
Egal, welchen der 1981 Zuschauerinnen und Zuschauer man nach dem 98:80 (41:41)-Heimsieg der FIT/One Würzburg Baskets im zweiten Champions-League-Heimspiel gefragt hätte, wohl selbst die Spieler und Verantwortlichen des Gegners KK Igokea hätten die überragende Leistung von Mike Davis Jr. im dritten Abschnitt als Grund für den Würzburger Sieg genannt.
Damit sind die Baskets nach zwei Spieltagen Tabellenführer ihrer Gruppe A in der Champions League. Der Würzburger Neuzugang, den Trainer Sasa Filipovski aus der zweiten türkischen Liga nach Unterfranken geholt hatte, erzielte 25 Punkte, 19 davon im dritten Viertel.
Eine Leistung, die die Anerkennung als Matchwinner, durchaus verdient hatte. Die Basketball-Champions-League widmete Davis Jr. auf ihren sozialen Kanälen sogar ein Video, in dem der 28-Jährige im dritten Viertel einen Wurf nach dem anderen verwandelt.
Nur einer war da anderer Meinung. Natürlich lobte auch Filipovski die Leistung seiner Nummer drei. "Aber was ist mit Lukas Wank? Er hat keinen einzigen Punkt erzielt, aber seine Verteidigung war hervorragend", hob Filipovski den Wert des 27-jährigen Rückkehrers, den er beim Sieg in Rostock zum ersten Mal in die Startaufstellung befördert hatte, hervor.
Auch die Leistung der Center dürfe nicht vergessen werden. Mit 38:25 entschieden die Baskets das Rebound-Duell unter den Körben für sich. "Was ist mit Owen Klassen, Maximilian Ugrai oder Fabian Bleck?", fragte Filipovski ebenso. Diese drei hätten Davis Jr. regelmäßig den Weg frei gesperrt. Obwohl die Baskets nur zwölf direkte Korbvorlagen verteilt hatten, ein mittelmäßiger Wert, vor allem bei 98 erzielten Punkten, sah Filipovski eine gute Teamleistung.
Denn für den Slowenen bedeutet Team-Basketball mehr als nur den Pass zum freien Nebenmann. "Spacing" heißt auf Englisch der Fachbegriff im Basketball. Gemeint ist damit die Raumaufteilung und die Anziehung, die einzelne Gegenspieler verursachen.
Der Korb, so groß wie der Ozean
Ein Beispiel: Zac Seljaas traf alle seine vier Drei-Punkte-Würfe in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit klebten die Gegenspieler dann wie Magneten am US-Amerikaner, der damit Freiräume für seine Mitspieler schuf. Der gefeierte Held des Tages, den zahlreiche Fans im Foyer der Halle nach dem Spiel noch um ein Foto baten, war trotzdem Mike Davis Jr.
Manchmal kommt es bei Basketballern vor, dass jeder Ball, der ihre Hand verlässt, seinen Weg in den Korb findet. Der Korb werde für Spieler dann so groß wie der Ozean, sagen Fachleute gerne. "On fire" oder "in the zone" sind Begriffe dafür, die sich nur schwierig ins Deutsche übersetzen lassen. Ein bisschen habe er sich im dritten Viertel so gefühlt, verriet Davis Jr.
An alle Treffer könne er sich gar nicht mehr erinnern. Glücklicherweise gibt es in der tectake Arena eine große Anzeige. Beim 41:41 zur Pause standen bei ihm auf dieser erst drei Zähler. Als er am Ende des dritten Viertels das Feld verließ, führten die Baskets mit 74:58 und hinter dem Namen der Würzburger Nummer drei standen 22 Punkte auf der Anzeige.
Vorfreude auf ausverkaufte Halle im ersten Heimspiel
"Diese ersten zwei Heimspiele haben Spaß gemacht. Die Stimmung war fantastisch", beschrieb der aus dem US-Bundesstaat Georgia stammende 28-Jährige. Er könne es kaum erwarten, wenn die Würzburger Halle beim ersten Liga-Heimspiel gegen die Hamburg Towers am Freitag, 18. Oktober, dann ausverkauft sei, also noch einmal über 1000 Fans mehr als beim Champions-League-Auftritt gegen den bosnischen Vertreter dabei seien.
Davor steht für die Würzburger aber noch eine andere Aufgabe auf dem Programm: Als Play-off-Teilnehmer der vergangenen Saison hatten sie in der ersten Pokal-Runde ein Freilos. Daher steht an diesem Freitag, 11. Oktober, das Achtelfinale gegen die BG Göttingen an. Die Südniedersachsen sind nach drei Niederlagen zum Start aktuell Bundesliga-Letzter.
Warum das Spiel in Göttingen am Freitag stattfindet
Weil in der Nähe der Göttinger Halle am Samstagmorgen eine Weltkriegsbombe entschärft werden soll, wurde das Spiel vom eigentlichen Spieltermin am Wochenende auf Freitag vorverlegt. Ein zusätzliches Hindernis: Alle Hotels im Umkreis schließen deshalb am Freitag um 12 Uhr. Daher reisen die Würzburger am Freitag mit dem Zug nach Göttingen. Der Bus holt das Team am Bahnhof ab und bringt die Spieler am selben Abend zurück nach Würzburg.
Einige aus dem Würzburger Kader werden dort Collin Welp wiedersehen. Der Deutsch-Amerikaner spielte in den vergangenen zwei Jahren in Würzburg. "Wir kennen ihn und seine Qualitäten sehr gut", weiß Filipovski um Welps Gefahr von der Drei-Punkte-Linie.
Er habe sich über die starke Leistung, die sein ehemaliger Schützling gegen Bayern München am vergangenen Sonntag zeigte, gefreut, sagt der Baskets-Trainer. Welp erzielte zwölf Punkte am Stück und war mit 20 Zählern der erfolgreichste Göttinger. Natürlich habe er sich mit seinem Team schon eine Strategie überlegt, um Welps Freiheiten einzuschränken, sagt Filipovski.
Trainer will die Favoritenrolle gegen Göttingen nicht
Die Favoritenrolle will er trotz der drei Göttinger Niederlagen nicht annehmen. "Ich respektiere sie und ihr Team, genauso wie den Pokalwettbewerb", meint Filipovski, der einfach jedes Spiel gewinnen möchte. "Vom schnellsten Weg, einen Titel zu gewinnen", wie der BBL-Pokal häufig genannt wird, will der 50-Jährige nichts wissen. Fast so, wie von Davis Jr.s' Glanzleistung.
Basketball: Champions League, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – KK Igokea 98:80 (21:23, 20:18, 33:17, 24:22)
Würzburg: Davis Jr. 25, Seljaas 25, Jackson 19, Klassen 10, Lewis II 10, Ugrai 4, Phillips 3, Williams 2, Bleck, Kone, Steinbach (nicht eingesetzt).
Igokea: Carter II 16, Simanic 14, Jones 11, Milisavljevic 9, Pusica 9, Gavrilovic 7, Anim 6, Jeremic 5, Stankovic 2, Maric 1, Antunovic, Ilic (beide nicht eingesetzt).
Rebounds: 38 – 23. Vorlagen: 12 – 18. Ballverluste: 16 – 18. Treffer aus dem Feld: 30/59 (51%) – 22/52 (42%). Dreier: 12/29 (41%) – 6/19 (32%). Freiwürfe: 26/31 (84%) – 30/38 (79%). Zuschauende: 1981.