Es war eine komplett andere Zeit, nämlich die kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland. Und doch schließt sich für Felix Karle mit dem Heimspiel seiner DJK Rimpar Wölfe (12./7:9 Punkte) gegen den HC Elbflorenz (7./9:7) aus Dresden am Samstagabend ein Kreis. Am 28. Februar dieses Jahres trat Rimpar in der Stadt an der Elbe an. Es lief seinerzeit rund für die Grün-Weißen, die regelmäßig ihre knappen Duelle gewannen. Der 19-jährige Karle war wieder darauf eingestellt, die Partie größtenteils von der Bank aus zu verfolgen.
Doch es kam anders. Ohnehin schon stark ersatzgeschwächt angereist, verletzte sich während des Spiels neben Kreisläufer Patrick Gempp auch noch der etatmäßige Rechtsaußen Julian Sauer. Karle kam hinein – und markierte schließlich in der 57. Minute den letzten DJK-Treffer zum 28:24, der die Entscheidung brachte. "Das war mit unserer Rumpftruppe ein toller Erfolg", erinnert sich Karle.
Die knappen Partien gewinnt Rimpar bisher nicht
Kurz darauf wurde die Saison erst unter-, später dann wegen des Virus abgebrochen. Am Samstag geht es erneut gegen die Sachsen. Es ist wieder Winter. Doch sonst hat sich einiges geändert: Die Wölfe-Mannschaft hat ein neues Gesicht, muss wie die anderen Klubs auch aktuell ohne Zuschauer auskommen und gewinnt in dieser Saison bis dato ihre knappen Partien nicht. Eines ist Karle geblieben: Er ist auf dem Feld gefordert, mehr denn je sogar.
Julian Sauer, sein Kollege auf der Rechtsaußen-Position, hat sich Mitte Oktober im Spiel beim TV Großwallstadt erneut verletzt und fällt seither aus. Weil es auf diesem Posten sonst keine wirkliche Alternative gibt, spielt Karle im Angriff praktisch durch. Und es läuft für ihn auch ziemlich ordentlich. Die Wurfquoten sind grundsolide, in Lübeck traf Karle sogar in vier von vier Versuchen.
"Die Mannschaft hat es mir aber auch leicht gemacht", sagt Karle, und er meint damit auch die gekonnten Anspiele von Steffen Kaufmann aus dem Rückraum. Neulich in Wilhelmshaven schaffte der 20-Jährige erstmals fünf Treffer. Doch in der entscheidenden Phase scheiterte auch er. Die Wölfe unterlagen mit 23:24. "Wenn man so wie ich noch nicht so viel Erfahrung hat, macht es einfach einen Unterschied, ob man einen Wurf in der Anfangsphase nimmt oder dann, wenn es darauf ankommt", sagt er. Für seinen Trainer Ceven Klatt ist Karle ein absolut zuverlässiger Spieler, der seine Rolle im Team gefunden hat.
Der Auftakt zu sechs Partien in nur 18 Tagen
Mehrmals hintereinander hat es für die Rimparer zuletzt gerade so nicht zum Sieg gereicht. "Wenn wir uns mal wieder so ein enges Ding holen, kann es auch wieder in die andere Richtung laufen", sagt Karle, der auch gegen den HC Elbflorenz keinen einseitigen Verlauf erwartet. Das samstägliche Heimspiel ist der Auftakt zu sechs Partien in nur 18 Tagen. "Das wird körperlich und mental schon sehr anstrengend", glaubt der Rechtsaußen, der eine Ausbildung bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg macht.
Die Begeisterung für den Handball wurde ihm regelrecht in die Muttermilch gegeben. "Bei uns in der Familie haben immer die Frauen Handball gespielt. Ich war die erste männliche Person, die damit angefangen hat", erzählt Karle. Seine Mutter stammt aus Würzburg und hat für den ETSV gespielt. Später verschlug es sie ins Taubertal, dort begannen Felix und seine jüngere Schwester bei der HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim mit dem Handball. Sein Talent zeigte sich früh, noch in der Jugend wechselte er nach Rimpar – und bekam selbst in der Sommerpause nicht genug von seinem Sport.
Auf einem Lehrgang hat man ihn entdeckt – und in die Beachhandball-Nationalauswahl berufen. 2018 wurde Karle mit den U-18-Junioren in Montenegro sogar Europameister auf Sand. Heuer hätte er eigentlich mit den Herren bei den Weltmeisterschaften im italienischen Pescara teilgenommen. Doch es kam bekanntlich anders. Die Beachhandball-WM soll nun im kommenden Jahr in Portugal nachgeholt werden.