
Kurz vor Mitternacht meldete sich Sasa Filipovski, der Trainer der FIT/One Würzburg Baskets, am Mittwochabend telefonisch noch aus dem Teamhotel in Bosnien-Herzegowina. Natürlich bat er zunächst um Verzeihung, weil das Essen mit dem Team noch länger gedauert hatte. Dann machte er wieder eine typische Filipovski-Aussage: "Basketball ist nicht immer nur artistisches Tanzen, manchmal ist es auch Kampfsport, bei dem um jeden Zentimeter gerungen wird."
Treffender lässt sich der 85:83 (42:50)-Erfolg der Würzburger gegen Igokea im letzten Gruppenspiel der Basketball Champions League nicht zusammenfassen. Damit haben die Baskets aus eigener Kraft Platz eins in der Gruppe A verteidigt und sich direkt für die zweite Gruppenphase qualifiziert. Lange hatte es in der Partie nicht nach einem Würzburger Sieg ausgesehen, denn 34 von 35 Minuten hatten die Gastgeber geführt, ehe die Baskets mit einem 11:0-Lauf das Spiel drehten.
Halbzeitansprache zeigt Wirkung
Weil es im Parallelspiel für die Baskets lief, hätte den Würzburgern sogar eine Niederlage gereicht. "Nein, darauf haben wir gar nicht geachtet. Unser Spiel ist doch das beste Beispiel dafür, wie schnell im Basketball zehn Punkte aufzuholen sind", erklärte der 50-jährige Würzburger Headcoach. Sein Fokus habe darauf gelegen, den eklatanten Rebound-Nachteil aus der ersten Halbzeit auszugleichen.
"Wir haben defensiv zur Pause ein paar Dinge verändert, die den Unterschied ausgemacht haben", sagte er. Trotzdem waren die Würzburger vor allem auf der Center-Position dieses Mal klar unterlegen. Terrell Carter war mit 18 Punkten der beste Punktesammler der Gäste, sein Ersatz Nikola Maric kam in knapp 14 Minuten auf ebenso viele Zähler.
Sehr gut fand Filipovski dagegen die Verteidigung gegen Bryce Jones, der mit 15 Punkten pro Spiel im europäischen Wettbewerb bisher der erfolgreichste Spieler bei Igokea war. Nur einen seiner elf Würfe aus dem Zweierbereich traf er, außerdem zwei seiner sechs Dreier. Das ergibt eine Trefferquote von unter 18 Prozent, die größtenteils der sehr starken Verteidigung von Lukas Wank geschuldet sei, meinte Filipovski.
Wiedersehen mit Ex-Spielern
All das führte zu einem sicherlich glücklichen Auswärtssieg, der zwar nicht besonders ansehnlich war, am Ende aber Platz eins in der sehr ausgeglichenen Gruppe A bedeutete. Nach der Auslosung im Juni wäre wohl jeder Fan, Spieler, Trainer oder sonst wie mit dem Würzburger Basketballverein verbandelte Mensch damit mehr als zufrieden gewesen.
Die letzten 16 Teams der Champions League werden nun erneut auf Vierergruppen aufgeteilt. Es steht fest, dass die Würzburger dabei in Gruppe I auf den griechischen Traditionsverein AEK Athen treffen. Dort spielen aktuell mit C.J. Bryce und Joshua Obiesie zwei ehemalige Würzburger. Sportdirektor ist die griechische Basketball-Legende Nikos Zisis, der nach seiner Bamberg Zeit zu seinem Jugendklub zurückgekehrt ist.
Drei weitere Heimspiele für die Baskets
Die weiteren Gegner werden in den sogenannten Play-Inn-Spielen ermittelt. Der türkische Klub Karsiyaka, den die Baskets aus dem Eurocup 2019 kennen, hat in der Best-of-three-Serie Heimvorteil gegen den griechischen Vertreter Promitheas Patras. Außerdem hat Tortona (Italien) Heimvorteil gegen Peristeri (Griechenland). Es könnten also drei griechische Teams auf die Baskets warten.
Für die Baskets bedeutet das Weiterkommen, dass Teil eins des offiziell verkündeten Saisonziels erreicht ist. Die weiteren Heimspiele, die wegen der griechischen Basketball-Fans auch gut besucht sein könnten, spülen neben einer kleinen Prämie für jeden Sieg in der Champions League ab jetzt weitere Einnahmen in die Kasse des Vereins.
Aktuell kein neuer Spieler verfügbar
Einnahmen, die möglicherweise auch bei der Verpflichtung eines neuen Spielers eine Rolle spielen könnten. "Es gibt auf dem Markt aktuell keinen Spieler, der uns gefällt", berichtet Filipovski. Die Baskets suchen nach einem sogenannten Combo-Guard, also einem Spieler, der auf der Position zwei vor allem fürs Punkten zuständig ist, aber auch beim Ballvortrag und im Spielaufbau helfen kann. "Wir suchen leider das Profil, das alle Teams in Europa suchen", erklärt der Slowene.
Nachdem diese Woche die Gruppenphase der Champions League zu Ende gegangen ist, könnten neue Türen aufgehen bei Teams, die nun etwas Gehalt einsparen wollen, hofft der Würzburger Trainer. Mit dem Start in die Runde der letzten 16, die am 28. Januar beginnt, möchte er sich noch gar nicht beschäftigen. Der Spielplan steht noch nicht fest. Stattdessen folgen vier schwere Bundesliga-Spiele in den kommenden gut zwei Wochen.
Basketball: Champions League
KK Igokea – FIT/One Würzburg Baskets 83:85 (21:22, 29:20, 20:17, 13:26)
Igokea: Carter 18, Jones 14, Maric 14, Jeremic 9, Milosavljevic 9, Simanic 9, Gavrilovic 6, Ilic 2, Stankovic 2, Pusica, Milovanovic (nicht eingesetzt),
Würzburg: Jackson 18, Seljaas 16, Phillips 13, Wank 12, Lewis II 10, Steinbach 5, Williams 4, Klassen 4, Bleck 3, Ugrai, Skladanowski (beide nicht eingesetzt).
Rebounds: 40 – 31. Vorlagen: 22 – 20. Ballverluste: 15 – 13. Treffer aus dem Feld: 28/65 (43%) – 27/59 (46%). Dreier: 8/22 (37%) – 10/29 (34%). Freiwürfe: 19/21 (90%) – 21/24 (88%).