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Fußball
DFB setzt ein Zeichen im Amateur- und Jugendfußball: Ab sofort haben non-binäre Menschen freie Geschlechtswahl
Für transidente, intersexuelle oder dem dritten Geschlecht angehörende Spielerinnen und Spieler soll die problemlose Teilnahme am Spielbetrieb ermöglicht werden. Was der BFV dazu sagt.
Trans? Divers? Non-binär? Inter? Egal: Künftig dürfen Betroffene ihre Geschlechtszugehörigkeit im deutschen Amateur- und Jugendfußball frei wählen.
Foto: Montage Jutta Glöckner | Trans? Divers? Non-binär? Inter? Egal: Künftig dürfen Betroffene ihre Geschlechtszugehörigkeit im deutschen Amateur- und Jugendfußball frei wählen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:19 Uhr

Ein Paukenschlag: Nur wenige Tage nach der Regeländerung durch den Schwimm-Weltverband Fina, die Transfrauen vom Frauen-Wettkampfsport ausschließt, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit, dass trans- und intergeschlechtliche sowie non-binäre Menschen, also Menschen mit dem Personenstandseintrag „divers“ oder „ohne Angabe“ und Fußballerinnen und Fußballer, die ihr Geschlecht angleichen haben lassen, künftig selbst entscheiden können, ob sie in einem Frauen- oder einem Männerteam spielen. Die neue Regelung gilt ab der kommenden Saison 2022/23 für den Amateur- und den Jugendbereich sowie im Futsal, wie der DFB mitteilte.

Der DFB wolle, so Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, mit der Aufnahme der neuen Regel in seine Spielordnung ganz bewusst ein in der Sportwelt bemerkenswertes Zeichen setzen: "Der Fußball steht für Vielfalt, und auch der DFB setzt sich dafür ein", wird der Verbandsbotschafter für Vielfalt auf der DFB-Homepage zitiert. "Wir schaffen Voraussetzungen, um auch Spielerinnen und Spielern unterschiedlichster Geschlechteridentitäten das Spielen zu ermöglichen." Bislang sei das in den Personaldokumenten eingetragene Geschlecht "männlich" oder "weiblich" maßgeblich für die Erteilung des Spielrechts gewesen.

DFB setzt ein Zeichen im Amateur- und Jugendfußball: Ab sofort haben non-binäre Menschen freie Geschlechtswahl

Wie die Landesverbände die DFB-Regeländerung, von der sie mit Vorlaufzeit informiert waren, umsetzen, hängt auch von den Verbandstagen ab. Auf dem Verbandstag des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) am Samstag in Bad Gögging wird es, so Verbandssprecher Fabian Frühwirth, diesbezüglich einen Dringlichkeitsantrag geben, über den die Delegierten abstimmen. Es sei eine eindeutige Position pro DFB-Vorgabe zu erwarten. "Beim Thema Diversität ist der Verband mitunter weiter als die Vereine und deswegen ist es unsere Aufgabe, den Vereinen Wege aufzuzeigen, wie beispielsweise die freie Geschlechtswahl in der Praxis umgesetzt werden kann", so Frühwirth.

Bayerische Männer-Regionalliga von der Regel nicht betroffen

Verbandsspielleiter Josef Janker wollte vor dem Verbandstag noch nicht abschätzen, wie die Dinge sich entwickeln, "aber wir werden uns schnellstmöglich damit befassen müssen und eine Kommission bilden". Was er bereits sagen konnte: Die Regionalliga Bayern der Männer sei, da als Profiliga eingestuft, nicht betroffen. Von der Bayernliga abwärts bei den Männern, bei den Frauen auch in der Regionalliga, sei eine freie Geschlechtswahl dann vorgesehen. "Bisher liegen dem Verband jedoch nur wenige Anträge von Spielerinnen und Spielern vor." Im vergangenen Jahr hatte der BFV mit dem Frauen-Spielrecht für die mittelfränkische Transfrau Laura Holstein bereits ein Zeichen gesetzt.

Ganz nebenbei soll es noch einen weiteren Dringlichkeitsantrag geben, der nichts mit der aktuellen Regeländerung zu tun hat, sondern die Kompensation des Mitgliederschwunds zum Ziel habe - und der non-binären Menschen eine zusätzliche Option bieten würde: Abgestimmt werde über die Einführung gemischtgeschlechtlicher Mannschaften.

