Immer wenn es auf den Winter zugeht, wird es auf den Fußballplätzen der Region nasser. Vereine, die nicht über den Luxus eines Kunstrasens verfügen, greifen dann häufiger zur Möglichkeit, Spiele abzusagen. Hinter der Begründung "Unbespielbarkeit des Platzes" versteckt sich wohl auch manchmal der Wunsch, den schönen eigenen Rasen nicht zerstören zu lassen. Bezirksspielleiter Bernd Reitstetter will sich das bei manchen Vereinen nicht länger ansehen. Er droht mit dem Tausch oder der Aberkennung des Heimrechts.
Doch die "Unbespielbarkeit des Platzes" kann auch andere Ursachen haben. In diesen sieben Fällen waren Plätze aus Gründen nicht bespielbar, die nichts mit dem Wetter zu tun hatten.
1. Quidditch-Meisterschaft verhindert Spiel des FV 04 Würzburg in Bamberg
Im vergangenen Jahr mussten der FC Eintracht Bamberg, der mittlerweile in der Regionalliga Bayern spielt, die Bayernliga-Partie gegen den FV 04 Würzburg aus einem kuriosen Grund absagen. Die Stadt Bamberg hatte den Platz im Fuchs-Park-Stadion gesperrt, weil er im Rahmen der deutschen Quidditch-Meisterschaft zerstört worden war. Quidditch ist eine Sportart, die in den Büchern und Filmen der Harry-Potter-Reihe bekannt wurde. Statt auf Besen reiten die Spielerinnen und Spieler auf einem Plastikrohr, das sie zwischen ihre Beine halten müssen. Für vier Wochen sperrte die Stadt den Platz. Einige Heimspiele verlegte die Eintracht damals auf andere Plätze. Aufgrund der Fan-Rivalitäten zwischen Bamberg und Würzburg sei das aus Sicherheitsgründen beim Heimspiel gegen die Würzburger nicht möglich.
2. In Goßmannsdorf übernahmen die Maulwürfe den Sportplatz
Als die Fußballer des TSV Goßmannsdorf im vergangenen Jahr nach der Winterpause wieder auf den Platz zurückkehrten, war der auch die Heimat eines Maulwurfs. Besonders in einem der beiden Strafräume herrschte akute Verletzungsgefahr. "Maulwürfe gab es am Main in der Nähe unseres Sportplatzes eigentlich schon immer", berichtete der Vorsitzende Mark Seyrich. Weil Maulwürfe aber nicht nur Hügel bauen, sondern auch unterirdische Gänge, wurde das Ganze gefährlich. Ein Spieler trat auf das Stück Rasen über einem unterirdischen Gang, sank ein und zog sich einen Bänderriss zu. Der Vorstand sperrte den Platz, und viele Auswärtsspiele für die Goßmannsdorfer Mannschaft in der B-Klasse folgten. Loswerden durften die Goßmannsdorfer den Maulwurf nur mit einer Ausnahmegenehmigung. Dazu musste erst eine Folie im Erdreich versenkt werden, die Maulwürfe künftig abhält, ehe der Verhinderer des Goßmannsdorfer Spielbetriebs gefangen und umgesiedelt werden durfte.
3. Krähen picken Larven aus dem Sportplatz des SV Merkershausen
Jürgen Kuhn vom SV Merkershausen dachte zuerst an Wildschweine, als er die Beschädigungen auf dem Sportplatz des Klubs aus einem Stadtteil von Bad Königshofen entdeckte. Dann stellte sich heraus: Krähen machten sich auf der Suche nach Nahrung über den Rasen her. Der Platzwart machte sich im Internet schlau und fand heraus: "Ursache sind Larven, die sich von den Graswurzeln ernähren. Und diese wiederum mögen anscheinend die Krähen so gerne und picken sie raus. Die Krähen reißen erst das Gras raus und holen dann die Larven raus." Kuhn sperrte den Platz und füllte die entstandenen Löcher mit Sand auf. Die Krähen wurde er freilich weder mit Flatterbändern aus Alufolie noch mit Vogelscheuchen los. Sie verzogen sich erst, als Jürgen Kuhn einen Vogellautsprecher einsetzte.
