Erstmals in dieser Saison sind es vier sieglose Spiele am Stück für den Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt. Die 0:2 (0:2)-Niederlage gegen den FV Illertissen ist jedoch nur ein Mosaiksteinchen mehr in einem bis dato tristen Gesamtbild im Kalenderjahr 2024 – und lässt die Nullfünfer auf Platz neun abrutschen. Stimmungsmache in eigener Sache vor dem Derby am kommenden Freitag (19 Uhr) bei den Würzburger Kickers hätte, auch wenn's phasenweise gar nicht so übel ausgesehen hat, anders aussehen müssen.
Was das nun für dieses Highlight-Spiel vor vermutlich mehr als 5000 Fans bedeutet, wie die Mannschaft die Kurve kriegen will, ob taktischer Feinschliff oder doch pure Heißmacherei im Stundenplan der Woche steht, wollte 05-Trainer Marc Reitmaier gleich nach dem Spiel nicht thematisieren. Und sagte lediglich: "Motivation ist ein wichtiger Punkt, aber nicht alles. In so einem Derby kommen zum Spiel an sich noch andere Faktoren dazu. Da muss jeder über sich hinauswachsen. Die Schwere des Spiels ist für uns maximal. Die Kickers spielen zwar in der gleichen Liga, aber wir haben in der Qualität der Mannschaften den größtmöglichen Unterschied."
Heißt mit anderen Worten: Der Beinahe-schon-Meister spielt gegen einen potenziellen Absteiger, der es seiner famosen vorwinterlichen Leistung zu verdanken hat, dass er jetzt via Tabelle als potenzieller Nichtabsteiger dasteht. FC-05-Schlussmann Nico Stephan, der ob der wegen einiger ungeklärter Details ausgebliebenen Vertragsverlängerung von Stammkeeper Lukas Wenzel nächste Saison, und wohl auch in den restlichen Partien der aktuellen Spielzeit, die Nummer eins sein wird, traut sich trotzdem eine optimistische Prognose zu: "Es wäre schon geil, wenn wir den Kickers die erste Niederlage zufügen könnten. Einer muss es ja machen."
Adam Jabiri trifft kurz vor der Pause nur die Latte
Gegen Illertissen gab's für diese steile These jedoch nur in Ansätzen Futter. Fußballerisch war's eine Halbzeit lang nicht so schlecht: Laufwilligkeit, Intensität in der Zweikampfführung, Flanken mit Zug – nur die Abschlüsse waren nicht mutig genug. So wurde die im Vergleich zu den halbgaren Auftritten in Burghausen und zweimal München engagierte Leistung nicht entgolten. Zweimal trafen die technisch versierteren Illertissener durch Daniele Gabriele (32., 45.+1) ins Tor, der Schweinfurter Adam Jabiri indes nur die Latte (45.+2).
Für Zündstoff sorgte der Pfiff von Schiri Kenny Abieba, der ein Foul von Luca Trslic sah, dem Innenverteidiger Gelb zeigte und den Gästen so das 1:0 ermöglichte. Reitmaier war außer sich, geriet später mit seinem Illertissener Pendant Holger Bachthaler aneinander, ums Haar wären beide vom Platz geflogen. Doch Reitmaier machte auch Fehler seiner Mannschaft für die Niederlage verantwortlich: "Wir hatten Anteile, aber haben im letzten Drittel nicht sauber zu Ende gespielt. Und vor dem Tor fehlt uns die Kaltschnäuzigkeit", die in der ersten Saisonhälfte oftmals in gnadenlose Effektivität und späte Punktgewinne gemündet hatte.
Damit wurde es diesmal nichts. Warum? Weil Fabio Bozesans Schuss vor der Linie geblockt wurde (71.), sowie nach schöner Stafette über Adrian Istrefi und Severo Sturm der völlig freie Taha Aksu das Tor nicht traf (82.). Andererseits verhinderten Trslic (49.), Tom Feulner (77.) und Stephan mit spektakulären Aktionen auch Schlimmeres für den FC 05. Der 2024 noch ungeschlagene FVI verfügt in seinem Kader, in dem der Ex-05er Felix Schwarzholz überhaupt keine Rolle spielt, schlicht und einfach über mehr Qualität und spielte diese ohne großes Brimborium aus.
Der Schweinfurter Punkte-Schnitt sinkt unter 1
Dass die Schweinfurter Bilanz seit Wiederaufnahme im Februar einen Punkteschnitt von unter 1 aufweist, wurmt Reitmaier gewaltig: "Wer mich kennt, weiß, wie fokussiert und ambitioniert ich bin." Dass Schalding-Heining parallel ebenfalls verloren hat, die Gefahrenzone somit weiter praktisch unaufholbare elf Punkte hinter dem FC 05 beginnt, taugt ihm nicht zu einem guten Gefühl für die verbleibenden fünf Spielrunden. Dass nichts als der Klassenerhalt Ziel war und ist, dürfe den Spielern nicht zum Alibi dienen, betont er.
Da hebt auch Stephan mahnend den Finger: "Wir haben nichts, worauf wir uns ausruhen sollten. Wir spielen alle zum Spaß Fußball. Aber Spaß hat man nicht, wenn man jetzt alles verliert. Wir hätten uns ein gutes Gefühl für das Derby holen können, das haben wir nicht geschafft." Am Freitagabend will der 24-Jährige von seinen Vorderleuten sehen, was er zuletzt nicht mehr gesehen hat: "Kämpfen, beißen, 100 Prozent Leidenschaft." Nur dann könne man sich in einer Restsaison ohne große Spannung "noch einmal ein Geschenk machen".
Zur Erinnerung: Im Hinspiel im Oktober gab's einen humorlos souveränen 2:0-Sieg der Kickers – als Schweinfurt gerade sein Hoch hatte.
Fußball: Regionalliga Bayern
FC 05 Schweinfurt - FV Illertissen 0:2 (0:2)
Schweinfurt: Stephan - Mahmuti, Trslic, Feulner (90. Rumpel), N'gatie (83. Piwernetz) - Fery (68. Istrefi), Böhnlein - Aksu, Bozesan (83. Wehner), Anapak-Baka (61. Sturm) - Jabiri.
Illertissen: Thein - Gölz (78. Omore), Neuberger, Jeck, Fundel - Sejdovic, Pudic (83. Held) - Kircicek (74. Udogu), Gabriele (74. Milic), Glessing - Helmer (66. Rühle).
Schiedsrichter: Kenny Abieba (SV 73 Nürnberg). Zuschauende: 530. Tore: 0:1, 0:2 Daniele Gabriele (32., 45.).