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Fußball: Regionalliga Bayern
FC-05-Boss Markus Wolf übt Kritik an Politik und Finanzamt: "Das ist dann das Ende von sozialen Projekten"
Der Geschäftsführer und Hauptsponsor des Schweinfurter Fußball-Regionalligisten kündigt im Interview eine Fortsetzung seines Engagements an – mit einer Anpassung nach unten.
Daumen hoch? Geschäftsführer Markus Wolf will den FC 05 Schweinfurt weiter unterstützen, sieht für Amateurklubs jedoch immer schwerere Zeiten kommen.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Daumen hoch? Geschäftsführer Markus Wolf will den FC 05 Schweinfurt weiter unterstützen, sieht für Amateurklubs jedoch immer schwerere Zeiten kommen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:49 Uhr

Im Januar 2023 hat Markus Wolf beim seinerzeit akut abstiegsgefährdeten Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt angekündigt, zur Saison 23/24 von Profi- auf Amateurstatus umzustellen. Der Geschäftsführer und Hauptsponsor der Nullfünfer reduzierte nach dem noch souverän geschafften Klassenerhalt sein finanzielles Engagement im Sommer um rund 700.000 Euro. Der deutlich regionaler zusammengestellte Kader überrascht zur Winterpause mit Platz fünf.

Vor dem Auftakt in die Regionalliga-Restrunde an diesem Samstag (24. Februar, 14 Uhr, Sachs-Stadion) gegen den Tabellenzweiten DJK Vilzing spricht Wolf über politische und behördliche Hürden für ambitionierte Amateurklubs – und darüber, warum er sein Sponsoring in der Spielzeit 2024/25 zwar fortsetzen werde, jedoch weiter reduzieren.

Frage: Ziemlich genau vor einem Jahr haben Sie die Reamateurisierung des FC 05 verkündet. Wie beurteilen Sie heute Ihre Entscheidung, aber auch die Entwicklung der Regionalliga-Mannschaft seitdem?

Markus Wolf: Es war auf jeden Fall der richtige Schritt, wenn man sich den Amateurfußball allgemein ansieht. Ich denke, dass sich in naher Zukunft abgesehen von den zweiten Mannschaften der Bundesligisten eine Profimannschaft in der Regionalliga auf Dauer nicht mehr halten kann. Dafür sind die Kosten zu hoch, die Zuschauer und Zuschauerinnen zu wenig, und die Sponsorenleistungen gehen auch immer weiter nach unten. Aber generell bin ich mit meiner Mannschaft sehr zufrieden. Die Spieler haben sich alle weiterentwickelt und die Chance genutzt.

Hätte den FC 05, wenn Sie diesen Schritt nicht gemacht hätten, möglicherweise ein Schicksal wie Türkgücü München ereilt? Dort ist der Etat nicht mehr zu halten. Wäre es unweigerlich in Richtung Insolvenz gegangen?

Wolf: Unweigerlich natürlich nicht, aber die Kosten waren einfach nicht mehr zu erwirtschaften von den wenigen Einnahmen. Also müssen wir uns jetzt konsolidieren. Ich denke, dafür benötigen wir noch die nächste Saison auf jeden Fall. Zumal wir die Coronahilfen ja auch zurückzahlen sollen. Was hier veranstaltet wurde von der Politik und der Regierung ist an Dreistigkeit und Arroganz kaum zu übertreffen. Aber das betrifft ja auch andere Sparten wie Gastronomie oder Künstler.

Ansprache ans 'neue' Amateurteam: Markus Wolf beim Trainingsauftakt im Sommer 2023.
Foto: Michi Bauer | Ansprache ans "neue" Amateurteam: Markus Wolf beim Trainingsauftakt im Sommer 2023.
Der Weg der Regionalisierung ist gut angekommen. Nur: Erfolgreicher Abstiegskampf allein könnte sich beim Publikum schnell abnutzen.

Wolf: Letztlich kämpfen in der Regionalliga Bayern bis auf wenige Ausnahmen erst einmal alle Mannschaften um den Klassenerhalt. Um einer Mannschaft mehr Qualität hinzuzufügen, sind finanzielle Mittel notwendig, das gilt für alle Klubs gleichermaßen. Wir bräuchten signifikant mehr Publikum und auch mehr Sponsoren, damit wir in die Mannschaft investieren können. Wir geben nur das aus, was wir einnehmen. Der Amateurfußball hat sich geändert in den letzten Jahren, und es wird für die meisten Klubs noch viel schwieriger werden, glauben Sie mir. Das ist erst der Anfang einer generellen Abwärtsspirale. Und abnutzen wird sich alles im Leben, egal ob in den unteren oder oberen Ligen. Da spielen auch immer dieselben gegeneinander. Aber darum geht es auch nicht. Sondern, dass man sich als Mannschaft spielerisch weiterentwickelt und die Zuschauer und Zuschauerinnen Spaß am Stadionbesuch haben und gerne kommen, egal wie der Gegner dann heißt.

