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Was macht eigentlich?
Was macht eigentlich... Walter Szaule?
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Zweitliga-Fußballer Walter Szaule aus seinem Leben.
Seit drei Jahren seine große Leidenschaft: Walter Szaule in seiner Werkstatt beim Krippenbau.
Foto: privat | Seit drei Jahren seine große Leidenschaft: Walter Szaule in seiner Werkstatt beim Krippenbau.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Walter Szaule war eines der prägendsten Gesichter Würzburger Fußballs in den Siebziger Jahren. Von 1972 bis 1980 trug er das Trikot des FV 04 Würzburg, darunter vier Jahre in der 2. Bundesliga Süd. Von seinem Heimatverein TSV Heusenstamm führte ihn die Karriere über den FSV Frankfurt (1966 bis 68) zu Bundesligist Borussia Dortmund. In der Saison 1968/69 spielte der 1944 im slowakischen Bratislava geborene, torgefährliche Mittelfeldspieler für die Schwarz-Gelben, die in dieser Runde drei Trainer verschlissen und als 16. gerade so die Liga hielten. Gegen die enorme Konkurrenz in der Offensive (unter anderem Lothar Emmerich, Siegfried Held und Willi Neuberger) konnte er sich aber letztlich nicht richtig durchsetzen.

Über den Karlsruher SC, für den er zwischen 1969 und 1972 in 93 Einsätzen 21 Tore erzielte, kam Szaule schließlich zum FV 04. Mit den zunächst in der drittklassigen Bayernliga beheimateten Würzburgern stieg er 1976 in die Zweite Liga auf. Dort absolvierte er, inzwischen als Verteidiger, 110 Zweitligaspiele (4 Tore). Mit dem Abstieg der Nullvierer beendete er die Karriere und erlebte ein Jahr später den Konkurs des Vereins aus dem sportlichen Ruhestand. Der heute 76-Jährige blieb in der Region hängen, lebt mit seiner Frau in Kürnach und ist Vater eines 44-jährigen Sohnes.

Ein großer Moment: Walter Szaule (links) beim Wimpeltausch mit Franz Beckenbauer, der mit dem FC Bayern München zu einem Freundschaftsspiel beim FV 04 Würzburg gastierte.
Foto: privat | Ein großer Moment: Walter Szaule (links) beim Wimpeltausch mit Franz Beckenbauer, der mit dem FC Bayern München zu einem Freundschaftsspiel beim FV 04 Würzburg gastierte.
Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Walter Szaule: Ich erlebe sie mit vielen Einschränkungen und Verzicht. So konnten meine Frau und ich 2020 nicht wie gewohnt an Ostern zum Skifahren gehen. Auch sonstige sportlichen Aktivitäten und private Treffen mussten ausfallen. Stattdessen gehen wir fast täglich mehrere Stunden spazieren oder Rad fahren. Außerdem baue ich seit drei Jahren leidenschaftlich alpenländische Weihnachtskrippen. Den ersten Lockdown habe ich auch dafür genutzt, zahlreiche dieser Krippen in unterschiedlichsten Größen und Varianten zu bauen. Ich hoffe, dass die Impfungen Erfolg bringen werden, sodass all die Einschränkungen schnellstmöglich aufgehoben werden können und wir alle wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren können.

Ihre gegenwärtige Form?

Szaule: Ich fühle mich weiterhin kerngesund und munter. Trotz meines fortgeschrittenen Alters habe ich weiterhin keine körperlichen Probleme und muss keine Medikamente einnehmen.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Szaule: Eigentlich für all die Sportarten, die ich schon immer ausgeübt habe. Ich spiele weiterhin Fußball in der Kürnacher AH sowie Tennis in der 55er-Mannschaft. Außerdem fahre ich viel Fahrrad, aber natürlich ohne E-Unterstützung. Und im Winter gehen meine Frau und ich mindestens zweimal pro Jahr zum Skifahren.

Und was bewegt Sie?

Szaule: Die Klimaveränderung mit all ihren Einflüssen auf unser Leben.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Szaule: Denke ich habe vieles richtig gemacht und würde alles genauso wieder angehen. Das bezieht sich hauptsächlich auf die sportlichen, aber auch auf die familiären Aspekte.

Kam eher selten vor: FV-04-Verteidiger Walter Szaule (links) im Zweikampf der Langsamere.
Foto: privat | Kam eher selten vor: FV-04-Verteidiger Walter Szaule (links) im Zweikampf der Langsamere.
Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Szaule: Meine gute Gesundheit, die Ruhe im Alltag, wie der nicht vorhandene Druck, auf Arbeit gehen zu müssen. Aber auch die Freizeit, die mir erlaubt, meinen Hobbys nachzugehen beziehungsweise die sich daraus ergebende Möglichkeit des Reisens.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Szaule: In eine andere Zeit oder Epoche eigentlich nicht direkt. Aber ein bisschen vermisse ich durchaus die entspannteren Zeiten der 60er und 70er Jahre, in denen das ganze Leben doch stressfreier war. Da gab es weniger Verkehr, weniger Druck im Arbeitsleben und alles war nicht so hektisch und schnelllebig wie heute.

Ihr Lieblingsort?

