Die wichtigste Frage des Tages war recht schnell geklärt: Ja, der FC 05 Schweinfurt ist rechtzeitig im Passauer Umland angekommen. Dafür sorgten zeitige Abfahrt und freie Autobahn. Die zweite, zumindest für die Nullfünfer nicht minder relevante, war etwas später beantwortet - allerdings negativ: Die Mannschaft von Trainer Marc Reitmaier hat die Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga Bayern verpasst. Dafür sorgte eine 1:2-(0:1)-Niederlage bei Aufsteiger SV Schalding-Heining, der bis dato erst einen Zähler auf dem Konto gehabt hatte.
Dass diese Dienstagabend-Partie nötig war, lag an einer Vollsperrung der A3 am 28. Juli, als die Begegnung schon einmal angesetzt war. Der FC-05-Bus war stundenlang gefangen in einem riesigen Stau. Mit der Neuansetzung hatte sich für die Schweinfurter eine interessante Woche ergeben, mit drei Spielen gegen unmittelbare Konkurrenten im Abstiegskampf - um den es weiterhin geht und nicht um Träumereien. Am Freitag (25. August, 19 Uhr) in Memmingen und am kommenden Dienstag (29. August, 19 Uhr) zu Hause im Sachs-Stadion gegen Bamberg hat der FC 05 weitere vielversprechende Möglichkeiten.
"Es ist noch keiner am fünften Spieltag abgestiegen und keiner Meister geworden", liegt Reitmaiers Fokus ohnehin nicht auf der Momentan-Tabelle. "Unser Hauptziel ist es, in der Liga ungeschlagen zu bleiben", sagt er vor der Partie - und fügte in Gedanken sicher ein "solange als möglich" hinzu. Dieses Vorhaben war dann schon beim SVS beendet - verdientermaßen nach einer bemühten, aber schwunglosen Vorstellung. Statt der zwölf Punkte Vorsprung sind es auf die Niederbayern nun nur sechs.
Das böse Omen der Wiener Pop-Liedermacher - halb so wild
Eine Stunde und zwölf Minuten vor Anpfiff hatte sich für die obendrein in pechschwarz auflaufenden Schweinfurter, bei denen Lukas Billick für Adrian Istrefi in die Startelf gerückt war, bereits ein böses Omen aus den Lautsprecherboxen im Stadion am Reuthinger Weg gewienert: "Ham kumst" von Seiler und Speer mit der Zeile "Letzte Nacht woa a schware Partie fia mi". Nun, schwer war's dann auch - zu schwer.
Dabei waren die weiterhin ohne ihren langzeitverletzten Torjäger Markus Gallmeier spielenden Schaldinger ein offensiv nachlässiger Gastgeber. So vergaben in den Anfangsminuten Sebastian Raml (2.) und Patrick Drofa (2., 3.) Bestchancen im Sekunden-Takt, ehe der FC 05 sich um Spielkontrolle bemühen durfte. Das 1:0 erzielte der SVS dennoch, weil 05-Innenverteidiger Luca Trslic im Strafraum unnötig klammerte: Den fälligen Elfmeter verwandelte Fabian Schnabel eiskalt (36.). Schweinfurt blieb ohne Chance, auch, weil Torjäger Adam Jabiri konsequent manngedeckt wurde.
Fabio Bozesan trifft gleich nach Wiederbeginn den Torpfosten
Das änderte sich nach der Pause nur marginal. Nach einer Böhnlein-Flanke scheiterte der Schweinfurter Fabio Bozesan am Pfosten (49.). Im Anschluss blieb vieles jedoch unstrukturiert und die beweglicheren Niederbayern waren die gefährlichere Mannschaft - dem zweiten Tor näher als der FC 05 dem Ausgleich.
Letztlich pure Theorie: Denn aus dem Nichts zischte ein 22-m-Schuss von Severo Sturm ins Eck zum 1:1 (72.). Erst war von dem 23-Jährigen wenig zu sehen, dann machte er sein sechstes Saisontor und schürte Hoffnung. Dumm nur: Nur sechs Minuten später, vier nach dessen Einwechslung, machte mit Dominik Weiß ausgerechnet ein früherer Nullfünfer das 2:1 (78.). Und dann auch noch ein bisserl Pech: Trslic traf per Kopf nur die Latte (88.), in der Nachspielzeit scheiterte er an Keeper Max Böhnke.
Ein interessanter Schiedsrichter: Ex-Spieler, Ex-Trainer, Erzieher und Model
Eine interessante Persönlichkeit auf dem Platz war übrigens der Mann im zitronengelben Hemd: Schiedsrichter Kenny Abieba ist mit seinen 25 Jahren schon selbst Fußballer gewesen und Jugendtrainer. Er arbeitet als Erzieher und stand auch als Model vor der Kamera für ein CD-Cover. Erziehungsmaßnahmen waren an diesem schwülwarmen Dienstagabend jedoch keine nötig - beide Teams lieferten sich einen intensiven, aber jederzeit fair bleibenden Kampf.
Dass dieser hauchdünn an die Gastgeber ging, gefiel dem aus dem Urlaub angereistem FC-05-Sportleiter Andreas Bendler, der vor dem Spiel noch geunkt hatte, dass ihm aus den beiden Spielen der Kalenderwoche "zwei Punkte lieber als drei" seien, um gleich zwei potenzielle Abstiegskandidaten auf Distanz zu halten, nicht. Seine Prognose "jetzt noch 32 Punkte und wir wären sicher drin" in der nächsten Regionalliga-Saison wäre erst wieder nach einem Erfolg in Memmingen stimmig. Und irgendwie wirkte es am Ende so, als seien die Nullfünfer fürs erste wieder eingenordet in einer ziemlich ausgeglichenen Liga-Konkurrenz.