Es wurde am Samstagnachmittag über Katastrophen geredet, über Impulse, über fehlende Qualität - und darüber, dass Reden nicht mehr ausreiche. Der FC 05 Schweinfurt, inzwischen Stammgast im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Bayern, läuft nach der phasenweise peinlichen 2:4-(1:1)-Niederlage beim FC Augsburg II Gefahr, nach Wochen trügerischen Sicherheitsabstands auf einen Relegationsplatz auf einem solchen zu überwintern. Wohl wird die Mannschaft von Trainer Christian Gmünder nur ein Sieg am kommenden Samstag gegen Schlusslicht Heimstetten davor bewahren können - für den es nach dem Gezeigten keinerlei Garantien gibt.
So wie die Sicherheiten für Gmünder selbst nicht mehr, wie noch nach dem 2:2 in Buchbach, da sind. Er beantwortete die Frage nach seiner Zukunft in Schweinfurt mit Zweckoptimismus: "Ich bin immer noch überzeugt von mir, meinem Staff und davon, es mit diesen Spielern aus dieser Situation heraus schaffen zu können." Sportleiter Robert Hettich brauchte für seine Antwort auf die gleiche Frage deutlich länger und vertagte - nach einem tiefen Schnaufer - inhaltlich auf die kommenden Tage: "Das muss ich jetzt in aller Ruhe mit Markus Wolf besprechen." Der Geschäftsführer und er würden nur etwas beschließen, "von dem wir überzeugt sind, dass es einen Effekt hat."
Dass ein, wie auch immer gearteter Impuls der Mannschaft gut täte, darin waren sich alle 05-Verantwortlichen in Augsburg einig. Zu desaströs war das Gesamtbild, das die Nullfünfer, abgesehen von einer ordentlichen Viertelstunde Mitte der ersten Halbzeit, abgeliefert hatten. "Läuferisch, spielerisch und technisch war der Gegner besser", beurteilte Hettich die "hochverdiente Niederlage, die noch höher hätte ausfallen können." Gmünder schoss sich insbesondere auf das Zweikampfverhalten ein: "Es hatte nicht die nötige Qualität gegen diese junge Mannschaft. Wer die Zweikämpfe nicht annimmt, wird seltenst ein Spiel gewinnen. Nicht, dass die Spieler nicht wollten, sie waren zu träge im Kopf."
Torhüter Bennet Schmidt verhindert ein Schweinfurter Debakel
So musste Bennet Schmidt, erstmals seit gut drei Monaten wieder für Nico Stephan im Tor, mehrfach noch Schlimmeres verhindern - und war trotz der vier Gegentore noch bester Schweinfurter. Gegen den alleine durchgebrochenen Franjo Ivanovic rettete indes mehr die Unbeholfenheit des Augsburgers (9.). Der es dann als Vorbereiter mit feiner Finte gegen Linksverteidiger Jacob Engel besser machte und Jordi Wegmann das 1:0 ermöglichte (18.). Darauf reagierte der FC 05 noch stark: Kevin Fery traf den Pfosten, Felix Schwarzholz hatte Pech im Nachschuss (21.), im nächsten Anlauf jedoch gelang nach Böhnlein-Assistenz Adam Jabiri der 1:1-Ausgleich (22.).
Eine Antwort schuldig blieb der FC 05 jedoch nach dem Seitenwechsel. Die vom Schweinfurter Ex-Trainer Tobias Strobl ("das heute tat mir unheimlich gut") trainierten Augsburger trafen erst durch Hendrik Hofgärtner zum 2:1 (46.), übernahmen komplett die Kategorie Spielwitz und legten prompt in persona Wegmann das 3:1 nach (54.). Und schon war das Sechs-Punkte-Spiel dahin für die Schweinfurter, für die sich das musikalische Aufwärmprogramm, das zunächst aus den Böxchen im langsamem Verfall ausgesetzten, altehrwürdigen Rosenau-Stadion gescheppert hatte, bewahrheiten sollte: "Hotter than Hell" von Kiss. Das Zufallsprodukt von Pascal Moll zum 3:2 (74.) konterte Fabian Wessig ratzfatz zum Endstand (81.) - den Schmidt (76., 90.) zweimal festhielt.
Selbst die direkten Abstiegsplätze rücken für den FC 05 immer näher
Von der Hölle wollte Gmünder noch nicht reden, aber von "Druck. Der ist jetzt da." Und setzte nach: "Ich frage mich nur, ob sich dessen auch jeder Spieler bewusst ist. Nur Reden hilft da jetzt nicht". Weswegen keine normale Trainingswoche anstünde, sondern viel individuelle Aufbauarbeit. "Auf einem Abstiegsplatz zu überwintern wäre eine Katastrophe." Auf die direkten Abstiegsplätze sind's nämlich auch nur noch drei Zähler. Und das Schweinfurter Torverhältnis ist nach zuletzt nur einem Punkt aus vier Spielen erstmals negativ.
Auch Hettich rechnete: "Wir haben von den letzten acht Spielen nur eines gewonnen. Da steht man in der Tabelle eben da, wo wir stehen." Dass es immerhin noch Rang zwölf ist, sei trügerisch. Heimstetten als Selbstläufer für drei Punkte einzuplanen, verbiete sich, nicht nur wegen der 2:3-Hinspielniederlage dort, von selbst, so der Sportleiter: "In unserer Lage ist Überheblichkeit alles andere als angebracht." Ein Schicksalsspiel also am 3. Dezember im Sachs-Stadion im vermutlich letzten (für die Nachholpartie gegen Illertissen deutet Vieles auf den 18. Februar hin) Spiel des Jahres - ob mit oder ohne Gmünder, werden die kommenden Tage zeigen.