Eine knappe Stunde war das Toto-Pokal-Achtelfinalspiel zwischen den Fußball-Regionalligisten SpVgg Ansbach und dem FC 05 Schweinfurt abgepfiffen. Die Nullfünfer hatten mit 1:0 gewonnen. Knapp, ein bisschen glücklich gegen Ende, aber letztlich durch ein Tor von Kevin Fery hoch verdient. Die ersten Spieler tappten frisch geduscht zum Bus. Und aus dem schepperte in Stadionlautstärke die Vereinshymne des TSV 1860 München: "Stark wie noch nie." Dass die Löwen Wunschkandidat fürs Viertelfinale sein könnten, wollten weder Trainer Victor Kleinhenz, noch Geschäftsführer Markus Wolf bestätigen: "Ein Heimspiel, egal gegen wen."
Kleinhenz war noch ein wenig auskunftsfreudiger, führte zuerst die Bamberger ins Feld. Und die Kickers. Da hatte er aber noch nicht auf dem Schirm, dass die Würzburger ziemlich genau in diesem Moment von Ingolstadt aus dem Wettbewerb gekegelt worden sind, in dem der FC 05 nun allein die unterfränkischen Farben vertritt.
Und was ist jetzt mit den Münchner Löwen? "Nehmen wir auch, vielleicht nicht gerade Illertissen oder Vilzing auswärts", sagte der Coach, wohlwissend, dass das kein Wunschkonzert ist. Offen ist auch noch der Spieltag. Der Rahmenterminkalender sieht den Mittwoch, 2. Oktober, oder den Samstag, 12. Oktober vor. Die Schweinfurter hätten dann entweder das für 3. Oktober geplante Heimspiel gegen Nürnberg II oder eben das gegen Aschaffenburg nachzuholen.
Ein Luxusproblem, das Kleinhenz gerne in Kauf nimmt: "Der Pokal ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, um in einen Flow zu kommen." Ob im Moment die Pokal-Resultate den Liga-Alltag befeuern oder umgekehrt, lässt sich nicht wirklich deuten. Unter dem Strich stehen in beiden Wettbewerben zusammen neun Siege aus zehn Pflichtspielen. Lediglich beim 1:2 in Bamberg setzte es eine Niederlage.
Dass es gegen lange nur auf Verteidigung besonnene Ansbacher eine weitere geben könne, weil "man bei den vielen vergebenen Chancen in der Anfangsphase schon hätte Angst bekommen können, dass sich das rächt", befürchtete Kleinhenz nicht wirklich: "Das Vertrauen in diese Mannschaft ist inzwischen sehr groß."
Fabio Bozesan steht vor einer baldigen Rückkehr
So groß auch, dass die durch die Vertragsauflösungen mit drei Akteuren – zuletzt wechselte Andre Rumpel zu Bayernligist TSV Karlburg – auf 21 Feldspieler und drei Torhüter reduzierte Kaderstärke den Trainer nicht beunruhigt. "Wir könnten ja, wenn es hundertprozentig passt, noch einen vertragslosen Spieler holen. Aber wir kommen erstaunlich verletzungsarm über die Runde – und in zwölf Wochen ist ja schon Winterpause." Da spricht aus ihm das enorm gewachsene Selbstverständnis eines Tabellenzweiten.
Der möglicherweise schon am Freitag (19 Uhr, Sachs-Stadion) gegen Schlusslicht Türkgücü München wieder auf die Dienste von Mittelfeldspieler Fabio Bozesan, dessen Muskelfaserriss im Oberschenkel aus dem Pokalspiel in Oberschwarzach ausgeheilt ist, zurückgreifen kann. Lediglich Verteidiger Max Wolf fällt derzeit verletzungsbedingt aus.
Und so gibt es aktuell reichlich Konkurrenzkampf. Der auch den Kapitän treffen kann. Kristian Böhnlein stand zuletzt zweimal nicht in der Startelf. Auf der Doppelsechs, seinem angestammten Revier, haben sich im Moment Devin Angleberger und Kevin Fery festgespielt. Ersterer mit hoher Qualität im Spielaufbau, Zweiterer mit famoser Zweikampfquote und der Fähigkeit, Bälle festzumachen. "Böhni geht souverän damit um", sagte Kleinhenz. "Großartig, wenn man einen so vorbildlichen Kapitän hat."
Lauris Bausenwein muss nach einem Schlag wieder raus
Der, eingewechselt zur Pause, dann seine physischen Attribute in die Waagschale werfen konnte, als es auf dem Feld zunehmend chaotisch wurde. Die Schweinfurter hatten sich die 1:0-Führung durch Ferys Distanzschuss (58.) mit Beharrlichkeit und konzentriertem Auftreten verdient, dann aber griff Ansbach wild entschlossen an und sorgte für etliche haarige Szenen. "Eine Schlussphase, wie es sie halt immer gibt in solchen Pokalspielen", sagte Kleinhenz.
Ein Trendwechsel im Spielverlauf, der auch Talent Lauris Bausenwein erwischte, als die Zweikämpfe resoluter geführt wurden von den Mittelfranken. Zur Pause erst gekommen, war in der 68. Minute schon wieder Schluss für den 19-Jährigen, der einen deutlich hörbaren Schlag abbekommen hatte. "Möglicherweise ohne große Folgen, vielleicht war es nur ein Schockmoment", sagte sein Trainer zur Auswechslung.
Und hatte auch einen Vorschlag für die Verwendung der 1000 Euro Siegprämie des Pokal-Namensgebers parat: "Aus Trainersicht könnte ich mir vorstellen, dass wir das in eine sportlichen Gewinn versrechende Maßnahme stecken." Beispielsweise in eine Übernachtung vor einem Auswärtsspiel. "Aber mir ist auch klar, dass die Mannschaft andere Ideen haben wird."
Fußball: Toto-Pokal-Wettbewerb auf Verbandsebene, Achtelfinale, Männer
SpVgg Ansbach – FC 05 Schweinfurt 0:1 (0:0)
Ansbach: Heid – Belzner, Bayerlein (45.+1 Hahn), Weeger, Manz – Dietrich – Angermaier (59. Kroiß), Sauerstein (63. Kestel), Hayer (77. Landshuter) – Schmidt (59. Sperr), Seefried.
Schweinfurt: Schneller – Langhans, Feulner (73. Frisorger), Trslic, Piwernetz – Fery, Angleberger (46. Böhnlein) – Hofmann (46. Bausenwein, 68. Wehner), Müller (87. Doktorczyk), Thomann – Dellinger.
Schiedsrichter: Sebastian Stadlmayr (Donaumünster-Erlingshofen). Zuschauende: 594. Tor: 0:1 Kevin Fery (58.).