zurück
Würzburg
"Geteiltes Leid ist halbes Leid": So arbeiten Leonie und Constantin Ebert nach ihren Kreuzbandrissen am Comeback
Sie ist eine Weltklasse-Fechterin, er ist Basketballer - beide verletzten sich schwer. Jetzt machen die Würzburger Geschwister gemeinsam Reha. Wieso das beiden hilft.
Weltklasse-Fechterin und Basketballer, Schwester und Bruder: Nach ihren Kreuzbandrissen absolvieren  die Würzburger Sportler Leonie und Constantin Ebert die Reha gemeinsam in Schweinfurt.
Foto: Thomas Obermeier | Weltklasse-Fechterin und Basketballer, Schwester und Bruder: Nach ihren Kreuzbandrissen absolvieren  die Würzburger Sportler Leonie und Constantin Ebert die Reha gemeinsam in Schweinfurt.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 14.03.2024 04:00 Uhr

Es war eine Aktion, wie er sie schon tausende Male zuvor gemacht hat. Über die rechte Seite attackiert er den Korb und stoppt dann ab. Und auf einmal gibt das Knie nach. Constantin Ebert knickt weg und bleibt liegen. Sofort weiß der Würzburger, dass da gerade etwas kaputtgegangen ist. Nach dem MRT zwei Tage später ist klar: Das vordere Kreuzband im rechten Knie ist gerissen.

Es war eine Aktion, wie sie sie schon tausende Male zuvor gemacht hat. Sie tänzelt auf der Planche nach hinten, will die Richtung wechseln und zum Angriff übergehen. Und plötzlich liegt Leonie Ebert, gekrümmt vor Schmerzen, am Boden. Wenige Tage später steht fest: Das vordere Kreuzband im rechten Knie ist gerissen.

Basketballer und Fechterin, Bruder und Schwester: Gemeinsam bei der Reha in Schweinfurt

Zwei unterschiedliche Sportarten, zwei Szenen, die viel miteinander zu tun haben. Am 28. Oktober 2023 gastiert Constantin Ebert mit der TG Sprintis Veitshöchheim in der Würzburger Feggrube. Zum Derby in der Basketball-Regionalliga beim Nachwuchs der Würzburg Baskets, für die er einst selbst in der Bundesliga aufgelaufen war. Mitte des zweiten Viertels zieht Ebert zum Korb - und verletzt sich dabei am Knie.

Sechs Wochen später meldet sich Constantin Eberts Schwester Leonie mit einem dritten Platz beim Weltcup im serbischen Novi Sad in der Weltspitze zurück. Die Würzburger Florettfechterin will sich in den kommenden Monaten für die Olympischen Spiele qualifizieren. Einen Tag später, beim Teamwettbewerb, verletzt sich die Sportsoldatin der Bundeswehr kurz vor dem Ende des Achtelfinales.

Mittlerweile können die beiden wieder Lachen: Constantin und Leonie Ebert beim Gespräch während ihrer Reha in Schweinfurt.
Foto: Thomas Obermeier | Mittlerweile können die beiden wieder Lachen: Constantin und Leonie Ebert beim Gespräch während ihrer Reha in Schweinfurt.

Zwei rechte Knie, eine Diagnose: Kreuzbandriss. Mittlerweile sind Leonie Ebert in Innsbruck und Constantin Ebert in Straubing operiert worden und befinden sich in der Reha. Die absolvieren die 25 und 28 Jahre alten Geschwister teilweise zusammen im "next level.therapie- und trainingszentrum" in Schweinfurt. "Leonie hat zwischenzeitlich fast hier gelebt", berichtet ihr älterer Bruder. Die Möglichkeiten im Physiotherapiezentrum nutzen nicht nur die Eberts, sondern auch Fußballer aus der Bundesliga und die Würzburg Baskets.

Schock für die Weltklasse-Sportlerin: Keine Chance auf Olympia in Paris?

Die erste Reaktion auf ihre Verletzungen war bei beiden: Schock. "Klar war der erste Gedanke im Anschluss, ob es noch irgendwie möglich ist, Olympia im Sommer in Paris zu schaffen", sagt  Weltklasse-Sportlerin Leonie Ebert am Rande ihres Rehatrainings. Weil die deutschen Fechterinnen im Team die Qualifikation nicht schafften und sie sich im Einzel nicht qualifizieren kann, ist die Chance auf die Olympia-Teilnahme für die 24-Jährige vorbei.

