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KITZINGEN
Krähen zerhacken Kitzinger Sportplatz
Immerhin: Die erste SSV-Herrenmannschaft soll am Sonntag spielen – wenn auch auf dem Ausweichplatz.
Foto: Frank Weichhan | Immerhin: Die erste SSV-Herrenmannschaft soll am Sonntag spielen – wenn auch auf dem Ausweichplatz.
Von Jürgen Sterzbach und Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 14.09.2016 03:29 Uhr

Kitzingen und seine Saatkrähen – das ist seit Jahren eine Geschichte für sich. Alles fing vor einiger Zeit im Rosengarten an: Die Vögel fanden an den Platanen Gefallen – mit gravierenden Auswirkungen. Ein unter den Bäumen liegender Kinderspielplatz musste gesperrt werden. Danach begann der Versuch, die Vögel zu vertreiben – vergeblich. Was schließlich dazu führte, dass der Spielplatz vergangenen Herbst verschwand.

1:0 für die Krähen. Eine Führung, die bald ausgebaut wurde. Probleme aus der Luft hatten sich nämlich inzwischen auch im Schulhof der Paul-Eber-Schule sowie im Hof des evangelischen Dekanats eingestellt. Und auch in den Pappeln an der B 8 in Kitzingen gefiel es den Vögeln, sehr zum Leidwesen der Fußgänger.

Inzwischen deutet sich an, dass die momentan zurückkehrenden Krähen auch im Herbst 2016 viel Ärger machen werden. Zumindest lassen das Hilferufe aus der Kitzinger Siedlung vermuten. Auf dem dortigen Sportgelände des SSV ist man Kummer gewöhnt. Maulwürfe, Wühlmäuse, Wildschweine – alles schon da gewesen. Neuerdings sind – um im Bild zu bleiben – die Krähen am Ball. Seit zwei Wochen kommt für die Kicker die Gefahr von oben.

Große, schwarze Saatkrähen gleiten krächzend von den Bäumen neben den beiden Sportplätzen nach unten auf einen saftig grünen Rasen und hacken ihre Mahlzeit aus dem Boden. Ergebnis: ein unbespielbarer Platz.

Im Sommer wurde der Rasen erst neu angelegt

Als Erster entdeckte Jürgen Ketturkat das Problem. Der dritte Vorsitzende ist zuständig für das Wohl der Plätze – und staunte nicht schlecht, als er 20 Krähen in flagranti erwischte. Dabei hatte der Verein seinen Rasen erst im Sommer neu angelegt. „Beim ersten Heimspiel spielten wir erstmals darauf“, berichtet Ketturkat. Das war Anfang August. Drei Wochen später entdeckten die Vögel den sattgrünen und gut gewässerten Rasen als All-you-can-eat-Buffet für sich.

Natürlich wurden Gegenmaßnahmen ergriffen: „Wir haben Bänder gespannt, in der Hoffnung, die Tiere durch die Bewegung und die Geräusche fernhalten zu können.“ Die Angreifer schauten sich das eine Zeit interessiert an – und pickten dann genüsslich weiter. Wenig später stand das Schild „Sportplatz gesperrt“ auf dem Platz. „Lesen können sie nicht“, sagt Ketturkat mit Galgenhumor über die als intelligent geltenden Krähen. Im 16-Meter-Raum, rund um den Elfmeterpunkt und an der Seitenlinie trieben die großen, schwarzen Vögel bereits ihr Unwesen und scharrten mehrere Quadratmeter Rasen auf.

Rund 100 Krähen picken auf dem Platz

In ihrer Not suchten die Siedler deshalb bei den Stadtgärtnern Hilfe. „So etwas habe ich noch nicht gesehen“, staunte Günter Lorey, als er bei der Besichtigung des Sportplatzes gut 100 Krähen pickend beim Schmaus erwischte. Denn im „Bio-Rasen“ schlummern haufenweise Engerlinge. Für Ornithologen ein Vergnügen, für Ketturkat der blanke Horror. Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ lassen grüßen, obwohl der Verdacht zunächst auf andere Genossen aus Flur und Feld fiel. „Aber wir haben schnell gesehen, wer die wahren Übeltäter sind“, so Ketturkat zum Angriff von oben. Bei dessen Abwehr kommt für den Siedler-SV erschwerend hinzu, dass sich der Sportplatz in einem Wohngebiet befindet. Da fällt manche pragmatische Lösung weg.