An so etwas wie Aufstieg braucht eine Amateurmannschaft in dieser Liga wohl gar nicht erst zu denken.

Wolf: Wir haben gelernt, uns nur mit uns zu beschäftigen und von Saison zu Saison zu schauen. Sicherlich ist das bei der aktuellen Konstellation kein Thema für uns. Wir müssen schauen, dass wir uns weiterentwickeln und den guten Jugendspielern eine Chance geben. Das ist aktuell wichtiger für den ganzen Verein.

"Die Vorstellungen des Finanzamts sind total weltfremd. Vielleicht ist es auch wieder einmal nur der Neid."
Markus Wolf darüber, dass seine Sponsoring-Leistung nicht in voller Höhe anerkannt werde
Wie sieht Ihr künftiges finanzielles Engagement beim FC 05 aus? Wird es weitere Einsparungen geben oder greifen Sie noch einmal an, wenn nächstes Jahr der Meister direkt aufsteigt?

Wolf: Grundsätzlich werden wir immer versuchen, mit unseren Möglichkeiten das Maximale herauszuholen. Aber: Das Engagement wird angepasst werden müssen an die Realität. Zum Beispiel möchte das Finanzamt Schweinfurt meine Sponsorenleistungen nicht anerkennen, was ein absoluter Hohn ist.

Nicht anerkennen? Bei der Steuerabrechnung, nehme ich an.

Wolf: Jetzt wird einem vorgeschrieben, wo und wie viel man sponsern darf. Dann wird es noch weiter abwärts gehen in allen Sportarten, wenn das der Fall sein sollte. Dann wird keine Firma mehr investieren, als ihr steuerlich angerechnet wird. Das ist dann das komplette Ende von sozialen Projekten. Nur in der Bundesliga ist alles möglich, hier dürfen Millionen investiert werden. In der Regionalliga sollen das laut Finanzamt maximal 50.000 Euro sein als Hauptsponsor. Ich kenne keinen Hauptsponsor in den Regionalligen, der nur diese Summe zahlt. Da liegen wir teilweise sehr weit drüber, vor allem in der Regionalliga Südwest. Die Vorstellungen des Finanzamtes sind total weltfremd. Oder vielleicht ist es auch wieder einmal nur der Neid, das könnte natürlich auch sein. Aber ich habe Einspruch gegen die Steuerprüfung eingelegt.

Ärgert sich über Finanzamt und Politik: Markus Wolf, Geschäftsführer und Hauptsponsor des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt.
Foto: Torsten Leukert | Ärgert sich über Finanzamt und Politik: Markus Wolf, Geschäftsführer und Hauptsponsor des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt.
Noch mal zum Sportlichen: Dritte Liga war stets Ihr Traum. Wovon träumen Sie heute?

Wolf: Ich träume von vielen Dingen im Leben. Ich habe mir das Träumen nie nehmen lassen. Das ist es doch gerade, was einem die positiven Erlebnisse ins Leben ruft. Ich war, bin und bleibe immer ein positiver Mensch.

Dann konkret: Wie lange wird es Markus Wolf als Hauptsponsor des FC 05 noch geben? Das ist ja nicht nur eine Frage von Träumen.

Wolf: Wie gesagt: Wenn das Finanzamt weiter so agiert und damit auch noch durchkommt bei Gericht, muss das Engagement angepasst werden. Zum Verschenken hat niemand etwas. Aber das kann sicherlich jeder verstehen.

Noch konkreter, bitteschön: Bleiben Sie Hauptsponsor des FC 05 Schweinfurt?

Wolf: Ich habe zumindest keine anderen Gedanken derzeit.

 
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  • Roland Albert
    Das Thema Wertschöpfung ist bei unseren karrieregeilen Finanzneubeamten ein Fremdwort geworden.
    Ich habe ein ähnliches Syndrom bei meinem Engagement beim Tierschutz.
    Alles soll gedeckelt werden, damit die Politik das Geld zum Rauswerfen bekommt.
    Deutschland zuerst muss das neue Leitwort werden.
    Damit Sponsoren wieder hier bleiben und hier Investitionen tätigen!
    Wir schmeißen weltweit viel zu viel Steuergeld durch die Gegend.
    DAS MUSS ENDLICH AUFHÖREN!!
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