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Fußball: Regionalliga Bayern
Wahnsinniges Finale und erster Platz - aber: Wo der FC 05 Schweinfurt nach seinen zwei Siegen wirklich steht
Der leidenschaftlich kämpfende Aufsteiger Hankofen-Hailing hat die Nullfünfer am Rand einer Niederlage. Wieder kommen die Matchwinner von der Bank.
Zweites Pflichtspiel, zweiter Treffer: Aus spitzem Winkel brachte Sebastian Müller (Mitte) den FC 05 Schweinfurt mit 1:0 in Führung. Hankofens Benedikt Schwarzensteiner (rechts) kommt zu spät angerutscht.
Foto: Karl-Heinz Becherer | Zweites Pflichtspiel, zweiter Treffer: Aus spitzem Winkel brachte Sebastian Müller (Mitte) den FC 05 Schweinfurt mit 1:0 in Führung. Hankofens Benedikt Schwarzensteiner (rechts) kommt zu spät angerutscht.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 04.08.2024 02:40 Uhr

Zwei Siege zum Auftakt: Das ist dem FC 05 Schweinfurt in der Fußball-Regionalliga Bayern zuletzt 2018 geglückt. Damals gab es gar drei Erfolge zu Beginn und am Ende Platz vier. Nach dem spektakulären, weil extrem späten 3:1 (1:1) bei Aufsteiger SpVgg Hankofen-Hailing würden die Nullfünfer vermutlich den Nachschlag nächste Woche zu Hause im Sachs-Stadion gegen den ewigen Angstgegner TSV Buchbach dankend einsacken. Das mit dem vierten Rang hätten die Spieler im Überschwang freilich kaum mir nichts, dir nichts unterschreiben wollen.  

Tanzend feierten sie vor dem Fanblock die beiden Treffer der Einwechselspieler Markus Einsiedler und Joshua Endres in der Nachspielzeit - und den damit verbundenen glücklichen Sieg. Während 05-Trainer Victor Kleinhenz den Ball flach hielt. Beinahe amüsiert reagierte er, als der Moderator der Pressekonferenz ihn auf die von Mitkonkurrenten zugespielte Mitfavoritenrolle ansprach: "Druck? Wo ist Druck? Mit der Leistung von heute wird es nicht reichen, oben dabei zu bleiben."

In dem Moment war der FC 05 zwar Erster, das konnte der 33-Jährige nicht leugnen. Dass seine Mannschaft nur eine halbe Stunde den von ihm propagierten Ballbesitz-Angriffsfußball zelebriert, danach Faden und Kontrolle verloren hatte, war für ihn jedoch die relevantere Erkenntnis: "Zu unserem Lernprozess gehört, nicht gleich hektisch zu werden, wenn es nicht läuft. Neben drei Punkten haben wir die Erfahrung aus Situationen mitgenommen, die wir so noch nicht hatten."

Sebastian Müller trifft im zweiten Pflichtspiel zum zweiten Mal

Vor allem mit Rückschlägen souveräner umzugehen.  Der Eindruck im Niederbayerischen war zwiespältig.  Sieben Tage nach dem 2:0-Sieg gegen Aubstadt hielten sich Stärken und Schwächen die Waage. Auch, weil der Gegner überraschte, trotz einer engmaschigen 5-4-1-Grundausrichtung nicht destruktiv agierte, stattdessen mit Leidenschaft Angriffe fuhr. Unbeeindruckt von zahlreichen Schweinfurter Chancen, dem 0:1 durch Sebastian Müller (27.), der im zweiten Pflichtspiel zum zweiten Mal traf. Und unbeeindruckt von Patrick Hofmanns Pfostenschuss (30.).

"Wenn wir das 2:0 machen, ist der Gegner tot. Aber wir bauen ihn durch einfache Fehler auf", so Kleinhenz, der damit auch den 1:1-Ausgleich durch Andreas Wagner gemeint haben dürfte, als 05-Keeper Lukas Schneller zu kurz gefaustet hatte (33.). Der hielt in der zweiten Hälfte mit zwei überragenden Paraden die Schweinfurter allerdings überhaupt erst im Spiel.

Die hatten sich ob der wüsten Stauprognosen für den letzten Schultag vor den bayerischen Sommerferien für einen Zwischenstopp entschieden, um den Spielern etwas Ruhe zu spendieren. In einem Tageshotel - und nicht in einem Stundenhotel, wie der Mitarbeiter eines Online-Mediums feuchtfröhliche Momente suggeriert hatte. "Bei einer Abfahrt zur üblichen Zeit, wären wir nie rechtzeitig angekommen", sagte Sportleiter Andreas Brendler ob eines gewaltigen Staus bei Regensburg. 

Wechselstrategie von Victor Kleinhenz geht bisher auf

Der größte Trumpf der Schweinfurter ist zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison die Kaderbreite. Wie schon in der Vorwoche kamen die entscheidenden Impulse von der Bank. Drei der fünf Wechselspieler waren an den Siegtoren beteiligt: Fabio Bozesan traf den Pfosten, ehe Einsiedler vollendete, Endres setzte nach einem abgefangenen Freistoß der SpVgg den Ball aus 30 Metern ins Netz. Die Wechsel-Strategie von Kleinhenz, auch in den Startformationen, geht bislang auf: Die Spieler haben Konkurrenzkampf und gleichzeitig Aussicht auf Einsatzzeit. Das hält alle bei Laune.

Es zeichnet sich ab, dass der FC 05 personell schwächer besetzte Teams kaum mit spielerischen Mitteln allein filetieren wird, eher mit Geduld und handwerklicher Sorgfalt. Dazu passte das obligatorische Gastgeschenk aus dem Fundus eines die Hankofener unterstützenden Herstellers von Heimwerkerbedarf. Vor zwei Jahren gab's für Kleinhenz, damals noch Aubstadter, einen Akku-Schrauber. Seinem augenzwinkernden Hinweis, seine Frau würde sich über einen Laubbläser freuen, konnten die Gastgeber nicht entsprechen. Er hat jetzt zwei Akku-Schrauber. 

Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
SpVgg Hankofen-Hailing - FC 05 Schweinfurt 1:3 (1:1)

Hankofen-Hailing: Maier - Hofer (72. Rabanter), Laimer, Schwarzensteiner, Lemberger, B. Wagner - Lummer, Richter (72. Spahiu), Beck, Lermer (81. Harlander) - A. Wagner (77. Schneider). 
Schweinfurt: Schneller - Langhans, Frisorger, Trslic, Piwernetz (77. Feulner) - Angleberger (63. Fery), Böhnlein (63. Bozesan)- Hofmann (81. Einsiedler), Müller, Thomann - Dellinger (63. Endres).
Schiedsrichter: Assad Nouhoum (SC Oberweikertshofen). Zuschauende: 685. Tore: 0:1 Sebastian Müller (27.), 1:1 Andreas Wagner (33.), 1:2 Markus Einsiedler (90.+2), 1:3 Joshua Endres (90.+4). Rot: Stefan Lemberger (Hankofen/76., Notbremse).

 
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Kommentare
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  • Fred Reinshagen
    Gute Idee mit dem Tageshotel.
    Ein Fußballspiel hat viele Unwägbarkeiten.
    Gute Rahmenbedingungen sind hingegen planbar.
    Man kann verhindern, nach einer stressigen Fahrt zu spät und geschwächt anzukommen.
    Man hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.
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