Berliner Fußball-Verband hat seit 2019 positive Erfahrungen

Der Berliner Fußball-Verband hat als erster Landesverband bereits 2019 eine der jetzigen DFB-Ankündigung entsprechende Regel eingeführt. Die Wettbewerbsintegrität, so der Verband, sei bis dato als nicht gefährdet wahrgenommen worden. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Die Grünen), begrüßte unterdessen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die Entscheidung: „Damit unterstreicht der DFB seine Bemühungen um Akzeptanz und Teilhabe von LSBTIQ im Fußball. Mit der neuen Regelung kann der Fußball seine Vorbildfunktion unter Beweis stellen. Jeder Mensch sollte diskriminierungsfrei Fußball spielen können.“

Auch Sabine Mammitzsch, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, sagt: "Die Landes- und Regionalverbände, aber auch Zuständige an der Basis signalisieren seit Längerem, dass Unsicherheiten herrschen, wie in der Praxis mit transidenten, intersexuellen und non-binären Spielerinnen und Spielern umgegangen werden soll. Deshalb begrüßen sie die Einführung einer nationalen, übergreifenden Regelung zum Spielrecht sehr."

Vertrauenspersonen sollen für niederschwelligen Zugang sorgen 

Ein nicht zu vernachlässigendes Thema ist die Einnahme von gegengeschlechtlichen Hormonen, die bei Transmenschen auf dem Weg zur Geschlechtsangleichung und juristischen Legitimierung ihrer Identität zwingend vorgeschrieben ist. Dazu der DFB auf seiner Internetseite: "Solange die sportliche Betätigung während der Einnahme von Medikamenten die Gesundheit der betroffenen Personen nicht beeinträchtigt, können die Personen am Spielbetrieb teilnehmen, weshalb die neue Regelung eine Dopingrelevanz ausschließt."

Von den Landes- und Regionalverbänden sollen Vertrauenspersonen benannt werden, um den Zugang niederschwellig zu halten für betroffene Menschen und sie bei der Erteilung des Spielrechts zu unterstützen. Diese Vertrauenspersonen werden eng mit der jeweiligen Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle der Landesverbände zusammenarbeiten. Sie sollen die Betroffenen auch anschließend unterstützen, wenn es zu Komplikationen, beispielsweise mit anderen Vereinen oder deren Zuschauenden kommen sollte; die Aufnahme in die Frauen- oder Männer-, Mädchen- oder Jungen-Mannschaften werden bisweilen nicht die letzte Hürde sein.

 
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  • Der BFV handelt, wie es zu erwarten war, im Sinne der radikalen und woken Transideologie. Früher oder später, wird er natürlich zurückrudern müssen. Andere Verbände, jüngst etwa der Weltschwimmverband machen es vor. Bis dahin müssen wir uns noch von dieser winzig kleinen Minderheit bevormunden lassen müssen. Traurig. Ein peinliche und falsche Entscheidung.
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  • simonhard
    Non-binär? Heißt das, das ich wechselweise nach Lust und Laune zwischen Männer und Frauenmannschaften wechseln kann?
    Einige drastische Worte spare ich mir lieber. Schon erstaunlich wie man sich für eine im millipromillebereich liegende Minderheit ins Zeug legt. Freue mich schon wie muskelbepackte non-binäre die Frauenligen aufmischen.🤭🤭
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  • ToDietz@web.de
    Da wird der Jugend-Fußball ja geradezu explodieren, weil die Eltern alle darauf gewartet haben, dass ihre Kinder sich die zahlreichen neuen "Geschlechteridentitäten" mal persönlich unter der Dusche ansehen dürfen.

    Und sich gegebenfalls mal etwas neues aussuchen können, denn es "...sei eine freie Geschlechtswahl (dann) vorgesehen...".

    Also ich würde meine Kinder nicht in so einen Verein schicken. Da kann der Herr "Michi" Bauer noch so sehr einen auf normal machen.
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Warum ist für so viele Kommentatoren das Duschen so ein Problem? Wir reden von wenigen Menschen die das betrifft, in der Realität wird das ein Mensch sein, der möglicherweise andere primäre Geschlechtsmerkmale aufweist als der Rest. Da lässt sich eine Lösung finden, dass dieser Mensch als erstes oder letztes alleine duscht. Beispielsweise trainierten in der früheren Kampfsport-Abteilung meiner Frau Männer und Frauen gemeinsam, es gab nur einen Duschraum mit mehreren Brausen; die haben sich abgewechselt, wer zuerst dran war. Es hat funktioniert. Denn: Wo ein Wille ist, das ist auch ein Weg. Man muss die Integration von Minderheiten, von "Anderen" wollen - dann klappt das auch mit dem Miteinander. Und weil sich auch wider auffallend viele Menschen auf Transfrauen stürzen und sie Männern gleichsetzen: Wenn sie eine operative Geschlechtsangleichung hinter sich haben, besitzen sie die gleichen Geschlechtsmerkmale wie biologische Frauen - warum sollten sie nicht zusammen duschen?
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  • Chapi
    "Da lässt sich eine Lösung finden, dass dieser Mensch als erstes oder letztes alleine duscht."

