Aktuell kämpft Matthias Gerhardt als Trainer mit der SpVgg Hambach um den Klassenerhalt in der Fußball-Kreisklasse Schweinfurt 1. Der frühere Zweitliga-Kicker des FC 05 Schweinfurt übernimmt im Sommer das Traineramt beim FV Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen. Im Interview zum Podcast "Abseitsgespräche" spricht der 48-Jährige über die Nachwuchsausbildung in Deutschland, über Hierarchien auf dem Platz und einen alternativen Spielbetrieb. Außerdem stellt er die provokante Frage: "Warum dürfen Männer nicht bei den Frauen mitspielen?"
Matthias Gerhardt: Wir haben keine Typen mehr. Viele Spieler sind einfach gleich. Wenn ich mir einen Joshua Kimmich anschaue beim Spiel der Bayern in Bochum: Er wurde dargestellt als unser "aggressive Leader", eine Führungspersönlichkeit. Dann sitzt er da auf der Bank, den Tränen nahe, nur, weil er ausgewechselt worden ist. Das sagt viel über den deutschen Fußball. Früher hattest du mit 19 noch kaum Spiele, heute hat ein Jamal Musiala mit 21 schon deutlich über 100 Bundesliga-Einsätze. Das ist ein Wahnsinn für die Jungs. Die auch Hierarchien nicht mehr kennen.
Gerhardt: Ja, das geht schon bei den Amateuren los. Beispiel: das Tragen der Tore beim Training. Es gab früher auch junge Spieler, die das nicht machen wollten. Aber die Älteren haben die beim nächsten Fünf gegen Zwei spüren lassen, dass die es nicht gemacht haben. Der Ton hat sich ebenfalls geändert. Die Kritikfähigkeit der jungen Generation ist nicht mehr so groß.
Gerhardt: Talente müssen sich nicht mehr über ihre Dorfvereine hocharbeiten und sich gegen Ältere durchsetzen. Im NLZ bekommen die Jungs eine tolle technische Ausbildung, aber auch gesagt, wie gut sie schon sind. Dann denken sie, sie hätten mit 18 schon alles erreicht. Es schafft nur ein Prozent in den Profifußball. Bleibt die Frage, wie leistungsfähig einer noch ist, wenn der in der Landesliga landet.
Gerhardt: Klar begeistert das die Jugend, wenn sie auf Youtube Tricks sehen, bei denen ich mir wahrscheinlich die Beine brechen würde. Nur bringen dich die Tricks auf dem Platz nicht weiter. Da wären zehn Minuten Passübungen an die Hauswand, Annahme, Weiterspielen, wertvoller gewesen.
Gerhardt: Da wird doch kurz vor Schluss am Glücksrad gedreht, in welcher Form zu Ende gespielt wird, ob Zwei gegen Zwei oder so. Da geht es bei den übertragenden Streamingdiensten letztlich um Reichweite. Für mich hat das mit Fußball wenig zu tun.
Gerhardt: Ich glaube nicht. Ich bin kein großer Frauenfußball-Fan. Es bleibt für mich eine andere Sportart.
Gerhardt: Okay, andere Sportart war vielleicht übertrieben. Ich weiß schon, dass da eine richtig gut ist. Aber wenn Tempo und Härte ins Spiel kommen... Ich glaube, dass Männer gegen eine Frau anders spielen. Du kannst ja nur verlieren. Bei uns ist einer von einer Frau ausgespielt worden, der ist wochenlang aufgezogen worden. Ich persönlich könnte gegen eine Frau nicht zu 100 Prozent in einen Zweikampf gehen. Es bleibt ein schwieriges Thema. Wir Männer dürfen ja auch nicht bei den Frauen mitspielen. Warum?