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HANDBALL: 2. BUNDESLIGA
Corona: Rimpar setzt auf Kurzarbeit und Gehaltsverzicht
Wie prekär ist die Lage für die Wölfe - wirtschaftlich und sportlich? Über welche Szenarien diskutieren die Geschäftsführer der Bundesligisten? Roland Sauer gibt Einblick.
'Wir werden öffentliche Gelder benötigen, die der Staat als Hilfe für Unernehmen aus Wirtschaft und Sport bereitstellt': Roland Sauer, Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe
Foto: foto2press/Frank Scheuring | "Wir werden öffentliche Gelder benötigen, die der Staat als Hilfe für Unernehmen aus Wirtschaft und Sport bereitstellt": Roland Sauer, Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:37 Uhr

Seit vergangenen Freitag trainieren sie nicht mehr als Mannschaft, sondern nur noch indviduell. Seit diesem Dienstag können sie auch nicht mehr zum Krafttraining, Fitnesstudios mussten wegen des in Bayern ausgerufenen Katastophenfalls schließen. Wie den gesamten Spitzensport stellt die Corona-Pandemie auch die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe vor nie dagewesene Herausforderungen. Sportlich und finanziell. Wie prekär die Lage für den wirtschaftlich ohnehin mit bescheidenen Mitteln (Saisonetat rund 900 000 Euro) arbeitenden Klub ist, darüber spricht Geschäftsführer Roland Sauer im Interview.

FRAGE: Herr Sauer, sind alle in und um die Mannschaft gesund?

Roland Sauer: Ja, zumindest hat sich keiner nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Auch sonst ist mir in der zweiten Liga noch kein Fall bekannt.  

Die Handball-Bundesliga (HBL) setzt den Spielbetrieb aus, am 23. April soll er wenn möglich wieder aufgenommen werden. Ist es Ihrer Einschätzung nach realistisch, dass die Saison zu Ende gespielt wird? 

Sauer: So planen wir aktuell, aber natürlich hängen wir alle in der Luft und sind von den Entscheidungen der Politk abhängig. Wir Geschäftsführer der zweiten Liga haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe und stehen in regem Austausch. Um kurzfristig auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können, haben wir ab diesem Mittwoch auch eine tägliche telefonische Absprache zusammen mit allen Geschäftsführern der ersten Liga. "War Room", im Projektsprachgebrauch, nennen wir diese Konferenz.

Welche Szenarien werden durchgespielt?

Sauer: Bisher zwei. Das erste geht davon aus, dass wir ab 23. April wieder spielen und die fünf bis dahin ausgefallenen Partien an Mittwochen und Wochenend-Doppelspieltagen nachholen. Saisonende wäre regulär am  23. Mai. Das zweite gilt für den Fall, dass wir ab 23. April noch nicht wieder den Spielbetrieb aufnehmen können, zum Beispiel, weil die Hallen noch nicht wieder freigegeben sind. Dann müssten wir festlegen, wann der "point of no return" ist, um die Saison noch bis zum 30. Juni durchbringen zu können. Denn da laufen alte Arbeitsverträge aus, neue sind gültig, Wohnungen sind gekündigt etc.

Wie groß wäre das jeweilige finanzielle Loch – und auch im Falle eines kompletten Saisonabbruchs für Rimpar? 

Sauer: Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten kann ich das nicht beziffern - in letzterem Fall aber sicher im sechsstelligen Bereich. Allein die wegbrechenden Zuschauereinnahmen machen etwa 20 bis 25 Prozent des Gesamtetats aus. Und wir haben ja trotzdem Fixkosten, unter anderem für Personal und Miete für unsere Trainingshalle. Ob wir die Miete für unsere Spiele in der s.Oliver Arena bezahlen müssen, auch wenn sie ausfallen, ist noch nicht endgültig geklärt. Da hoffe ich auf ein Entgegenkommen der Stadt Würzburg.

Wir müssen an die Solidarität der Spieler appellieren, dass sie auf Gehalt verzichten - wissend, dass sie keine Großverdiener sind.
Roland Sauer, Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe
Ziehen Sponsoren ihre Konsequenzen und möchten einen Teil ihres Geldes zurück?

Sauer: Zum Glück nicht! Sie sagen: 'Ihr könnt ja nichts dafür, wir erfüllen unsere Verträge trotzdem.' Aber natürlich sind auch unsere Partner vom wirtschaftlichen Erfolg abhängig, und wenn der einbricht, können auch bei ihnen Lücken entstehen, die sich dann doch auf uns auswirken. Es betrifft ja auch die nächste Saison. 

