Tommy Wirtz hat das Herz am rechten Fleck. Es ist rot und hat Augen - sein Lieblingslabel. Das rote Herz prangt auf einem schwarzen T-Shirt, links auf Brusthöhe. Um seinen linken Ellenbogen ist ein Kreis aus Worten tätowiert: "Turn off your brain - turn on your heart". "Wenn du etwas machen willst, dann mach es mit Herz und lass nicht deinen Kopf im Weg sein", sagt Tommy Wirtz Ende Oktober in einem Café an der Alten Mainbrücke in Würzburg, nahe seiner neuen Wohnung.
Er selbst wollte Handballprofi werden, als "kleiner Luxemburger" in der großen Handball-Bundesliga. Sein Herzenswunsch trieb ihn an. Seit Sommer steht der Linksaußen beim Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe unter Vertrag.
Der Vater weckte seinen Ehrgeiz
Tommy Wirtz macht es einem leicht. Leicht, ihn cool zu finden mit seinem lässigen Stil. Schwarze Vans, schwarze Jeans, blaue Jeansjacke. Sieht eher nach Berlin aus als nach Düdelingen. In der Kleinstadt, in der 19 000 der rund 614 000 Luxemburger leben, ist er aufgewachsen. In einer sportlichen Familie, mit einem vier Jahre älteren Bruder, der das Potenzial gehabt habe, "ein richtig guter Basketballer zu werden", aber "zu faul" war. Mit einer französischen Mutter, Leichtathletin und Fitnesstrainerin, und einem Handballtrainer als Vater. Der coachte auch den Knirps zwei Jahre. "Damals war das nicht so toll", erinnert sich der heute 28-Jährige. "Selbst wenn ich in einem Jugendspiel zehn Tore geschossen hatte, hat Papa nur das Tor angesprochen, das ich nicht gemacht habe." Heute ist er seinem Vater dankbar dafür. "Er hat meinen Ehrgeiz geweckt."
In der vergangenen Saison bekam der luxemburgische Nationalspieler eine Chance in der Dritten Liga. Philipp Kessler holte ihn zur HG Saarlouis. Dort erzielte der gelernte Mittelmann über 100 Tore - vor dem coronabedingten Abbruch. "Profiscouts interessieren sich nicht für den amateurhaften Handball in Luxemburg", sagt Wirtz. "Saarlouis war eine Bühne für mich." Auf der er gesehen wurde. Er erhielt ein Angebot aus Rimpar - "es war das einzig richtige, und es kam sehr früh. Da habe ich nicht lange gezögert. Ich bin froh, dass ich hier gelandet bin."
Tommy Wirtz macht es einem auch leicht, sich vorzustellen, dass ihn seine neuen Teamkollegen gleich mochten mit seiner Fröhlichkeit und seinem Humor, seinem ansteckenden Lachen und den aufgeweckten braunen Augen. "Mit Spaß ist alles einfacher", sagt der studierte Grundschullehrer, der vier Sprachen spricht und seine Mitspieler gerne auf Luxemburgisch neckt. "Für Deutsche klinge ich wie ein Holländer." Als blitzschneller Linksaußen liebt er "Tempogegenstöße mit perfektem Timing und einfachen Toren"; dabei fühle er sich "wie ein Kind, das Erster beim Sprint sein will". Auch als Siebenmeterschütze hat der aktuell zweitbeste Werfer der Wölfe mit einer 80-Prozent-Quote schon geglänzt.
Schließlich macht Tommy Wirtz es einem leicht, ihm zu glauben. Zum Beispiel, wenn er mit höchstem Respekt über seinen Positionskollegen Dominik Schömig spricht. "Es gibt Konkurrenzkampf, klar, und er ist für uns beide eine neue Situation. Aber wir verstehen uns super. Jeder feuert den anderen an und gönnt ihm Erfolg. Und wenn Domi nicht so gut gelaunt ist, weil er zuletzt weniger gespielt hat, dann fühle ich auch mit ihm. Ich kann mir keinen besseren Kollegen vorstellen."
Tommy Wirtz wirkt ehrlich und echt. Er gibt von sich preis, aber nicht zu viel Privates. So verrät der Festivalgänger mit Vorliebe für House und Elektro zum Beispiel, dass er gerne Sonnenauf- und untergänge fotografiert und auf Instagram mit schöner Musik unterlegt. "Ich denke dann immer an etwas Bestimmtes." Was das ist, verrät er nicht. Dafür aber, dass das Leben als Leistungssportler im Ausland manchmal auch schwierig ist. "Ich vermisse die Menschen, die mir wichtig sind und bei denen ich Energie tanke."
Trotzdem hofft der Weintrinker mit Gin-Sammlung, dass er auch in Zeiten von Corona seinen Traum, Handball zu spielen, so lange wie möglich leben darf. Unabhängig davon, hat er sich für seine Zukunft eines "in den Kopf gesetzt", wie er sagt: "Ich will immer ich selbst bleiben und mich für niemanden verändern." Warum auch, wenn man das Herz am rechten Fleck hat?
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