Die gute Nachricht vorneweg: Basketball-Bundesligist s.Oliver Baskets hat die Lizenz für die kommende Spielzeit erhalten. Ohne Auflagen! Das erste Mal überhaupt. Und das ist die eigentliche Überraschung, weil der Schuldenabbau eine der Voraussetzungen war, an der aktuellen Runde überhaupt teilnehmen zu dürfen. Vor zwei Jahren drückten die Baskets offiziell 835 000 Euro Schulden.
Heißt ohne Auflagen also, die Baskets sind nun schuldenfrei? „Nein, wir haben noch unseren Sanierungsplan, aber in dem sind wir einen Schritt voraus“, meinte Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler in der Halbzeit des zweiten Play-off-Viertelfinals der Würzburger am Donnerstagabend gegen Titelverteidiger Brose Baskets Bamberg. „Wir sind natürlich sehr froh, dass wir die Lizenz ohne Auflagen bekommen haben, das zeigt auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Erneut demütigende Abreibung
Natürlich ist das eine sehr angenehme Entwicklung für den Verein, die auch Mut machen kann für die Zukunft – freilich ist es nur ein schwacher Trost für die aktuelle Mannschaft und Trainer Douglas Spradley für die abermalige Klatsche gegen den Titelverteidiger aus Oberfranken. Nach der demütigenden 54:95-Abreibung am Sonntag in Bamberg setzte es am Donnerstag zu Hause eine 71:108 (29:53)-Schlappe. Es war nicht nur die höchste Heimniederlage der Baskets in ihrer Bundesligageschichte, , es war auch der höchste Play-off-Auswärtssieg in der seit 1998 geführten offiziellen Bundesligastatistik überhaupt.
Im Grunde war die Partie ein Spiegelbild zum ersten Play-off-Spiel - mit einem kleinen Unterschied: Der Bamberger Korbhunger war diesmal noch größer. „Wenn sie so spielen, sind sie in dieser Liga kaum zu schlagen. Man hat heute wieder gesehen, dass ein Aufsteiger gegen ein EuroLeague-Team gespielt hat. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass wir uns noch ein bisschen härter und noch ein bisschen bissiger gewehrt hätten“, sagte Spradley. Liebler stimmte zu: „Es war eine verdiente Niederlage gegen deutlich bessere Bamberger. Das muss man so neidlos anerkennen.“
Partie bereits nach 14 Minuten entschieden
Der Baskets-Trainer nahm die erste Auszeit, noch bevor seine Mannschaft überhaupt die ersten Punkte erzielt hatte, nach zweieinhalb Minuten, und das Publikum war ihm dafür vermutlich schon alleine deshalb dankbar, weil es sich setzten konnte. Beim Basketball bleibt das Heimpublikum üblicherweise ab dem Sprungball so lange stehen, bis die Hausherren die ersten Punkte erzielen. Ohne Spradleys Auszeit wären die Zuschauer dreieinhalb Minuten gestanden. 13:0 stand es für die Gäste, ehe Brendan Lane die ersten Zähler für die Würzburger erzielte.
Die Bamberger, die nach dem ersten Viertel mit 33:18 vorne lagen, entschieden die Partie spätestens nach gut 14 Minuten, als sie erstmals mit 20 Zählern in Führung gingen (43:23). Zwar mühten sich die Würzburger, die auch schon Tage hatten mit größerem Wurfglück, fortan, aber entscheidend verkürzen konnten sie den Rückstand nicht mehr, geschweige denn in halbwegs hoffnungsfrohe Schlagdistanz kommen. Beim Stand von 29:53 gingen die Teams in die Verschnaufpause, der Unterschied war nochmal zwei Punkte höher als in Bamberg. „Sie bewegen den Ball in der Offensive sehr gut, und wenn man, wie wir heute, gleich mit 0:13 zurückliegt, wird es unglaublich schwer, gegen sie zurückzukommen“, sagte der mit 18 Punkten treffsicherste und erneut beste Würzburger Lamonte Ulmer.
Bamberger kramen in der Zauberkiste der Basketballkunst
Da war es auch schon egal, dass die Schiedsrichter vor allem in der ersten Halbzeit alles andere als Play-off-würdig pfiffen, und es war vor allem auch deshalb egal, weil sie hüben wie drüben recht gleichmäßig verteilt bisweilen äußerst exklusive Einschätzungen von Spielsituationen vertraten.
In der zweiten Halbzeit dann begannen die Bamberger bei manchem Angriff ein wenig zu kramen in der Zauberkiste der höheren Basketballkunst, und zumindest die vermutlich eher wenigen neutralen Beobachter konnten ihre wahre Freude haben, an der Leichtigkeit, mit der die Oberfranken den kultivierten Balltanz aufs Parkett legten. Was man den Hausherren zugute halten kann: Sie steckten zu keinem Zeitpunkt den Kopf in den nicht vorhandenen Sand und versuchten, sich im Rahmen ihrer gegen diesen Kontrahenten allerdings sehr begrenzten Möglichkeiten zu wehren.
Vielleicht erkannte das auch das Publikum, das selbst beim 31-Zähler-Rückstand nach nicht einmal 24 Minuten (34:65) mit der Unterstützung kaum nachließ. Ins Schlussviertel gingen die Gäste dann gar mit 35 Punkten Vorsprung, sieben Minuten vor Ende waren’s dann 41 (wie im ersten Viertelfinale). Den Fans war’s egal: Sie klatschten und sangen, einmal schwangen sie sogar ihre Schals, und sie bejubelten jeden Korb der Hausherren so frenetisch, als stünde noch etwas auf dem Spiel. Die Anhänger feierten, wenn schon nicht die Mannschaft, dann vielleicht vor allem sich selbst im letzten Heimspiel der Baskets in dieser Runde. Ihren Saisonabschluss begehen die Würzburger dann am Sonntag (17 Uhr) beim dritten und letzten Viertelfinalspiel in Bamberg.