Mit strenger Stimme befiehlt Radoman Scekic, den alle nur Pako nennen, den am Boden liegenden Spielern: "Füße anheben". Und wenig später: "absetzen". Der 57-Jährige ist der Athletiktrainer der FIT/One Würzburg Baskets. Neben dem Krafttraining ist er auch für die Übungen zur Beweglichkeit, im Sport "Stretching" genannt, zuständig. Für Scekic ist das ein wichtiger Teil des Trainings, vor allem im Bereich Verletzungsprophylaxe. In der Sportwissenschaft ist das statische Dehnen, wie die Würzburger es nach dem Training machen, in den letzten Jahren zumindest umstritten.
Aber: Scekic ist – wie auch Headcoach Sasa Filipovski – ein Fan von harter Arbeit und sicher kein Vertreter der Generation Laptop-Trainer, die regelmäßig am Tablet die "Performance" ihrer Spieler analysieren. Wäre der Begriff "altmodisch" nicht so negativ konnotiert, er wäre sehr treffend. Denn negativ zu bewerten, ist die Arbeit des Serben, der im Norden Montenegros geboren wurde, auf keinen Fall.
Dazu informiert sich Scekic regelmäßig über die neusten Entwicklungen in der Sportwissenschaft. Er gilt als absoluter Fachmann auf seinem Gebiet, hat schon mit mehreren europäischen Spitzencoaches zusammengearbeitet. Der bekannteste und auch gefürchtetste ist sicherlich Dusko Ivanovic, der im europäischen Basketball für seine Marathon-Trainingseinheiten über fünf bis sechs Stunden verschrien ist.
Scekic war früher Speerwerfer
Mittlerweile ist Scekic die dritte Saison bei den Würzburgern. Auch von außen lässt sich beobachten, dass die Spieler nicht übermäßig oft verletzt, sondern allgemein körperlich fit sind und sich auch im Krafttraining während der Saison häufig weiterentwickeln. Bestes Beispiel: Collin Welp, der als sehr schmächtiger Centerspieler nach Würzburg gekommen war und zwei Jahre später mit deutlichem Muskelzuwachs als erwachsen gewordener Mann nach Göttingen wechselte.
Dabei kommt Scekic gar nicht aus dem Basketball. Als junger Erwachsener war er sehr erfolgreicher Speerwerfer, war unter anderem Landesmeister und nahm auch an den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart und 1990 in Split teil. Seine Bestweite liegt bei durchaus respektablen 81,73 Metern. Eine Ellenbogenverletzung hat ihn Anfang der 1990er Jahre zum frühen Karriereende gezwungen.
Athletiktrainer arbeitete erfolgreich in Italien
Über seinen ehemaligen Trainer ist er zum Basketball gekommen, hat sich einen guten Ruf erarbeitet und durfte mehrere Jahre in Italien arbeiten. Dort ist das jüngere seiner zwei Kinder (21 und 18 Jahre alt) geboren. Scekic spricht fließend Italienisch und bezeichnet den Stiefel als seine zweite Heimat. Speziell Bologna, wo er gleiche mehrere Jahre verbrachte. "Es ist eine wunderbare Stadt, ein bisschen wie Würzburg, nur wärmer", sagt er.
Aber auch an der hiesigen Region und dem Würzburger Basketball-Bundesligisten hat er Gefallen gefunden. "Die Fans hier sind einfach fantastisch", schwärmt er. Abseits davon macht er sich regelmäßig von seiner Wohnung in der Nähe des Trainingszentrums in der Zellerau zu Fuß auf in die Innenstadt. "Ich schlendere gerne durch die Geschäfte, trinke einen Kaffee und kaufe ein", berichtet er aus seinem für einen 57-Jährigen doch recht normalen Leben.
Unaufgeregt wirkt er dabei, aber wie ein Mann von Welt. Scekic hat kein Problem, sich in einem fremden Land zu integrieren, auch wenn er nur wenige Brocken der Sprache spricht. Altmodisch ist das wirklich überhaupt nicht.