Die Bestätigung dessen, was bereits am Sonntagabend durchgedrungen war, kam um 10.50 Uhr per E-Mail aus der Kickers-Geschäftsstelle: "Bernhard Trares wird neuer FWK-Cheftrainer - Trennung von Marco Antwerpen nach vier Spielen ohne Sieg", lautete die Überschrift. Die Zeit von Antwerpen beim Fußball-Zweitliga-Aufsteiger war schnell zu Ende. Es war ein kühler Abschied. Kein Wort des Dankes und auch kein guter Wunsch - es passte nicht zwischen dem Westfalen und dem fränkischen Klub. Ex-Bundesliga-Profi Trares soll es jetzt noch richten bei den Rothosen.
Gut vier Stunden später steht Felix Magath auf dem Trainingsgelände am Sonnenstuhl in Randersacker. Der Head of Global Soccer von Kickers-Investor Flyeralarm hatte sich in der Vergangenheit rar gemacht beim Klub in Würzburg. "Ich mache mir zum Vorwurf, dass ich nicht so aktiv hier war." Er habe nicht den Eindruck erwecken wollen, "dass ich das Training kontrolliere." In Zukunft werde er womöglich öfter vor Ort sein: "Der Bernhard Trares hat keine Angst, der wünscht sich, dass ich komme." Magath war einmal Trares Trainer. In der Saison 1998/99 war das, bei Werder Bremen. Es ging damals gegen den Abstieg aus der ersten Liga.
Gerade läuft die erste Trainingseinheit unter dem neuen Cheftrainer. Trares lässt einfache Dinge üben: Ballannahme, Passen, Laufen. Magath ist zufrieden. So stellt er sich das vor. Arbeit an den Grundlagen. "Jetzt geht's darum, Punkte zu machen", stellt der Trainer-Altmeister fest. Die Ausgangslage ist nicht leicht. Ein Punkt aus sieben Spielen. Nach zwei Trainerwechseln stehen die Kickers in der Tabelle ganz unten. Es wird auch darum gehen, dem Verein in den nächsten Tagen die Hoffnung zurückzugeben. Von Dienstag bis Freitag geht es in ein Kurztrainingslager nach Bad Mergentheim.
"Die Entscheidung ist getroffen worden, weil wir festgestellt haben: Der Trainer passt nicht hierher," sagt Magath über Antwerpen. Eine Erkenntnis, die länger gereift sein muss. Trotzdem hatte der Fußball-Chef des Investors noch am Freitag in Heidenheim auf die Frage, ob Antwerpen in Ruhe weiterarbeiten könne geantwortet: "Selbstverständlich."
Am Montagnachmittag in Randersacker sagt Magath über Antwerpen: "Er kann ja in Ruhe weiterarbeiten - halt woanders. Ich sehe da kein Problem." Mit Antwerpens Arbeit war hier offenbar kaum einer zufrieden. Es gab, so ist aus dem Umfeld der Kickers zu hören, in der Mannschaft eine Abstimmung über den Trainer. Nach gerade einmal fünf gemeinsamen Spielen wohlgemerkt. Bis auf zwei Akteure sollen alle gegen den Chefcoach votiert haben.
Dann sagt Magath etwas Unerwartetes: "Ich habe Marco Antwerpen verpflichtet und ich habe einen Fehler gemacht." Womit dann auch einmal öffentlich geklärt ist, wer bei den Kickers in letzter Instanz Entscheidungen trifft und verantwortet: Der Vertreter des Investors, und der heißt Magath.
Auch beim Bau der aktuellen Kickers-Mannschaft dürfte der 67-jährige einstige Meistertrainer der Mann gewesen sein, der Transfers anbahnte und Spieler aussuchte. "Selbstverständlich hat diese Mannschaft Qualität", sagt er überzeugt. Genug, um um den Klassenerhalt zu kämpfen. Genau daran konnte man zweifeln, wenn man Antwerpen zuletzt zuhörte. Wenn er klagte, dass einzelne Neuzugänge körperlich nicht auf der Höhe seien, weil sie in den letzten Jahren nur wenig Spielpraxis gehabt hatten. Der brasilianische Abwehrmann Douglas zum Beispiel, der unter anderem wegen einer Dopingsperre mehr als drei Jahre kein Pflichtspiel bestritten hatte, ehe er im Sommer nach Würzburg kam. "Natürlich war uns klar, dass Douglas nicht fit ist", sagt Magath: "Aber dafür hat ein Verein einen Trainer. Und wir haben hier ja sogar noch Assistenten und einen Konditionstrainer. Wenn ein Trainer sich über mangelnde Fitness von Spielern beschwert, weiß ich nicht, wo er sich beschweren will. Das kann ich so nicht nachvollziehen."
Inzwischen hat aufsteigender Nebel die Sonne verdeckt im Maintal bei Randersacker. Es ist frisch geworden. Magath hat sich einen dicken Mantel geholt, um das Training weiter zu verfolgen. Der starke Mann im Flyeralarm-Fußball-Imperium, das derzeit aus dem Zweitliga-Letzten Würzburg und dem österreichischen Erstliga-Letzten Admira Wacker besteht, braucht so langsam wieder einmal Erfolgsmeldungen. Ein Berater, das ist klar, ist er hier nicht. Magath trägt die Verantwortung, auch wenn es schief geht.
Sehr guter Kommentar. Sagt alles aus.