Als „kleines Glück im Unglück“ erwies sich, dass vergangene Woche die U15-Junioren ein Trainingslager veranstalteten und in dieser Woche eine Fußballschule stattfand, so dass den Tag über Betriebsamkeit auf dem Gelände herrscht. Jedoch bleibt der Hauptplatz aufgrund der Löcher und der damit einhergehenden Verletzungsgefahr unbespielbar. Zu groß sind die Löcher geworden, um diese noch sanieren zu können.

Anfangs ging das noch, da füllten Ketturkat und Co. die Lücken mit ausgestochenem Rasen vom Nebenplatz auf. „Als ich am nächsten Tag zum Platz kam, traf mich fast der Schlag“, berichtet Ketturkat. Die Arbeit des Vortags war im Eimer. Seitdem ist guter Rat auch teuer. Der Siedler-SV hofft bei diesem unvorhersehbaren Platzsturm auf finanziellen Beistand, zumal ihm bei den Lösungen die Hände gebunden sind.

Absperrgitter halten die Vögel fern

Die Stadt Kitzingen stellte dem Verein Absperrgitter zur Verfügung. Diese liegen nun erhöht über den betroffenen Stellen, so dass sich die Krähen dort nicht mehr zu schaffen machen und dadurch den Rasen noch mehr schädigen. Darunter wagt Ketturkat bereits die Neuansaat, zumal in dieser Woche schon weniger der geschützten Vögel aufgrund der aufgebauten Schikanen beim SSV Kitzingen einfielen.

Im aktuellen Zustand kann kein Spiel auf dem Hauptplatz stattfinden. Das Heimspiel gegen Heimbuchenthal wurde auf dem Nebenplatz ausgetragen. „Sie dachten, wir machen das extra“, kann Ketturkat verstehen, dass sich die Geschichte mit den Krähen absurd anhört. Am Sonntag findet gegen die DJK Hain ein weiteres Heimspiel statt. Auch das findet auf dem Nebenplatz statt.

Damit dieser angesichts der zahlreichen Mannschaften nicht zu stark belastet wird, drehten die Siedler-SV das Heimrecht der zweiten Mannschaft nach Absprache mit dem TSV Sulzfeld II um. So wird es auch am Sonntag laufen, wenn die Siedler statt zu Hause auswärts beim SV Markt Einersheim antreten. Denn zusätzlich beginnt am Wochenende die Saison bei den Junioren, wo der SSV in allen Jahrgängen von U 7 bis U19 mit Mannschaften vertreten ist.

Und Ketturkat? Der muss abwarten, „dass die Vögel die Lust an unserem Platz verlieren, weil sie gestört werden oder nicht mehr genügend Futter finden.“ Solange ist Improvisieren angesagt – hoffentlich ohne weitere Löcher zu stopfen.

Probleme aus der Luft: Der SSV Kitzingen hat derzeit ein ausgewachsenes Krähenproblem – der Spielbetrieb ist in Gefahr.
Foto: Jürgen Sterzbach | Probleme aus der Luft: Der SSV Kitzingen hat derzeit ein ausgewachsenes Krähenproblem – der Spielbetrieb ist in Gefahr.
Ganze Arbeit geleistet: Wo die Krähen hinlangen, wächst im wahrsten Sinne des Wortes kein Gras mehr.
Foto: Jürgen Ketturkat | Ganze Arbeit geleistet: Wo die Krähen hinlangen, wächst im wahrsten Sinne des Wortes kein Gras mehr.
 
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Kommentare
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  • K. K.
    stellt doch einen " Wengertskracher " auf den Sender. Dann fliegen die Vögel fort bei
    Bumm..........Bumm.............Bumm.
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  • G. R.
    sind diese Vögel geschützt. Materielle Scxhäden spielen da absolut keine Rolle. Ich bin sicher, dass einige wenige Vergrämungsabschüsse das Problem lösen würden.
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