Jan Gernlein ist ein selbstkritischer Mensch. Ein wohltuend reflektierter Fußball-Trainer. Auch am Samstagnachmittag im Bamberger Fuchs-Park-Stadion. Nach dem 0:1 gegen den FC 05 Schweinfurt steckt der FC Eintracht weiter tief im Abstiegskampf der Regionalliga Bayern. Plötzlich wollen sich bei den Oberfranken etliche nicht daran erinnern, dass man sich mal geschworen hat, für diesen Fall unaufgeregt zu reagieren.
Für einen Moment gar Gernlein. "Für ein Derby war das viel zu wenig Kampf. Beide Trainer haben sich mehr bewegt als viele Spieler." Wumms. "Wir hatten keine Qualität im Spiel mit dem Ball und keine Aggression im Spiel gegen den Ball. Wir haben nicht verstanden, dass es um den Klassenerhalt geht." Doppel-Wumms. Der 31-Jährige, Ende der vorletzten Saison Interimstrainer des FC 05 und danach Bayernliga-Meistercoach der Bamberger, war so stinkig, dass er nach dem Schlusspfiff dem Schweinfurter Sportleiter Andreas Brendler gar den Handschlag verweigerte.
Personelle Experimente der Bamberger gehen tüchtig daneben
Aus purer Enttäuschung: Sein Experiment mit einer überraschenden Aufstellung war tüchtig daneben gegangen. Mit Felix Popp und Tobias Linz hatte er zwei Stammkräfte draußen gelassen, mit Patrick Görtler einen seiner besten Angreifer. Und im Tor statt auf Fabian Dellermann auf den größeren Ben Olschewski gesetzt: "Beide sehe ich auf Augenhöhe, doch müssen andere beantworten, wo diese liegt." Von den vielen langen Bällen auf 05-Stürmer Adam Jabiri schnappte sich der auch mit dem Fuß öfter unglückliche Olschewski kaum einen.
Letztlich war es dann der selbstkritische und reflektierte Mensch in Jan Gernlein, der für die größte Bamberger Szene des Derbys sorgte: "Die Mannschaft ist Spiegelbild des Trainers. Das muss ich nächste Woche besser hinbekommen." Chapeau.