), 26:26 (54.), 29:26 (58.), 32:29 (Endstand). 
Siebenmeter: 6/6  : -.
Zeitstrafen: 2:2.
Schiedsrichter: Jan Lier/Manuel Lier (Korntal-Münchingen/St. Gallen).
Zuschauende: 1250.
ng
 
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