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Fußball: Regionalliga Bayern
Die katastrophale Reise des FC 05 Schweinfurt von Debakel zu Debakel: Ist der freie Fall überhaupt zu stoppen?
Auch beim 0:3 in Burghausen zeigen die Nullfünfer eine desolate Vorstellung und sind mit dem Ergebnis noch gut bedient. Was Trainer Christian Gmünder seinen Spielern empfiehlt.
Trotz Desaster erneuter Schulterschluss: Die Fans versuchen, die Mannschaft des FC 05 Schweinfurt aufzubauen.
Foto: Michi Bauer | Trotz Desaster erneuter Schulterschluss: Die Fans versuchen, die Mannschaft des FC 05 Schweinfurt aufzubauen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:14 Uhr

Wenn man allerweil mit etwas vorsichtig sein muss im Zusammenhang mit den Leistungen des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt, dann mit der Formulierung "Tiefpunkt". Immer, wenn man glaubt, man hätte gerade einen miterlebt, dauert es nicht lange mit der Erkenntnis, dass es noch tiefer geht. Jüngstes Beispiel: die bodenlose Vorstellung der Nullfünfer bei der 0:3-(0:3)-Auswärtsniederlage gegen den SV Wacker Burghausen. Beachtenswert: Erneut verrissen die Fans hernach die Mannschaft nicht, sondern versuchten sie zu motivieren  

"Wir haben heute eine Mannschaft gesehen, die Zweikämpfe annimmt", stempelte 05-Trainer Christian Gmünder Wacker einen Schlumpf ins Klassenheft. Und zerriss verbal das der Seinen förmlich in Fetzen. Verbal. "Die andere war eine Jugendmannschaft. Unterlegen in allen Belangen. Ein katastrophaler Auftritt." Ungewöhnlich: Er stellte sich nach dem neuerlichen Desaster nicht einmal ansatzweise vor seine Spieler, denen er vorwarf, sich nur darum zu kümmern, "bei welchem Verein und in welcher Liga sie gerne spielen würden. Ich empfehle ihnen stattdessen, sich eine Arbeit zu suchen und sich dann noch einmal neu selbst einzuschätzen." 

Bilanz nach lediglich einem Sieg aus den vergangenen acht Punktspielen: Nur noch zwei Punkte beträgt der Vorsprung der auf Rang zwölf abgerutschten Schweinfurter auf den ersten Relegationsplatz. Wenigstens fünf Punkte auf die direkten Abstiegsränge sind es nur, weil der ledigich drei Zähler schlechtere TSV Rain aus finanziellen Gründen ja am Saisonende wohl freiwillig runter geht. Somit nähme derzeit der VfB Eichstätt den ersten Abstiegsplatz ein, hat aber zwei Partien weniger absolviert. Was Gmünder im XXL-Format auf dem Schirm hat. Das Gros seiner Akteure offenbar weniger. Der Trainer kochte nach dem Schlusspfiff: "Wenn überhaupt, wollen sie sich nur selbst als Einzelspieler zeigen. Das sind Egoismen, die schnell zum Schuss in den Ofen werden können." Im Abstiegskampf mehr denn in jeder anderen Tabellensituation.

Burghausens Jerome Läubli an allen drei Toren beteiligt

Auf dem Platz war's halt mal wieder zum Haare raufen: Da spielte der FC 05 20 Minuten lang gar nicht so schlampert, hatte in Severo Sturm auf dem linken Flügel, in Linksverteidiger Jannis Rabold und, wie soll's anders sein, in Sturmspitze Adam Jabiri wenigstens drei Aktivposten. Aktivposten, die beispielsweise die vielen Offensiv-Ballverluste von Georgios Spanoudakis zu kompensieren wussten. Anfangs auch die fehlende Defensiv-Präsenz von Rechtsverteidiger Julius Landeck. Aber eben nur 20 Minuten. Dann aber war Burghausens Linksaußen Jerome Läubli nach Schulz-Flanke und intelligentem Durchlassen von Johann Diayo das erste Mal frei - 1:0.  

Ein Bild mit Symbolcharakter: Wieder einmal kann der Schweinfurter Georgios Spanoidakis (links) dem Burghausener 2:0-Torschützen Johann Djayo nicht folgen.
Foto: Michael Buchholz | Ein Bild mit Symbolcharakter: Wieder einmal kann der Schweinfurter Georgios Spanoidakis (links) dem Burghausener 2:0-Torschützen Johann Djayo nicht folgen.

Und das Schweinfurter System eingeknickt wie ein Kartenhäuschen. Läubli, immer wieder Läubli hätte es im Radio 1954 über ihn in Herbert Zimmermanns legendärer WM-Reportage geheißen. Der wendige Kerl war kaum einzufangen. Und auch am zweiten Wacker-Streich beteiligt. Diesmal als Vorbereiter für Diayo, der mit Grips ins Eck schlenzte (36.). Aktionen der Grünen: Kaum noch vorhanden, nach knapp 40 Minuten aber immerhin ein erstes Schüsschen von Felix Schwarzholz aufs Tor. Eine Reaktion aufs verlorene Sechs-Punkte-Spiel gegen Illertissen vor Wochenfrist war das nicht.