Kann den Wölfen als GmbH im schlimmsten Fall eine Insolvenz drohen?

Sauer: Das ist gerade kein Thema. Wenn alle Maßnahmen greifen, die wir ausschöpfen können, sollte sie abzuwenden sein und die Liquidität erst mal sichergestellt werden können.

Welche Maßnahmen sind das?

Sauer: Erst mal habe ich die Mannschaft am Montag informiert, dass wir Kurzarbeit anmelden werden. Das gilt auch für den Trainer und innerhalb der Geschäftsstelle. Aber das alleine wird nicht reichen. Wir müssen an die Solidarität der Spieler appellieren, dass sie darüber hinaus auf Gehalt verzichten - wissend, dass sie keine Großverdiener sind. Ich selbst kann auf nichts verzichten, weil ich schon nichts bekomme. (lacht) 

Wie haben die Spieler reagiert?

Sauer: Unterschiedlich. Diejenigen, die Verluste mit ihren normalen Jobs auffangen können - und das ist die Mehrheit - trifft es weniger hart. Denjenigen, für die Handball die Haupteinnahmequelle ist, weil sie studieren, tut es mehr weh. Wir müssen darüber noch Einzelgespräche führen.

Reichen diese Maßnahmen aus?

Sauer: Nein, sicher nicht. Wir werden öffentliche Gelder benötigen, die der Staat als Hilfe für Unternehmen aus Wirtschaft und Sport bereitstellt. Auch über eine Stundung bei der Berufsgenossenschaft müssen wir nachdenken. Eventuell müssen wir ein langfristiges KfW-Darlehen beantragen, aber das wollen wir eigentlich vermeiden. Grundsätzlich sind wir auf Unterstützung aus öffentlichen Töpfen angewiesen, sei es vom Landkreis, der Gemeinde Rimpar oder auch der Stadt Würzburg, auch wenn wir ein Dorfverein sind.

Am meisten würde mich ärgern, wenn Max Brustmann kein Abschiedsspiel bekäme, sollte die Saison doch abgebrochen werden.
Roland Sauer, Geschäftsführer des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe
Auch sportlich hat Corona Auswirkungen - zum Beispiel bei der Suche nach neuen Spielern, die nun nicht zum Probetraining kommen können. Rimpar fehlt noch ein Torwart für die neue Saison. Oder plant Max Brustmann angesichts der Lage den Rücktritt vom Rücktritt?

Sauer: Das ist kein Thema. Allerdings würde es mich am meisten ärgern, wenn er kein Abschiedsspiel bekäme, sollte die Saison doch abgebrochen werden. Wir sind nach wie vor auf der Suche nach einem neuen Mann. Andi Wieser können wir nicht alleine lassen, er kann sich ja auch verletzen. Namhaften Kandidaten mussten wir absagen, weil wir sie uns nicht leisten können. Insofern gilt: Wir werden keinen Star holen. Aktuell sind wir mit drei Torhütern in Gesprächen, die Ceven Klatt zumindest sportlich kennt, falls wir sie nicht zu einem späteren Probetraining holen können. Aber das Thema ist gerade nicht das dringlichste.  

Die Verträge von Dominik Schömig, Benedikt Brielmeier und Michael Schulz laufen nach der Saison noch aus. Werden sie verlängert?

Sauer: Zwei von den dreien haben schon zugesagt, es fehlt nur noch die Unterschrift. Der Dritte hat ein Angebot auf dem Tisch, will aber noch mit seinem Berater klären, ob er es zu diesen Konditionen annimmt.

Noch ein kurzer Blick auf die nächste Saison. Sie mussten zum 1. März die Unterlagen für Zweitliga-Lizensierung einreichen. Doch der Etat wird sich ja vermutlich noch ändern...

Sauer: Da im Moment keiner weiß, wo und wie man nachbessern muss, bleibt erst mal alles so bestehen, ein enges Monitoring über die Liquidität ist erforderlich. Ende März reiche ich auch den Antrag für eine Erstliga-Lizenz ein. Als Tabellensiebter mit sechs Punkten Rückstand auf den zweiten Platz könnten wir theoretisch ja noch aufsteigen. 

Wie wird die Saison gewertet, falls sie abgebrochen wird?

Sauer: Das weiß ich nicht. Damit befasst sich ein eigenes Gremium in der HBL. Klar ist: Es gäbe dann nur Härtefälle und auf jeden Fall Klubs, die sich ungerecht behandelt fühlen würden. Auch deswegen hoffen wir, dass wir bald wieder spielen können. Aber Gesundheit geht natürlich vor. 

 
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