Dr. Jekyll und Mr. Hyde? Irgendwie erinnerte der Zwei-Gesichter-Auftritt des FC 05 Schweinfurt bei Aufsteiger SpVgg Hankofen-Hailing an Robert Louis Stevensons Grusel-Krimi. Mit dem 3:3-Unentschieden tritt die Mannschaft von Trainer Christian Gmünder in der Fußball-Regionalliga Bayern weiter auf der Stelle- und schaffte es weder, den Schwung aus dem mit 2:1 in Aschaffenburg gewonnenen Pokal-Achtelfinale mit in die Liga zu nehmen, noch auf die Tabellenspitze wegen des parallelen Unterhachinger Patzers zwei Zähler gutzumachen. Da bedarf es einer gewaltigen Portion Sarkasmus, dem ersten Auswärtspunkt seit dem 3:0-Auftaktsieg Mitte Juli in Rain am Lech Positives abzugewinnen.
Vier Siege aus elf Punktspielen - kaum mehr als ein Drittel. Dass das den Ansprüchen einer Profimannschaft unwürdig ist, waren sich die sportlich Verantwortlichen im Klaren. Während Sportleiter Robert Hettich ("wir machen uns mit den vielen individuellen Fehlern selber kaputt") bei Platz zehn und drei Zählern Vorsprung auf die Abstiegsrelegation nicht nur den Kopf über den finalen Fehlgriff von Nico Stephan in der Nachspielzeit schüttelte ("wer so Punkte verschenkt, steht in der Tabelle da, wo wir stehen"), zog Gmünder ein noch niederschmetternderes Fazit: "Wir verteidigen nicht regionalligatauglich. Das, was wir sehen, ist aktuell das Maximale - und das reicht nicht."
Wären die Schweinfurter nicht mit acht Miesen auf das Führungsduo im Mittelfeld versandet, man hätte über dieses Remis bei den leidenschaftlich kämpfenden Niederbayern wenigstens sagen können: "Naja, geht so". Gesungen hat das gleichnamige Liedchen die Reiners Reni, eine österreichische Tralala-Indie-Sängerin ohne erkennbaren alpenländischen Dialekt; ob sie die Leistung des FC 05 gemeint hat, ist nichts als alberne Spekulation - ohnedies hat der Stadion-DJ das Liedchen ja vor dem Anpfiff gespielt und konnte nicht ahnen, dass der Titel das Schweinfurter Spiel letztlich verharmlosen würde.
Nach den Toren von Landeck und Jabiri mehrfach Sekundenschlaf
Gut waren genau genommen nur die Szenen zum 0:1 und 0:2 - okay, vielleicht noch die Nachricht, dass die Spielgenehmigung für den aus Klagenfurt verpflichteten Stürmer Benjamin Hadzic rechtzeitig eingetroffen war. Der hatte, ansonsten noch bindungsarm, prompt den Fuß im Spiel bei der Schweinfurter Führung: Nachdem Kevin Fery einen Konter eingeleitet hatte, servierte der Neue in den Lauf des aufgerückten Rechtsverteidigers Julius Landeck - und der vollendete in seinem ersten Punktspiel von Beginn an (12.). Dann flankte noch Kristian Böhnlein fein auf Adam Jabiris Kopf - 0:2 (50.).
Sicherheit? Mitnichten. Stattdessen: Start frei für die Kopie des Illertissen-Kicks, an dessen Ende nach einer Zwei-Tore-Führung eine 3:4-Niederlage gestanden hatte. Landeck (ansonsten einer der Besten) träumt bei einem schnell ausgeführten SpVgg-Freistoß, Andreas Wagner trifft zum Anschlusstreffer (52.), Georgios Spanoudakis zieht ein Ballerina-Pässchen dem Befreiungsschlag vor, Tobias Richter geht dazwischen - 2:2 (59.). "Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei einigen Spielern zu weit auseinander", strafte Gmünder nicht nur den Ex-Burghausener schonungslos ab. "Da denken einige in der Defensivarbeit, es wird schon nichts passieren. Stattdessen immer wieder Sekundenschlaf."
Druck wächst: Der Pokal-Wettbewerb soll nun die Saison retten
Wie bei Keeper Stephan in der Nachspielzeit. Statt einen hohen Ball wegzufausten, griff er, vom Mitspieler unterlaufen, daneben und ermöglichte so Veron Dubrovna ein Fallrückzieher-Tor zum 3:3 - Geschichte war die neuerliche 05-Führung durch Nicolas Pfarr (79.). "Dass wir es zum wiederholten Male nicht geschafft haben, einen Vorsprung über die Zeit zu bringen, ist enttäuschend", so Hettich. Erst recht, weil die vorangegangene 15-minütige Gewitter-Unterbrechung (88.) mehr den sich neu sortierenden Schweinfurtern in die Karten hätte spielen müssen als den von Emotionalität lebenden Hankofenern.
Für Hettich wäre ein "Auswärtssieg elementar gewesen", er hätte, dreckig zustande gekommen, die arg verwurstelte Schweinfurter Psyche entwirren können. Der Druck, nun im Pokal-Wettbewerb die Saison retten zu müssen, und mit dem weiter extrem schmalen Kader in den anstehenden vier Partien binnen elf Tagen nicht alles zu verspielen, ist vor dem Auftakt am Freitag (19 Uhr) gegen den 1. FC Nürnberg II abermals gewachsen.
Die sportlichen Verantwortlichen sind noch überzeugt vom Weg
Ein Pokal-Aus am 27. September im Viertelfinale bei Bayernligist ATSV Erlangen brächte die Verantwortlichen in Erklärungsnöte. Gmünder kennt die Mechanismen des Geschäfts und sagt: "Ich übernehme die Verantwortung für die Situation. Aber noch bin ich nicht verzweifelt. Kritische Stimmen kommen zu Recht, aber ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass wir das Ding wieder da hinbringen, wo es stehen soll." Hettich, für die Kaderplanung zuständig, sprang ihm zur Seite: "Der sportlichen Verantwortung stelle ich mich zuvorderst. Aber ich sage auch: Eine Trainerdiskussion gibt es bei uns sicher nicht. Mit mir nicht."
zog Gmünder ein noch niederschmetterndes Fazit: "Wir verteidigen nicht regionalligatauglich. Das was wir sehen, ist aktuell das Maximale - und das reicht nicht."
Na dann gute Nacht FC05 SW - wenn die aktuellen Leistungen das "Maximale" sind, dann sollte man sich auf Abstiegskampf einstellen.
Der Phrasendrescher und Möchtegern Schleifer muss weg!
Am Ende werden mehr die Kickers auswärts unterstützen als *furter zu Hause !!!!!