Hacke-Spitze-Tänzchen trotz klarer Null-Risiko-Anweisung

"Es gab die klare Anweisung, in der roten Zone ohne jedes Risiko zu spielen", kartete Gmünder gegenüber einigen seiner "Ballkünstler" von eigenen Gnaden nach. Zu sehen bekam er trotzdem Versuche, mit der Sohle den Ball an zwei Gegenspielern vorbei zu tänzeln. Oder anderes Hacke-Spitze-Gedöns. "Da reißt mir der Geduldsfaden. Jede Woche die gleiche Scheiße. Weil jeder glaubt, er weiß alles besser."

Symptomatisch fürs FC-05-Spiel: Der Schweinfurter Kristian Böhnlein kugelt am Boden, Nicolas Pfarr guckt im Hintergrund ins Leere - und der Burghausener Andrija Bosnjak saust auf und davon.
Foto: Christian Butzhammer | Symptomatisch fürs FC-05-Spiel: Der Schweinfurter Kristian Böhnlein kugelt am Boden, Nicolas Pfarr guckt im Hintergrund ins Leere - und der Burghausener Andrija Bosnjak saust auf und davon.

Als dann Läubli noch vor der Pause nach Winklbauer-Vorlage den Deckel drauf machte mit dem 3:0 (44.), war klar, dass die Schweinfurter ihren freien Fall fortsetzen würden: Mehr und mehr ist es die Reise zum Mittelpunkt der Erde - bis es tiefer nicht mehr geht. Gleich drei Wechsel zur Pause bewirkten... - nichts. Weil Burghausen konzentriert weitermachte und trotz Führung eher mal zu einer kernigen Grätsche bereit war als die Gäste. Chancen hatte lediglich Wacker: Andrija  Bosniak (62.) und Thomas Winklbauer (66.) zielten haarscharf vorbei, Denis Ade traf mit einem 18-m-Freistoß den linken Pfosten (88.).

Die nächsten FC-05-Aufgaben sind mindestens genauso schwer 

So bleibt unterm Strich eine nicht verlorene zweite Hälfte - aber eine, auf die sich die Schweinfurter Mannschaft nichts einzubilden braucht. Sich vielmehr hinterfragen muss, wie sie das Dilemma zu lösen gedenkt. Einen brachialen Ansatz zieht Trainer Gmünder (noch) nicht in Erwägung, nämlich einzelne, sich nicht Anweisungen haltende Akteure zu suspendieren. Vielleicht, weil's unter der Woche stets erträglicher ist und in ihm Hoffnung weckt: "Im Training hauen sie sich viel mehr rein, als dann im Spiel. Warum?"

Das W-Wort, das sich der FC 05 in dieser Verfassung dann wohl auch nach einem Abstieg in die Bayernliga stellen muss, wenn er nicht baldmöglichst den U-Turn schafft. Zur Info freilich: Die nächsten Gegner, jeweils auswärts, heißen FC Bayern München II (2:1-Sieger gegen Spitzenreiter Unterhaching) und SpVgg Greuther Fürth II (3:0-Sieger gegen den Vierten Aschaffenburg). Na, dann.   

Die Statistik des Spiels

Fußball: Regionalliga Bayern
SV Wacker Burghausen - FC 05 Schweinfurt 3:0 (3:0)
Burghausen: Schöller - Schulz, Scholz, Miftaraj, Sommerauer - Bachschmid (68. Ade), Schmutz (81. Reiter) - Diayo (81. Kryeziu), Bosnjak, Läubli (68. Hyseni) - Winklbauer (89. Trograncic).
Schweinfurt: Schmidt - Landeck (33. Cavadias), Pfarr, Mihaljevic, Rabold - Böhnlein - Hadzic (46. Bazdrigiannis), Schwarzholz (71. Zietsch), Spanoudakis (46. Fery), Sturm (46. Moll) - Jabiri.
Schiedsrichter: André Denzlein (FC Hochstadt). Zuschauende: 782. Tore: 1:0 Jerome Läubli (20.), 2:0 Johann Diayo (36.), 3:0 Jerome Läubli (44.). Gelb: Fabian Cavadias, Marco Zietsch, Jannis Rabold (alle Schweinfurt).
Quelle: mib
 