    Einerseits will man inklusiv und divers sein andererseits muss man Lösungen finden.
    Schöner Widerspruch in der inklusiv und divers Diskussion.

    Es funktioniert nicht immer so wie man es sich wünscht.
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Ich sehe in der Übergangszeit keinen Widerspruch. Schließlich hat ja auch die Mehrheit (wo biologisches Geschlecht und angeborenen primäres Geschlechtsmerkmal übereinstimmen) legitime Sorgen, Nöte, Bedenken... es muss zunächst der erste Schritt (die Integration) gemacht werden, dann folgt im Idealfall der zweite (das sich aneinander gewöhnen) und schließlich der dritte (die Verselbständigung). Es wird hoffentlich eine Zeit kommen, in der es egal ist, woher ein Mensch kommt, was er ist und wie er (natürlich im gesetzlichen Rahmen) lebt. Eine Zeit, in der Menschen einfach Menschen sind - und keine eingefahrene, künstliche Kategorien ausfüllen (müssen).
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  • Albatros
    Ja heilige*******..., gibt`s in diesem Blatt tatsächlich kein anderes Thema mehr. Ich habe nicht ansatzweise ein Problem mit Geschlechterwahl und allem was dazu gehört, aber seit 2 Jahren, gehypt von den bekannten Gruppierungen, könnte man meinen, es wäre das Wichtigste auf diesem Planeten. Wahrscheinlich schadet dieses "Fishing" den Betroffenen eher als das es nutzt.
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Nun, wenn der größte Fachverband der Welt eine derart bahnbrechende Regel verabschiedet, dann erfordert das nun einmal eine Berichterstattung. Oder sollen wir eine Änderung, die wegen der Relevanz des DFB weltweit und auch in anderen Sportarten Nachahmung finden könnte (oder zumindest eine Diskussion auslösen), tot schweigen? Es ist vielmehr Pflicht über derart schwergewichtige Entscheidungen - ob man sie nun mag oder nicht - zu berichten. Und sie zu erklären. Da geht es auch um Transparenz. Was die Lesenden dann daraus machen, welche Schlüsse sie für sich ziehen, ist deren individuelle Angelegenheit. Aber bewusstes Zurückhalten von (in diesem Fall gesellschaftlich und sportlich) relevanten Nachrichten läge schon recht nah an der Zensur. Ich hoffe, Sie können mit solchen Texten leben - notfalls einfach ignorieren. Dankeschön.
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  • Albatros
    Sehr geehrter Herr Bauer, ausgerechnet der DFB, welcher seit Jahren nur durch Korruption und Skandale glänzt, bedient nun reflexartig den Zeitgeist. Wenn man dieses Thema auch nur ansatzweise ernst nehmen würde, dann hätte man konsequenterweise die WM in Katar abgesagt, denn in diesem Land werden Homosexuelle sogar hingerichtet. Auch bleibt abzuwarten, wie sich die Akzeptanz unter den Sportlern entwickelt, wenn beispielsweise ein "ehemaliger" Mann in einer Frauendisziplin auf Grund seiner körperlichen Voraussetzungen bessere Leistungen erzielt.
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  • ParkAndRead
    Uns geht es tatsächlich immer noch zu gut.
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  • rasputin32
    Mich würde mal interessieren, wieviele Personen in Berlin, wo es diese Regelung schon seit 2019 gibt, von dieser Gebrauch machen.
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  • Parami67
    Kranke Welt
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Warum?
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  • carolin.muenzel@mainpost.de
    Das würde mich tatsächlich auch interessieren @Parami67
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  • FairPlay
    Dazu ist jeder Kommentar überflüssig.
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  • carolin.muenzel@mainpost.de
    Dann sparen Sie sich ihn doch auch 🙏🏼
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  • Einwohner
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  • CoupDeGrace
    Tolle Entscheidung des DFB, so mitten im Pride Month.
    Da werden sich die Mädchen aber freuen, wenn der biologische Junge auch in der Dusche Gleichberechtigung einfordert.
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  • carolin.muenzel@mainpost.de
    Und wie sieht das Ihrer Meinung nach dann aus?
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  • Albatros
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