
Seit dieser Saison hängen bei Handballspielen der Würzburg Wölfe neue Bilder in der tectake Arena. Die früheren Spieler Stefan Schmitt, Sebastian Kraus, Julian Sauer und Max Brustmann sind groß darauf zu sehen. Sie haben ihren Verein dorthin geführt, wo er im zehnten Jahr spielt: in die 2. Bundesliga. Links daneben steht auf einem grünen Banner in weißen Versalien: "Wir werden niemals vergessen, wo wir herkommen." Im Fall der Wölfe, die bis Sommer noch Rimpar im Namen trugen, ist freilich ihr Heimatort gemeint.
Erinnerungen an den früheren Kickers-Trainer Bernd Hollerbach
Und doch muss man bei diesem Spruch unweigerlich an Bernd Hollerbach denken, den Trainer, der die Würzburger Kickers 2016 in die 2. Fußball-Bundesliga geführt hatte. Auch ein Rimparer. Hollerbach hatte oft gesagt: "Wir wissen, wo wir herkommen." Und damit tiefere Ligen gemeint.
Diese Bedeutung würde auch zu den Handballern passen. Die wollen am Ende dieser mutmaßlich schwierigen Runde vor allem nicht dahin zurück, wo sie 2013 herkamen: Liga drei.
Für die Mission Klassenerhalt haben sie am Freitagabend zwei wichtige Punkte liegen gelassen. Damit ist auch eine Serie gerissen: Nach zuvor sechs Heimsiegen gegen den TSV Bayer Dormagen verloren die Wölfe erstmals zu Hause gegen die selbsternannten Wiesel vom Niederrhein. Sie unterlagen 28:30 (14:18), kassierten im vierten Saisonspiel die dritte Niederlage und rutschen früh tiefer in den Tabellenkeller.
"Wir haben wieder zu viele Fehler gemacht", wusste Linksaußen Dominik Schömig, siebenfacher Torschütze. Trainer Julian Thomann hatte 13 technische Fehler und 23 Fehlwürfe gezählt. Offensichtlich: "Unser Hauptproblem liegt aktuell im Angriff."
Wölfe spielen zum Zeichen der Trauer in schwarzen Trikots
Ohne den verletzten Rechtsaußen Felix Karle liefen die Wölfe diesmal in schwarzen Trikots auf – ein Zeichen der Trauer um das am Donnerstag mit 66 Jahren verstorbene langjährige Vereinsmitglied Hermann Baumeister. Für Karle stand Neuzugang Benedikt Hack erstmals in der Startsieben. Bei seinen ersten Würfen wirkte er noch nervös und scheiterte zweimal frei am starken TSV-Torwart Christian Ole Simonsen.

Dormagen bestrafte das mit schnellen Gegentoren, glich nach anfänglichem Rückstand erstmals aus (4:4, 11.) und ging danach auch in Führung. Lukas Böhm rückte von der Halbposition auf Außen, im rechten Rückraum kam Steffen Kaufmann. Auf Halblinks spielte Julius Rose für den angeschlagenen Benedikt Brielmeier durch.
Nach gut 20 Minuten traf der Neue zum 11:11. In der Folge hielt Schlussmann Jonas Maier erst einen Heber von Gäste-Kreisläufer Patrick Hüter und legte eine Doppelparade nach. Er ballte die Fäuste und forderte das Publikum zu mehr Unterstützung auf.
Vier Konter-Gegentore und eine Hypothek für die zweite Halbzeit
Gegen das, was kurz vor der Pause passierte, war Maier dann machtlos: In den letzten drei Minuten der ersten Halbzeit kassierte er vier Tempogegenstoßtore, alle nach Paraden seines TSV-Kollegen oder Ballverlusten seiner Mitspieler, deren Rückzug gegen das schnelle Konterspiel Dormagens zu langsam war oder gar nicht stattfand. 1:6 Gegenstoßtreffer bis dahin sprachen für sich.
"Wir haben ein tolles Tempospiel hingelegt", lobte Dormagens Trainer Matthias Flohr, guter Bekannter von Thomann aus Balinger Zeiten. Würzburg nahm beim 14:18 eine Hypothek mit in die zweite Halbzeit.
In einer Überzahl gelang den Gastgebern dann ein 3:0-Lauf. Kapitän Patrick Schmidt markierte erstmals wieder den Ausgleich (22:22, 42.). Doch durch neue Fehlpässe und -würfe – unter anderem scheiterte Schömig vom Strich und frei von Linksaußen – bauten sie die in entscheidenden Situationen reaktionsschneller und cleverer agierenden Gäste wieder auf (26:29, 54.) und kamen nicht mehr näher als auf ein Tor heran. "Nach Fehlern sind die Spieler dann verunsichert, das sieht man ihnen auch an", sagte Thomann. Er ahnt: "Das müssen wir schleunigst in den Griff kriegen."
Am nächsten Wochenende geht es für die Wölfe nach Hüttenberg. Vielleicht werfen sie vorher noch mal einen Blick auf das zweite neue Banner in ihrer Arena. Dort steht: "Gemeinsam sind wir stark."