4. Auch beim SSV Kitzingen suchten die Krähen nach larven
Auch beim SSV Kitzingen kamen die Krähen vorbei und sorgten für Verlegungen der Spiele auf den Ausweichplatz in der Kitzinger Siedlung. Im Kitzinger Fall hatten sich die Krähen vorher an einem Spielplatz und dem Hof einer Schule abgearbeitet, ehe sie auch den Fußballplatz aufsuchten. Besonders bitter beim SSV Kitzingen: Der neue Rasenplatz war erst im Sommer neu angelegt worden und war gut drei Monate später an vielen Stellen schon wieder kaputt gepickt. In Kitzingen behalf man sich mit Absperrgittern, die erhöht über den betroffenen Stellen gelegt wurden und so die Vögel fernhielt.
5. Autofahrer missbrauchen die Fußballplätze in Rhön-Grabfeld als Rennstrecken
Fassungslos standen die Verantwortlichen des SV Niederlauer an einem Samstagmorgen im Dezember 2020 am Rand ihres Fußballplatzes: In der Nacht waren Unbekannte mit einem Fahrzeug über das Spielfeld gefahren und hatten Furchen hinterlassen. Auf bis zu 1500 Euro schätzte der Verein damals den entstandenen Schaden. In jenen Tagen war der SV Niederlauer nicht der einzige Betroffene im Landkreis Rhön-Grabfeld: Drift-Spuren wurden auch vom Bolzplatz in Bastheim sowie vom Fußballplatz des Schullandheims in Rappershausen gemeldet. "Ich kann nicht verstehen, dass es jemand lustig findet, den Grund und Boden anderer zu beschädigen. Wer unbedingt auf einem Rasen driften will, soll dies bitte in seinem eigenen Garten tun", ärgerte sich Florian Liening-Ewert, der Bürgermeister der Gemeinde Hendungen, zu der Rappershausen gehört. Erst vor wenigen Wochen war die DJK Salz betroffen, über deren Spielfeld nächtens jemand mit einem Auto gebrettert war.
6. Schalding-Heining hat einen Unfall direkt vor dem Schweinfurter Stadion
Im Oktober 2020 reiste der SV Schalding-Heining zum Auswärtsspiel der Regionalliga ins Schweinfurter Sachs-Stadion. Nachdem coronabedingt schon das vorige Spiel gegen Garching abgesagt werden musste, fand auch diese Partie des FC 05 Schweinfurt nicht statt. An der letzten Kreuzung, keine 100 Meter vom Stadion in Schweinfurt entfernt, rauschte ein LKW ungebremst in einen der Kleinbusse der Gäste und verletzte sechs Spieler. Weil sie Verletzungssymptome zeigten, nahm der Krankenwagen die Spieler mit ins Krankenhaus und das Spiel fiel aus. Es sollte nicht die einzige Absage eines Spiels zwischen Schalding-Heining und dem FC 05 bleiben. Im Juli dieses Jahres blieben die Schweinfurter am ersten Ferientag auf dem Weg nach Passau im Stau stecken. Weil es in Schalding-Heining kein Flutlicht gibt, musste die Partie abgesagt werden und Ende August nachgeholt werden.
7. Wegen Corona wird das Pokalfinale im Kreis Rhön gleich zweimal kurzfristig abgesagt
Die Corona-Pandemie und der Fußball: Diese Geschichte hatte viele Kapitel, unter anderem dieses: Im September 2020 sollte das Pokalfinale im Kreis Rhön zwischen dem FC Westheim und dem SV Rödelmaier steigen – es wurde aufgrund einer behördlichen Anweisung kurzfristig abgesagt. Zuvor waren rund um Bad Königshofen die Corona-Fallzahlen gestiegen, hatten eine Sieben-Tage-Inzidenz von 54 erreicht. "Wir hatten im Verein sehr gemischte Gefühle. Und wir wollen nicht dafür verantwortlich sein, wenn durch ein Fußballspiel auch bei uns ein Corona-Hotspot entsteht", sagte Maximilian Schaub, vom bei Hammelburg gelegenen FC Westheim. Beim SV Rödelmaier freilich wunderte man sich: Der Ort liegt 15 Kilometer von Bad Königshofen entfernt und innerhalb der Mannschaft gab es keinen bestätigten Corona-Fall. Am angedachten Nachholtermin wurde dann übrigens auch nicht gespielt – wegen eines Corona-Verdachts bei einem Westheimer Spieler.