Offizielle Briefe von Ämtern und Behörden verheißen nicht immer etwas Gutes. Das Schreiben, das Roland Sauer am Freitag aus seinem Briefkasten fischte, aber war das für ihn erfreulichste, das er in den vergangenen Monaten bekommen haben dürfte. Es beinhaltete nicht weniger als diese Nachricht: Der Handball-Zweitligist ist erst mal gerettet.
Dem Bund sei Dank. Mittels dessen Corona-Nothilfe ist nicht nur die Existenz des Würzburger Vorstadtklubs gesichert, sondern überhaupt der Profiligen in Hallen-Mannschaftssportarten wie Handball, Basketball oder Eishockey. "Wir können die Runde auf jeden Fall zu Ende spielen", zeigte sich Sauer am Rande des Heimspiels gegen den Dessau-Roßlauer HV am Sonntag (21:21) erleichtert.
Gut 55 Millionen Euro für den Profisport
Wie das für die Sportförderung zuständige Bundesministerium des Innern vergangene Woche auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, floss etwas mehr als ein Viertel des 200 Millionen Euro schweren Corona-Soforthilfeprogramms des Bundes in den Profisport. Bis zum Fristablauf am 22. November lagen demnach insgesamt 339 Anträge vor, die zusammen eine Summe von knapp 69 Millionen Euro ausmachten. 259 Anträge mit einem Volumen von etwas mehr als 55 Millionen Euro wurden bewilligt. Sechs Anträge wurden abgelehnt, der Rest war noch in Bearbeitung. Einzelaufstellungen zu den Sportarten wollte das Innenministerium in Berlin nicht veröffentlichen.
Der Rettungsschirm sieht vor, dass ausgebliebene Zuschauereinnahmen aufgrund der Pandemie zwischen April und Dezember 2020 zu 80 Prozent erstattet werden sollen. Pro Klub konnten maximal 800 000 Euro beantragt werden. Bei den Rimparer Wölfen machen die Einnahmen aus dem Ticketing in einer regulären Runde laut Sauer etwa 25 Prozent des Gesamtetats aus.
Wölfe-Saisonetat um ein Drittel geschrumpft
Wie hoch die Staatshilfe für die DJK-Handballer ausfällt, verriet deren Chef nicht. Er bestätigte aber, dass es sich um einen sechsstelligen Betrag handle. Den Saisonetat taxierte Sauer nun auf gut 600 000 Euro. Das entspricht rund zwei Dritteln des Etats der vergangenen Spielzeit, der mit 900 000 Euro beziffert wurde.
Da der 200-Millionen-Euro-Topf bisher bei Weitem nicht ausgeschöpft ist und es aufgrund der anhaltend hohen Infektionszahlen in absehbarer Zeit nicht danach aussieht, als dürften bald wieder Fans in die Hallen, hofft Sauer, dass das Hilfsprogramm aufs neue Jahr ausgedehnt wird.
Audienz in München
Beide Punkte waren Kernthemen, als der 65-Jährige als Anführer der bayerischen Hallen-Mannschaftssportarten in den ersten und zweiten Ligen vergangenen Dienstag in München weilte. Dort hatte Sauer zusammen mit der ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Würzburgs dritter Bürgermeisterin, Judith Jörg, eine einstündige Audienz im Staatsministerium des Innern bei Joachim Herrmann (alle CSU). Der Handball verbindet die beiden Männer – Herrmann ist Mitglied des Aufsichtsrats des HC Erlangen.
Sauer schlug dem Innenminister vor, die "schlecht genutzte" Corona-WarnApp in die Hygienekonzepte der Klubs einzubinden und Sportler als "Werbebotschafter" für deren Vermarktung zu nutzen: "Unser Angebot: Nur wer die App hat, darf in die Halle." Herrmann habe den Vorschlag mit Interesse zur Kenntnis genommen.
Zuschauer für Sponsoren wichtig
Zuschauer seien für die Klubs trotz der Finanzspritzen immens wichtig, betonte Sauer: "Sonst sehen sich Sponsoren nicht repräsentiert und reduzieren ihre Engagements noch mehr." Und dann klafften über kurz oder lang neue Löcher auf und sorgten für neue Gefahr und Existenzsorgen, so der Geschäftsführer.
Darüber hinaus, so der 65-Jährige, habe er zusätzliche finanzielle Hilfen des Freistaats Bayern für den Sport angeregt – wie diese in anderen Ländern schon geflossen seien. Er denke dabei nicht nur an den Profi-, sondern auch an den Amateursport. "In dem Punkt sind wir nicht zu einem Ergebnis gekommen", berichtete der Wölfe-Geschäftsführer. Allerdings ließ er dezent zwischen den Zeilen heraushören, dass der Minister ihm signalisiert habe, er wünsche sich, dass Sauer sich weiterhin einbringe. "Ich habe aus dem Gespräch mitgenommen, dass Joachim Herrmann unseren Ideen offen und sehr positiv gegenübersteht und er den Sport mitnehmen will."