Die Bilder und Töne, die sich am Dienstagabend im reich gefüllten Erinnerungsalbum an zehn Jahre Wölfe Würzburg in der Zweiten Handball-Bundesliga ablegten, wirkten nach.
Mannschaftsbetreuerin Karola Endres, die lachend und mit immer noch sichtlicher Freude auf der Zielgeraden dieser oft freudlosen Saison die Spieler hinter dem Einlauftunnel abklatschte, als der aufgeblasene Wolfskopf sie in die traurig anmutende tectake Arena ausspuckte.
Die fast leeren Ränge, auf denen sich gerade mal 124 Menschen eingefunden hatten – so wenige wie noch nie.
Hallensprecher Timo Schneider, der es mit unermüdlicher Begeisterungsfähigkeit aller Endzeitstimmung zum Trotz wieder einmal schaffte, die Zuschauenden wie ein Animateur von ihren Sitzen zu bewegen, um das Team mit rhythmischem Klatschen zu begrüßen.
Die drei Trommler des Fanklubs "Der achte Wolf", die es tapfer das ganze Spiel über unterstützten und zumindest für ein bisschen Krach sorgten.
Und dann, am späten Abend, als der sportlich bedeutungslose, aber für Stimmung und Selbstvertrauen wichtige 37:35-Sieg über den ukrainischen Serienmeister HC Motor Zaporizhzhia erkämpft war, der wegen des russischen Angriffskrieges in seiner Heimat außer Wertung in der Zweiten Liga mitspielt und vor einer ungewissen Zukunft mit mutmaßlich noch viel größeren Sorgen steht: lachende Gesichter und noch lange vernehmbare Partymusik aus der Kabine der Heimmannschaft.
Die Bilder und Töne, sie zeugten von Abschied.
An diesem Freitagabend (19.30 Uhr, tectake Arena) könnte der Abstieg der Wölfe Würzburg (19. Platz/9:49 Punkte) auch rechnerisch besiegelt werden, wenn sie ihr Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim (8./36:24) verlieren. Oder wenn sie gewinnen, aber der HC Elbflorenz zeitgleich in Lübeck siegt.
Iker Romero war das größte Vorbild für den jugendlichen Julian Thomann
Mit den Schwaben und ihrem spanischen Trainer Iker Romero kommt noch mal ein bisschen von dem Glanz in die Hütte, der den Unterfranken in der Dritten Liga abgehen wird. Der frühere Weltklasse-Handballer – Weltmeister von 2005 und Olympia-Dritter von 2008 mit den Iberern – und seine torhungrige Mannschaft haben sich vorgenommen, im Saisonendspurt die Topteams zu ärgern. Am vergangenen Wochenende stieß die SG gleich mal den Dessau-Roßlauer HV mit einem 37:34-Erfolg vom zweiten Aufstiegsrang, den nach dem 41:25-Sieg über Würzburg wieder der ThSV Eisenach belegt.
"Realistisch muss man sagen, dass wir es ganz, ganz schwer haben werden, noch mal viele Punkte zu holen", sagte Wölfe-Trainer Julian Thomann am Dienstag, der Iker Romero einmal als sein größtes Vorbild als Jugendlicher nannte. "Aber auf der guten Leistung gegen Zaporizhzhia können wir aufbauen. Endlich haben wir auch mal wieder ein enges Spiel gewonnen."
Das gewonnene Selbstvertrauen gebe Auftrieb für die Partie gegen Bietigheim, meinte Rechtsaußen Felix Karle. "Das müssen wir mitnehmen. Wir möchten in den letzten Spielen auch für unsere Fans gewinnen, die die ganze Zeit hinter uns standen." Und Zweitliga-Bilder für die Erinnerung einsammeln.