Szaule: Keine Stadt oder Ort im Speziellen. Aber der afrikanische Kontinent hat es mir sehr angetan mit seiner beeindruckenden Natur und Tierwelt.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Szaule: Dass die Familie sehr wichtig ist. Denn sie, besonders meine Frau, haben mir zu jeder Zeit während meines gesamten Lebens großen Halt gegeben. Auch wenn es beispielsweise sportlich mal nicht so lief, war sie diejenige, die mich immer unterstützt und auf meinem Weg bestärkt hat. Zum anderen, dass Sport zu einem gesunden und vielfältigen Leben so einiges beitragen kann.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Szaule: Dass viel Fleiß und Verzicht nötig sind, um im Sport erfolgreich zu sein oder zu werden.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Szaule: Wenn es um Ungerechtigkeiten geht. So zum Beispiel in finanzieller Hinsicht, wenn gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt wird oder auch manche Sportler astronomische Gehälter beziehen, während viele in der Gesellschaft sich für deutlich weniger Geld abrackern müssen.

Legenden-Treffen: die ehemaligen Würzburger Fußballer (von links) Siggi Scherzer, Walter Szaule, Helmut Siebert und der inzwischen verstorbene Friedhelm 'Hugo' Groppe beim Bierchen.
Foto: privat | Legenden-Treffen: die ehemaligen Würzburger Fußballer (von links) Siggi Scherzer, Walter Szaule, Helmut Siebert und der inzwischen verstorbene Friedhelm "Hugo" Groppe beim Bierchen.
Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Szaule: Ganz klar, die Familie.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Szaule: Ungewohnt. Denn es hat natürlich schon etwas gefehlt. Die wöchentlichen Trainingseinheiten, die Spiele. Dafür war natürlich viel mehr Zeit für die Familie vorhanden. So konnten wir öfter mal zur nicht im Raum Würzburg wohnenden Familie, wie meinen Geschwistern oder Schwiegereltern fahren und dann dort auch mal übernachten. Das war im normalen Saisonalltag nicht möglich.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Szaule: Unsere Hochzeit und die Geburt unseres Sohnes.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Szaule: Ein sportliches oder menschliches Foul hat es eigentlich nie gegeben. Nicht umsonst bin ich deshalb noch heute mit vielen meiner Fußballerkollegen und Gegenspieler von früher freundschaftlich verbunden und noch in Kontakt. So treffen wir ehemaligen 04- und Kickers-Spieler uns ein Mal pro Jahr in Würzburg und erinnern uns gerne der guten alten Zeit. Organisiert wird dies immer vom früheren Spieler Paul Hupp. Leider kommt es mittlerweile nicht mehr dazu, dass wir selbst Freundschafts- oder Einlagespiele mit unserer gemeinsamen Mannschaft absolvieren, wie wir das bis vor einigen Jahren noch mit viel Freude gemacht haben.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Szaule: Dann hätte ich vielleicht bis zur Rente in meinem gelernten Beruf als Werkzeugmacher gearbeitet. Schön, dass es anders gekommen ist.

Ihr Lieblingssportler heute?

Szaule: Roger Federer. Wegen seiner ruhigen Art.

Erfolgreich mit den Kürnacher Tennis-Senioren: Walter Szaule (Vierter von links).
Foto: Berdilo Hirt | Erfolgreich mit den Kürnacher Tennis-Senioren: Walter Szaule (Vierter von links).
Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Szaule: Sportlich sicherlich mein Vereinswechsel nach Dortmund zum BVB. Zum ersten Mal von Zuhause weg, eine neue, große Stadt, ein eigener Hausstand und was so alles dazu gehört. Und natürlich auf all diese klasse Fußballer zu treffen wie Sigi Held, Rudi Assauer oder Lothar „Emma“ Emmerich und sich mit ihnen im Training und Spiel zu messen; die hatten ja nur zwei Jahre zuvor den Europapokal gewonnen.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Szaule: So etwas gibt es bei uns nicht. Wir besprechen und entscheiden alles gemeinsam.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Szaule: Über so einige scherzhafte Trump-Videos, die ich per WhatsApp erhalten habe.

Was regt Sie auf?

Szaule: Trump, aber auch das respektlose Verhalten Einiger gegenüber unserem Rechtsstaat und seinen Vertretern.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Szaule: Aktuell die Wissenschaftler, die es anscheinend geschafft haben, doch so schnell einen Impfstoff gegen das Coronvirus herzustellen.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Szaule: Ein schöner Urlaub in der Ferne ohne Telefon.

Da war noch was los beim FV 04 Würzburg im Stadion an der Frankfurter Straße: Walter Szaule (links) kommt hier zu spät gegen den Torwart des 1. FC Nürnberg.
Foto: privat | Da war noch was los beim FV 04 Würzburg im Stadion an der Frankfurter Straße: Walter Szaule (links) kommt hier zu spät gegen den Torwart des 1. FC Nürnberg.
Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Szaule: Ehrlich gesagt davor, zu einem Pflegefall zu werden oder einen in der eigenen Familie zu haben.

Was möchten Sie noch lernen?

Szaule: Gerne eine Fremdsprache. Da bin ich aber wohl schon zu alt dafür.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Szaule: Viele glückliche und gesunde Jahre.

Wovon träumen Sie?

Szaule: Von einer friedlichen Welt ohne Hunger, Elend und Kriege.

Welche Botschaft würden Sie jungen Sportlern gerne hinterlassen?

Szaule: Ohne Fleiß kein Preis.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Szaule: Vielleicht als Vogel, der frei fliegen kann und die Welt von oben beobachtet.

Schaut mit einer gesunden Portion Optimismus nach vorn: Walter Szaule
Foto: Szaule | Schaut mit einer gesunden Portion Optimismus nach vorn: Walter Szaule

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer neuen Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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