
Seit Oktober läuft die Saison in der Zweiten Handball-Bundesliga - wie auch der restliche Spitzensport unter außergewöhnlichen Bedingungen. Längst wieder ohne Zuschauer. Dafür mit mehreren Corona-Test pro Woche und etlichen Spielverlegungen aufgrund von Covid-19-Infektionen.
Von den 304 Partien, die bis Jahresende angesetzt waren, fanden 243 tatsächlich statt. Der Rest musste auf 2021 verschoben werden - und macht den ohnehin eng getakteten Spielplan noch straffer. Aber, immerhin: Das Geschäft geht weiter. Zumindest bis jetzt.

Die Handballer der DJK Rimpar Wölfe sind dank der Nothilfe des Bundes nicht nur wirtschaftlich für diese Saison gerettet, sondern nach 14 von 16 geplanten Spielen auch sportlich auf Kurs: Trotz des Umbruchs im Team und Personalsorgen aufgrund von Verletzungen sowie drei Corona-Fällen überwintern sie im Mittelfeld.
„Rimpar spielt einen richtig guten Handball, auch wenn sie nicht die besten Individualisten in ihren Reihen haben", sagte unlängst Bietigheims Trainer Hannes Jón Jónson nach dem knappen Sieg seiner Mannschaft über die Unterfranken. "Alles, was sie machen, hat eine gute Idee."
Ideen statt Individualisten - das ist zwar keine neue Erkenntnis über die Wölfe, sondern ihr Erfolgsrezept seit Jahren. Die Konstanz aber, mit der sie diese Ideen Jahr für Jahr als Team umsetzten, ist in Zeiten wie diesen umso bemerkenswerter.
Eine Zwischenbilanz nach dem unglücklich verloren gegangenen Abschluss 2020 beim Tabellenführer Handball Sport Verein Hamburg, wo die Rimparer am Dienstagabend mit dem letzten Aufgebot 24:26 (11:12) verloren - und vor der WM-Pause.
Die Neuzugänge
Fünf Neuzugänge hatten die Wölfe zu integrieren, vier davon Feldspieler. Inzwischen sieht man kaum noch, dass es "Fremdkörper" im Team gibt. "Die Mannschaft hat sich gefunden", meint Trainer Ceven Klatt. Sie funktioniert und harmoniert.
Mit dem Luxemburger Tommy Wirtz hat Dominik Schömig auf Linksaußen einen ebenbürtigen Kollegen bekommen. Der kroatische Kreisläufer David Kovacic findet sich immer besser ein. "Er entwickelt sich in die richtige Richtung und kann Michael Schulz inzwischen entlasten", sagt Klatt. "An seiner Grundfitness müssen wir noch arbeiten, damit er einen Tick schneller wird." Das rumänische Talent Valentin Neagu kam am Kreis bisher nur zu wenigen Kurzeinsätzen. Ganz anders als der vierte internationale Neue: Mittelmann Yonatan Dayan ist die bisher auffälligste Verpflichtung - und "eine echte Verstärkung", findet auch Klatt. (Lesen Sie dazu den Kommentar)
Die Torhüterfrage
Die große Frage vor Saisonbeginn war: Ist Toptorwart Max Brustmann nach seinem Karriereende zu ersetzten – und wenn ja: von wem und wie vielen? Die Antwort lautet bisher: Irgendwie schon. Dank der besten Abwehr der Liga um die aggressiven Abräumer im Zentrum, Philipp Meyer und Michael Schulz, in Zusammenarbeit mit Marino Mallwitz und Andreas Wieser.
Die beiden Nachfolger von Rimpars "Lebensversicherung" zwischen den Pfosten können auch aufgrund ihrer bisher geringen Praxiserfahrung zwar noch nicht Brustmanns Klasse und Konstanz haben, aber "zusammen haben sie dafür gesorgt, dass Max kein großes Thema mehr ist. Sie haben im Schnitt die obligatorischen zehn bis zwölf Bälle pro Partie gehalten", so Klatt. Zumindest einer von beiden habe immer eine ansprechende Leistung gezeigt.

Neuzugang Mallwitz hatte mehr Einsätze, weil Wieser fünf Spiele fehlte. Während Rimpars früherer zweiter Mann mehr Ruhe ausstrahlt, verkörpert der ehrgeizige Lübecker mehr emotionale Präsenz. "Sie sind zwei unterschiedliche Typen, aber gerade die Mischung tut uns gut", findet der Coach. "Wie sie die Aufgaben als Team bisher gelöst haben, damit bin ich zufrieden."
Das Trainerurteil
Vor dem Jahresabschluss hatte sich Ceven Klatt noch mal einige Videos der Spiele zuvor angesehen. "Wahnsinn, mit welchem Kader wir die Hinrunde bestritten haben", sagt er rückblickend. "Zu 100 Prozent ohne Lukas Siegler, zu 80 ohne Patrick Schmidt und zu 75 ohne Julian Sauer. Dafür stehen wir richtig gut da."
Benedikt Brielmeier spielte bis zu seiner Verletzung in Bietigheim als Alleinunterhalter im linken Rückraum eine wichtige Rolle. Ersatzkandidat Philipp Meyer zeigte in Hamburg, dass er als Abwehrchef auch im Angriff mehr als nur eine Notlösung sein kann - mit sechs Treffern von Halblinks war er gegen den Spitzenreiter direkt bester Torschütze des Teams. Sauer wurde auf Rechtsaußen in den meisten Fällen tadellos von Felix Karle ersetzt.

Freilich hätten die Wölfe den einen oder anderen Punkt mehr haben können. Ein Drittel ihrer Spiele verloren sie mit maximal zwei Toren Differenz. "Aber die Jungs haben die schwierige personelle Situation toll angenommen", lobt Klatt, der die Mannschaft gewissenhaft auf jeden Gegner vorbereitete und taktisch stets Lösungen fand. Der 37-Jährige stellt seinen Spielern ein "gutes Zwischenzeugnis" aus.
Bis 8. Januar haben die Rimparer nun frei. Dann treffen sie sich zum ersten Corona-Test wieder. Sollte der und auch der zweite am 11. Januar negativ ausfallen, beginnt noch am gleichen Tag das gemeinsame Training wieder. Im ersten Spiel nach der Winterpause erwarten die Wölfe am Sonntag, 7. Februar (17 Uhr), den TSV Bayer Dormagen in der Würzburger s.Oliver Arena.