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  • flokessler92@gmail.com
    Teil 2
    bei den anderen Neuzugängen sieht es kaum besser aus. Der Großteil der Truppe hat im Herrenbereich also noch nicht mal annähernd unter Beweis gestellt, regional- oder bayernligatauglich zu sein bzw. 20-30 Pflichtspiele in einer Saison machen zu können.
    Diese Spieler werden aber nur fürs Fußballspielen bezahlt! Unglaublich! Da muss ich dem Trainer sogar mal Recht geben. Diese Spieler leben in einer Blase. Die sollen sich eine anständige Arbeit suchen (auch wenn es mit dieser Arbeitsmoral schwierig wird), denn vom Fußball dauerhaft leben können wird aus diesem Haufen niemand! Welcher Verein sollte diese Spieler noch als Profis einstellen? Allerdings sollte sich den Rat des Trainers auch der Sportdirektor zu Herzen nehmen, denn der hat offensichtlich ganz schlechte Arbeit geleistet.
    Ich hoffe, dass der FC für den Neuanfang (egal in welcher Liga) viele ehrgeizige "Freizeitkicker" findet, die zwar weniger talentiert sind, aber dafür noch Ehrgefühl und Moral haben!
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  • flokessler92@gmail.com
    Ich hatte die Transferpolitik der letzten Jahre ja bereits in Frage gestellt, jedes Jahr wurden 8-10 "talentierte, entwicklungsfähige Spieler" geholt. Leider verließen diese nach 1-2 Jahre den Verein wieder und es wurde wieder ein neuer Schwung dieser Sorte Spieler geholt. Eine Entwicklung der Mannschaft war also gar nicht möglich. Aber die Transfers in diesem Sommer haben bei mir da noch größere Zweifel aufkommen lassen, ob hier überhaupt eine konkurrenzfähige Mannschaft aufgestellt wurde. Lt. Transfermarkt.de waren es diese Saison 15 Neuzugänge! Schaut man sich die Einsatzzeiten der Neuzugänge bei ihren Ex-Vereinen an, muss man sich schon fragen, nach welchen Kriterien man diese Spieler holt. Durch die Bank wurden hier absolute Ergänzungsspieler geholt! Zwei Beispiele: Bazdrigiannis: hat zuletzt in der U17 mehr als 10 Spiele in einer Saison gemacht?! in 2 U19-Jahren gerade mal 5 Kurzeinsätze, danach 5x 3.Liga(insg. 60 Minuten). Engel: in 2 Jahren Herrenbereich 10 Spiele für Freiburg.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Vollprofis die sich dermaßen anstellen, die angetreten sind um um den Aufstieg mitzuspielen und nun dermaßen versagen hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen.

    Es handelt sich um eine Liga bei denen man die allermeisten Mannschaften und Spieler maximal als Halbprofis bezeichnen kann.

    Das Ergebnis ist nur noch peinlich. Niemand hat sich mit Ruhm bekleckert, der Trainer, der Sportdirektor, der Sponsor und vor allem die Spieler nicht.

    Da ist sogar der Strom für den Livestream mittlerweile fast zu schade.

    Zu den Fans, welche in Burghausen zugegen waren: Ich hab schon viele Spiele der Schnüdel vor Ort gesehen. Leider auch viele Spiele in denen die Spieler nach einer "normalen Niederlage" von nicht wenigen aufs übelste beleidigt werden.

    Was ich aber gestern sah kann auch nicht sein! Diese Truppe braucht nach den Spielen keine Aufmunterungen von Fans. Das hat sie nicht verdient. Sich dermaßen zu präsentieren und nach dem Spiel bejubeln zu lassen ist nur noch peinlich.
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  • Baujahr1959
    Absteigen werden die Schweinfurter in der laufenden Saison wahrscheinlich nicht. Die Probleme schlagen erst in der nächsten Saison auf, wenn 90% der Spieler weg sind. Ob der Trainer das Saisonende "überlebt" ist mehr als fraglich. Erschwerend kommt hinzu das der Geldhahn vom Hauptsponsor spürbar zurück gedreht wird. Dann bleiben eigentlich nur 18-20 jährige übrig die bis dahin nicht sonderlich Aufgefallen sind.
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  • eddy3001
    Das würde ich so nicht sagen. Wenn man im Stadion war und die Spiele gesehen hat, kennt man die eingeschlagene Richtung.

    Die Spieler ( bis auf wenige Ausnahmen ) haben das Kapitel FCS bereits geschlossen.

    Das Umfeld redet von Ratlosigkeit, von Fussballern die nicht kämpfen können oder wollen und ein Präsident der nicht präsent ist.

    Aus meiner Sicht ist der Abstieg sehr sehr nahe.

    Was danach passieren würde? Man kann es sich nicht ausmalen.
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  • woody
    Herr Wolf soll sein Geld besser als Sponsor bei den Baskets ausgeben. In Schweinfurt braucht er nichts mehr investieren, das wäre nach den jahrelangen "Fehlversuchen" sprichwörtlich zum Fenster rausgeschmissen.

    Die Profis vom FC 05 scheint es nicht zu jucken in welcher Liga die Schnüdel nächste Saison kicken. Ein ähnliches Schicksal hatten die Kickers im Abstiegsjahr aus der 3.Liga. Ds hatte auch die halbe Mannschaft eine miserable Arbeitsmoral.

    Ich denke aber es wird in SW für den Klassenerhalt reichen.
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