Ganz schön viele Erkenntnisse für den FC 05 Schweinfurt an einem Wochenende. Starke Leistungen wie am Freitagabend beim FC Memmingen reichen ob der Ausgeglichenheit der Fußball-Regionalliga Bayern mitunter nur zu einem Unentschieden (1:1) - über das man sich dann auch besser freut. Trotz dieser starken Leistungen wird kaum mehr als Abstiegskampf den Alltag bestimmen. Und Traum-Neuverpflichtungen wie die des letztjährigen Mittelfeld-Asses Tim Kraus scheitern daran, dass Spieler mit Profi-Ambitionen lieber hingehen, wo der Geldbeutel dicker ist - in diesem Fall zu den Würzburger Kickers, wo zuletzt schon Ex-05er Pascal Moll untergekommen ist.
Am Samstagvormittag war es fix: Kraus, der nach seinem der Schweinfurter Reamateurisierung geschuldeten Abschied im Sommer vereinslos war, kommt also nicht zum FC 05. "Aus wirtschaftlichen Gründen eher unrealistisch", hatte Nullfünf-Trainer Marc Reitmaier die Ambitionen von Sportleiter Andreas Brendler, den 23-Jährigen womöglich zurückzuholen, ohnehin in die Kategorie Wunschvorstellung eingeordnet.
Einen Neuen haben die Schweinfurter dennoch: Eduard Mahmuti. Der 22-Jährige war am Freitagabend überraschend im Kader aufgetaucht und in den Schlussminuten prompt zum ersten Einsatz gekommen. Gegen 17 Uhr wurden die Verantwortlichen während der Busfahrt ins Allgäu selbst überrascht von der flotten Freigabe. "Aufgrund der Verletzungen vom Dienstag haben wir schnell reagiert, alles andere wäre fahrlässig gewesen", spricht Reitmaier die längerfristigen Ausfälle der Außenverteidiger Nils Piwernetz und Marc Hänschke an.
Neuzugang fürs Mittelfeld und die Außenbahnen
Mahmuti kommt aus der Verbandsliga Baden, wo er in der zweiten Mannschaft des Südwest-Regionalligisten FC Astoria Walldorf eingesetzt worden ist, wohnt aktuell jedoch in Ebern. Der beim SV Waldhof Mannheim ausgebildete zentrale Mittelfeldspieler kann zudem auf den Außenbahnen, auch defensiv, eingesetzt werden. "Er kommt übers Kämpferische", sagt Reitmaier. Brendler ergänzt: "Er ist vielseitig, genau das brauchen wir jetzt."
Und betont, dass es bei dieser Nachverpflichtung nicht bleiben wird. Ehe das Transferfenster Ende der kommenden Woche schließt, wollen die Schweinfurter noch einmal im Rahmen der wirtschaftlichen Mittel tätig werden - der Neue, ein junger Philippino, dessen Großeltern in Werneck wohnen, falle jedoch in die Kategorie Entwicklungsspieler. Zuvor hatte der vom Landesligisten FC Fuchsstadt gekommene Offensivspieler Dominik Halbig wegen wenig Aussicht auf Spielzeit um seine Freigabe gebeten - er kehrt zurück an den Kohlenberg. Und der A-Jugendliche Lorenz Bäuerlein hatte sich Landesligist FT Schweinfurt angeschlossen.
Bei Fery und Jabiri müssen die Einsätze aktuell dosiert werden
Es bleibt demnach eine Näharbeit auf schmaler Kante beim FC 05. Der zu einem frühen Zeitpunkt der Saison die Risiken eines schmalen Kaders zu spüren bekommt. Mit Andre Rumpel und Piwernetz gibt es zwei Langzeitausfälle, Hänschke und Einsiedler kehren erst in Wochen zurück, Kevin Ferys Adduktoren-Probleme lassen aktuell nur Kurzzeiteinsätze zu, für Reitmaier ein "großer Spagat". Und bei Adam Jabiri muss angesichts der englischen Wochen dosiert werden.
"In Memmingen hätten bei Adam mehr als 30 Minuten das Risiko auf eine Muskelverletzung erhöht", so der Coach. "Aufgrund des Spielplans arbeiten wir am Limit. Die Mannschaft geht auf dem Zahnfleisch. Aber sie hat alles auf dem Platz gelassen, ist über den Schweinehund gegangen", ordnete der 40-Jährige den Punkt von Memmingen als einen gewonnen ein. Auch wenn sein Team nach dem Führungstreffer durch Dominik N'gatie (19.) ein paar Mal die Vorentscheidung hat liegen lassen, vor allem bei Jabiris Freistoß an die Latte (78.). Die insgesamt wuchtigeren Memminger hatten sich das 1:1 durch Ex-Profi Manuel Konrad (83.) redlich verdient.
Am Dienstag kommt Bamberg mit Ex-05-Trainer Gernlein
Aus zwei Auswärtsspielen unter der Woche gegen Aufsteiger verbuchte der FC 05 also einen Zähler. Reitmaier betont, damit leben zu können: "Wir haben uns nach der Niederlage in Schalding für die Partien gegen Memmingen und Bamberg einen Plan erstellt - und liegen im Soll." Ob das nun zwei Punkte oder vier sind, wollte er nicht verraten, ließ aber vielsagend durchblicken: "Heimspiele sind dazu da, einen Gegner zu distanzieren."
Ein Sieg dürfte damit am Dienstag (19 Uhr, Sachs-Stadion) gegen den oberfränkischen Rivalen FC Eintracht Bamberg auf dem Zettel stehen. Wenngleich der von Ex-05-Coach Jan Gernlein trainierte Aufsteiger alles andere als Laufkundschaft darstellt und sich mit knappen Resultaten im Mittelfeld eingeordnet hat. "Wir werden sehr viele Spiele auf Augenhöhe haben", rechnet Co-Trainer Jabiri mit überwiegend engen Partien. Sein "Chef" Reitmaier sieht's ähnlich: "Es bleibt knallhart."