Wenn man nach einem Fußballspiel einen Terminplaner braucht, um alle Feierlichkeiten unter einen Hut zu bekommen, hört sich das nach einem gelungenen Abend an. Einen solchen hatte Patrick Hofmann am Freitag beim 2:0-(0:0)-Sieg des FC 05 Schweinfurt gegen den TSV Aubstadt. Zur Pause eingewechselt, brachte der Flügelstürmer mächtig Schwung ins Nullfünfer Spiel, initiierte das erlösende erste Tor und hatte selbst zwei Chancen. Das alles gegen seinen Ex-Klub. Nur dann musste er erst einmal schauen, wo er wie und wann drauf anstoßen konnte.
Nach dem allgemeinen Schulterklopfen im ViP-Zelt des FC 05 sah sein Plan so aus: "Ich treffe mich erst mit ehemaligen Kollegen aus Aubstadt zum italienisch Essen, weil wir es vorher nicht geschafft haben mit einer kleinen Abschiedsfeier", sagte der 32-Jährige, der vor seinem Wechsel bei den Grabfeldern eine längere Verletzungsperiode durchzustehen hatte und nun wieder aufzublühen scheint. "Danach schaue ich, was die neuen Kollegen machen." Hört sich stressig an. "Nein, ich bin einfach nur happy. Gegen den Ex-Verein zu gewinnen, macht doppelt Spaß."
Wovon auch sein Trainer Victor Kleinhenz ein Lied singen kann, schließlich war er vor dem Engagement bei Augsburgs U19 ja beim TSV in Amt und Würden. Er wusste, dass er sein erfolgreiches Punktspiel-Debüt ("ich bin so glücklich, man hat die Nervosität gespürt") ein gutes Stück Hofmann zuschreiben durfte. Der kam für den gelb-belasteten Fabio Bozesan zur Pause und peppte auf der rechten Außenbahn mit starken Dribblings das bis dahin überschaubare 05-Spiel auf. "Er war der Gamechanger", so Kleinhenz. Auf Dauer mag sich Hofmann mit der Joker-Rolle nicht anfreunden: "Auf der Bank sitzen ist nie schön."
Verteidiger Kevin Frisorger erzielt sein erstes Tor im Schweinfurter Trikot
Irgendwie war der 1,72 Meter kleine Flügelflitzer Sinnbild der neuen Kader-Breite: Der FC 05 hat einen deutlich höheren Konkurrenzkampf als vergangene Saison und kann entscheidend nachlegen von der Bank. Ein relevantes Pfund: Der Auftritt gegen schwache Aubstadter hat gezeigt, dass sich der FC 05 auf zahlreiche Geduldspiele einstellen muss.
Die individuelle Klasse ist trotz ambitionierter Transferpolitik nicht so erdrückend, dass man die Liga sprichwörtlich auseinander nehmen könne. Der Schweinfurter Job dürfte, will man erfolgreich sein, beinhalten, die relativ vielen schlagbaren Gegner geduldig mürbe zu spielen und Momente zu erzwingen wie bei den Treffern von Sebastian Müller (58.) und Kevin Frisorger (80.). Für Müller, den zweit- und drittligaerfahrenen Neuzugang aus Fürth, war es, Tests inklusive, das vierte Tor im vierten Einsatz. Für Innenverteidiger Frisorger das erste im 05-Trikot.
Seine Art zu spielen, deckt sich mit der Fußball-Philosophie seiner Trainers. Kleinhenz ("unglaublich, was Kevin an Bällen aufsaugt") will Ballbesitz und kontrollierte Offensive: "Das steht und fällt mit der ersten Reihe." In der als Rechtsverteidiger mit Leonard Langhans ein weiterer Ex-Aubstadter der kompletten linken TSV-Seite den Stecker zog.
Mit Joshua Endres künftig eine weitere Alternative im Angriff
"Defensiv war das top, das Spieltempo über die letzte Kette aber hat Luft nach oben", analysierte Kleinhenz. Überraschungsmomente hatten in der kollektiven Dominanz Seltenheitswert: Linksaußen Martin Thomann und Mittelstürmer Michael Dellinger konnten sich kaum mit der sie charakterisierenden Wucht durchsetzen. Auch Müller hatte nach starken ersten 20 Minuten lethargische Phasen. Längst nicht im grünen Bereich sind die Schweinfurter in der Verwertung ihrer Standardsituationen.
Womöglich können sie im ersten Auswärtsspiel bei der SpVgg Hankofen-Hailing (Freitag, 26. Juli, 18.30 Uhr) noch mehr von der Bank justieren: Dann ist der von Carl Zeiss Jena gekommene frühere Aubstadter Joshua Endres wieder fit. In der Vorbereitung hatte der Linksaußen zwei Wochen pausieren müssen. Kleinhenz: "Seine Erfahrung ist gegen eine defensive Mannschaft wie Hankofen-Hailing nicht hinderlich." Im nächsten Geduldspiel.
Mutmaßlich eine weniger knifflige Aufgabe, sicher aber eine kurze Anreise wartet auf den FC 05 in der ersten Runde des Landespokal-Wettbewerbs: Die führt am Dienstag, 6. August (18.30 Uhr) zum Bezirksligisten SV-DJK Oberschwarzach, der sich am Freitag bei der "Auslosung" als Kreis-Sieger die Nullfünfer gewünscht hat.
Fußbal: Regionalliga Bayern, Männer:
FC 05 Schweinfurt - TSV Aubstadt 2:0 (0:0)
Schweinfurt: Schneller - Langhans (90.+2 Doktorczyk), Frisorger, Trslic, Piwernetz (83. Wolf) - Fery, Böhnlein (87. Angleberger) - Müller (90. Wehner), Bozesan (46. Hofmann), Thomann - Dellinger.
Aubstadt: Vertiei - Mrozek, Hüttl (81. Degelman), Behr – Volkmuth (71. Braun), Trunk – Hemmerich, Hatman (55. Grimm), Scheurer (55. Weiß), Pitter (71. Stahl) – Nickel.
Schiedsrichter: Simon Schreiner (DJK SF Reichenberg). Zuschauende: 2593. Tore: 1:0 Sebastian Müller (58.), 2:0 Kevin Frisorger (80.).