"Für mich beginnt damit ein neuer Trainings- und Wettkampfzyklus, der mit Olympia 2028 in Los Angeles enden soll", erklärt die Europameisterin von 2022. Im Falle einer Qualifikation hätte sie alles für ein Comeback getan, sagt die Würzburgerin. Jetzt hat sie mehr Zeit für ihre Rückkehr.

Ihrem Bruder Constantin ergeht es anders. Im Sommer 2018, der Basketballer war gerade mit dem Zweitligisten Kirchheim in der Vorbereitung auf die Saison, hatte er sich nach der ersten anstrengenden Woche das Kreuzband im linken Knie gerissen. Der 28-Jährige kennt also das Prozedere der Reha nach einer solchen Verletzung: "Deshalb war es für mich anfangs mental viel härter. Ich wusste, wie schwer der Weg zurück ist."

Heute, etwa vier Monate nach seiner Operation, hilft ihm die Erfahrung: "Ich weiß nun genau, was ich tun muss, worauf ich achten muss."

Auf dem Weg zum Comeback: Der große Bruder als Vorbild und Motivation

"Und mir hilft es, dass ich gesehen habe, wie Constantin zurückgekommen ist", sagt Leonie Ebert. "Gerade kann ich mir nicht vorstellen, wie ich mich auf ein Gefecht konzentrieren soll, und nicht mehr darauf, ein Bein vor das andere zu setzen. Aber ich habe gesehen, was er nach seiner ersten Verletzung geschafft hat."

Ein gutes Jahr nach seinem ersten Kreuzbandriss stand Ebert wieder zur Vorbereitung auf einem Basketballfeld. Zwei Jahre spielte er damals noch als Profi beim BBC Coburg, ehe er ein Lehramtsstudium in Würzburg begann und nach Veitshöchheim wechselte.

Geteiltes Leid ist halbes Leid und gemeinsam macht die Reha doppelt so viel Spaß: die Ebert-Geschwister arbeiten an ihrem Comeback.
Foto: Thomas Obermeier | Geteiltes Leid ist halbes Leid und gemeinsam macht die Reha doppelt so viel Spaß: die Ebert-Geschwister arbeiten an ihrem Comeback.

Die ersten Wochen nach den Operationen verbrachten die beiden gemeinsam bei ihrer Mutter in Würzburg. An Weihnachten kam Schwester Amelie dazu, auch noch krank zu dieser Zeit. "Wir haben nur gehofft, dass unsere Mutter nicht umkippt", sagt der 28-jährige Constantin. Im sozialen Netzwerk Instagram postete Leonie ein Bild vom Weihnachtsfest: Sie und ihr Bruder haben ihre operierten Knie über einen Stuhl gelegt, die Krücken liegen parat.

Die ersten Tage nach der Operation war es einfach nur darum gegangen, zu kühlen und das Bein hochzulegen. Schmerzen und Schmerztabletten bestimmten den Alltag. Aber die Geschwister unterstützten einander, auch wenn es häufiger Streit um Kühlpacks gab. Und über die Frage, wer zur Gefriertruhe geht: "Weil ich drei Wochen früher operiert wurde, konnte ich mit Krücken schon wieder halbwegs laufen. Das hat Leonie ausgenutzt", sagt Constantin. 

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Der große Zusammenhalt in der Familie wurde noch größer in dieser Zeit: "Geteiltes Leid ist halbes Leid, das trifft in diesem Fall wirklich zu", sagt der Basketballer. Denn Sport ist das Leben der Geschwister. "Jetzt merke ich, warum ich so viel in diesen Sport investiert habe und was mir fehlt", sagt Constantin Ebert.

Der Druck der Olympia-Qualifikation ist weg - neue Freude am Fechten da

Seiner Schwester geht es genauso: "Seit ich verletzt bin, habe ich wieder diese kindliche Freude fürs Fechten." Der Druck, unter dem sie wegen der Qualifikation für Olympia stand, sei abgefallen, meint Leonie Ebert. Und: "Ich bin neidisch auf die Athleten, die trainieren können und merke, wie ich das Fechten vermisse. Teilweise gucke ich mir abends auf YouTube Videos vom Fechten an."

Für beide steht fest: Sie wollen noch in diesem Jahr wieder zurück auf das Spielfeld und die Planche. Und sie wollen auf ihren Körper vertrauen können. Damit Aktionen, die sie schon tausende Male gemacht haben, wieder zum Alltag gehören. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Würzburg
Tim Eisenberger
BBC Coburg
Brüder
Bundeswehr
Europameister
Fechterinnen
Florettfechterinnen
Instagram-Inhalte
Leonie Ebert
Würzburg Baskets
YouTube
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top