Sechster Pflichtspiel-Sieg in Folge: Der FC 05 Schweinfurt setzt drei Tage nach dem Pokalerfolg in Ansbach und acht Tage nach dem 3:1-Sieg in Illertissen seinen Höhenflug in der Fußball-Regionalliga fort, bezwingt Schlusslicht Türkgücü München mit 2:0 (1:0) und ist nach dem 1:1 des bisherigen Primus Wacker Burghausen in Buchbach neuer Tabellenführer. Vor der stattlichen Kulisse von 1394 Zuschauerinnen und Zuschauern machten es die Nullfünfer allerdings enger als es der Spielverlauf hergegeben hätte: Gefühlt 70 Prozent Ballbesitz mündeten in allerlei Zwingendes – nur halt in vergleichsweise wenig Zählbares.
Was den Gesamteindruck, den die Schweinfurter in diesem Spiel, in dieser Englischen Woche, ja sogar im ersten Saisonviertel auf den Platz gebracht haben, nicht schmälert. Weil die Mannschaft von Trainer Victor Kleinhenz eine geringe Fehlerquote hat und, wenn dann doch mal ein Lapsus passiert, diesen mit Leidenschaft und Entschlossenheit repariert. "Der Moment nach dem Ballverlust, die Zurückeroberung, ist das, was mich begeistert. Das ist Leidenschaft, Intensität und Gier", sagt der Coach.
Kleinhenz erinnerte sich an die Sommerpause und zog ein erstes Zwischenfazit: "Es läuft vieles genau so, wie wir es uns ausgemalt hatten. Die Mannschaft ist voll so viel Energie", dass sie sich selbst am Boden halte und nicht jetzt zwei Wochen lang aufs Spitzenspiel gegen Wacker Burghausen (Freitag, 20. September, 19 Uhr) im Sachs-Stadion fiebere. Schließlich sei da ja zuvor noch die Aufgabe gegen Aufsteiger Schwaben Augsburg. Zum Runterkommen erhalten die Spieler eh erst einmal drei Tage frei, ehe es am Dienstag mit dem Trainingsbetrieb weitergeht. "Ein kleiner Break, um physisch und mental durchzuschnaufen", sagt Kleinhenz.
Der eingewechselte Michael Dellinger sorgt für das erlösende 2:0
Gesehen hat er vor der kleinen Pause das von ihm selbst, weil ja auch typisch für den FC 05, prognostizierte Geduldspiel. Die Münchner machten das mit zwei Viererketten und dem dazwischen beinahe eingeklemmten Sechser Michael Hutterer ziemlich clever – saugten Tempo aus dem Spiel, verengten Räume, sodass das Schweinfurter Spiel phasenweise dem Bayern-Geschiebe der Neunziger ähnelte. Dennoch zwang Martin Thomann Türkgücüs Schlussmann Julius Schmid zu einigen Verrenkungen, zielte Sebastian Müller drei Mal nur knapp daneben. Beide waren bis weit in die zweite Hälfte hinein am gierigsten auf Abschlüsse.
Drin war der Ball trotzdem vorerst nur ein Mal: Thomanns Hereingabe von rechts landete an einer Münchner Hand, sein Elfmeter rechts oben im Eck – 1:0 (27.). Das hätte schiefgehen können, ging es aber nicht: Weil kurz nachdem die Münchner nach einer Grätsche von Luca Trslic gegen Marko Popovic durchaus einen Strafstoß hätten bekommen können, der eingewechselte Michael Dellinger artistisch eine Müller-Hereingabe zum erlösenden 2:0 verwandelte (71.).
Schlussmann Lukas Schneller harmoniert immer besser mit der Kette
Es war das zweite zu Null in Folge. 05-Keeper Lukas Schneller hatte diesmal weniger zu halten als in Ansbach, überzeugte aber einmal mehr mit seiner Spieladaption. Seine Ausflüge aus dem und Pass-Spielchen im Strafraum wirken inzwischen genormter, stimmiger passend zum Laufverhalten der Abwehrkette. Dass er mit der Torhüterei der Marke Manuel Neuer seine Vorderleute anfangs überfordert haben könnte, habe er so gar nicht wahrgenommen: "Die haben sich eher gefreut, dass da einer kommt, der so spielt. Wenn sie hoch pressen, ist es nicht schlecht, wenn dahinter einer abräumt."
Die Münchner fing er bei den meisten ihrer wenigen Vorstöße ab. Was ihm in der Vorsaison mit dem FC Bayern II im Stadtduell nicht so gut gelungen war: "Da habe ich zweimal gegen Türkgücü verloren." Jetzt genießt er Platz eins mit Schweinfurt und dämpft vorschnelle Euphorie: "Wir müssen ganz entspannt bleiben. Ein Spitzenspiel verdient man sich erst mit dem Sieg im Spiel davor."
Fußball: Regionalliga Bayern
FC 05 Schweinfurt - Türkgücü München 2:0 (1:0)
Schweinfurt: Schneller - Langhans, Frisorger, Trslic, Piwernetz (87. Doktorczyk) - Angleberger (46. Böhnlein), Fery (80. Feulner) - Thomann, Müller, Endres (73. Bausenwein) - Bozesan (46. Dellinger).
München: Schmid - Kunija, Hoppe, Haimerl (77. Bekaj), di Rosa (85. Scintu) - Hutterer - Reich (76. Porta), Sejdovic (73. Ivelj), Tosun, Abrangao - Popovic.
Schiedsrichter: Markus Huber (SSV Wurmannsquick). Zuschauende: 1394. Tore: 1:0 Martin Thomann (27., Handelfmeter), 2:0 Michael Dellinger (71.).